Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
3.
Da wird ein Feuer aus den alten Funken.
Die Brüder, die mich schonend oft ertragen,
Wenn in der Freundschaft Urbild ich versunken
So gränzenlos begehrt' ohn es zu sagen,
Sie sind mit mir von gleicher Liebe trunken,
Wir alle hoffen, es soll göttlich tagen.
Zum Scherz belebt den Kreis der Frauen Güte,
Auch mich erfreut des Witzes zarte Blüthe.
4.
Du warst mir Morgensonne, Heliodora!
Aus Deinem Lichte sog ich neue Gluth.
Du bist mir Lebensquelle, Heliodora!
Durch deren Kraft der alte Schmerz nun ruht.
Blüh' auf Du Wunderblume, Heliodora!
Zur ewgen Poesie hauch ewgen Muth!
Jch will nicht länger mit dem Schicksal rechten,
Zu schönem Kranz nur schöne Zweige flechten.
5.
Doch wollen mit Vernunft wir vorwärts schreiten,
Verstand erkenne, was die Lust begonnen.
Durch Klugheit seh ich selbst die besten gleiten,
Verworrne List ist gar zu bald zerronnen;
Sie irren von sich selbst in ferne Weiten
Und haben nichts als ihre Müh gewonnen.
Zeigt Weisheit sich in thörichtem Gewande,
So kommt der Dumme leichtlich von Verstande.
3.
Da wird ein Feuer aus den alten Funken.
Die Bruͤder, die mich schonend oft ertragen,
Wenn in der Freundschaft Urbild ich versunken
So graͤnzenlos begehrt' ohn es zu sagen,
Sie sind mit mir von gleicher Liebe trunken,
Wir alle hoffen, es soll goͤttlich tagen.
Zum Scherz belebt den Kreis der Frauen Guͤte,
Auch mich erfreut des Witzes zarte Bluͤthe.
4.
Du warst mir Morgensonne, Heliodora!
Aus Deinem Lichte sog ich neue Gluth.
Du bist mir Lebensquelle, Heliodora!
Durch deren Kraft der alte Schmerz nun ruht.
Bluͤh' auf Du Wunderblume, Heliodora!
Zur ewgen Poesie hauch ewgen Muth!
Jch will nicht laͤnger mit dem Schicksal rechten,
Zu schoͤnem Kranz nur schoͤne Zweige flechten.
5.
Doch wollen mit Vernunft wir vorwaͤrts schreiten,
Verstand erkenne, was die Lust begonnen.
Durch Klugheit seh ich selbst die besten gleiten,
Verworrne List ist gar zu bald zerronnen;
Sie irren von sich selbst in ferne Weiten
Und haben nichts als ihre Muͤh gewonnen.
Zeigt Weisheit sich in thoͤrichtem Gewande,
So kommt der Dumme leichtlich von Verstande.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0010" n="2"/>
            <lg n="3">
              <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head>
              <l>Da wird ein Feuer aus den alten Funken.</l><lb/>
              <l>Die Bru&#x0364;der, die mich schonend oft ertragen,</l><lb/>
              <l>Wenn in der Freundschaft Urbild ich versunken</l><lb/>
              <l>So gra&#x0364;nzenlos begehrt' ohn es zu sagen,</l><lb/>
              <l>Sie sind mit mir von gleicher Liebe trunken,</l><lb/>
              <l>Wir alle hoffen, es soll go&#x0364;ttlich tagen.</l><lb/>
              <l>Zum Scherz belebt den Kreis der Frauen Gu&#x0364;te,</l><lb/>
              <l>Auch mich erfreut des Witzes zarte Blu&#x0364;the.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head>
              <l>Du warst mir Morgensonne, Heliodora!</l><lb/>
              <l>Aus Deinem Lichte sog ich neue Gluth.</l><lb/>
              <l>Du bist mir Lebensquelle, Heliodora!</l><lb/>
              <l>Durch deren Kraft der alte Schmerz nun ruht.</l><lb/>
              <l>Blu&#x0364;h' auf Du Wunderblume, Heliodora!</l><lb/>
              <l>Zur ewgen Poesie hauch ewgen Muth!</l><lb/>
              <l>Jch will nicht la&#x0364;nger mit dem Schicksal rechten,</l><lb/>
              <l>Zu scho&#x0364;nem Kranz nur scho&#x0364;ne Zweige flechten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head>
              <l>Doch wollen mit Vernunft wir vorwa&#x0364;rts schreiten,</l><lb/>
              <l>Verstand erkenne, was die Lust begonnen.</l><lb/>
              <l>Durch Klugheit seh ich selbst die besten gleiten,</l><lb/>
              <l>Verworrne List ist gar zu bald zerronnen;</l><lb/>
              <l>Sie irren von sich selbst in ferne Weiten</l><lb/>
              <l>Und haben nichts als ihre Mu&#x0364;h gewonnen.</l><lb/>
              <l>Zeigt Weisheit sich in tho&#x0364;richtem Gewande,</l><lb/>
              <l>So kommt der Dumme leichtlich von Verstande.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0010] 3. Da wird ein Feuer aus den alten Funken. Die Bruͤder, die mich schonend oft ertragen, Wenn in der Freundschaft Urbild ich versunken So graͤnzenlos begehrt' ohn es zu sagen, Sie sind mit mir von gleicher Liebe trunken, Wir alle hoffen, es soll goͤttlich tagen. Zum Scherz belebt den Kreis der Frauen Guͤte, Auch mich erfreut des Witzes zarte Bluͤthe. 4. Du warst mir Morgensonne, Heliodora! Aus Deinem Lichte sog ich neue Gluth. Du bist mir Lebensquelle, Heliodora! Durch deren Kraft der alte Schmerz nun ruht. Bluͤh' auf Du Wunderblume, Heliodora! Zur ewgen Poesie hauch ewgen Muth! Jch will nicht laͤnger mit dem Schicksal rechten, Zu schoͤnem Kranz nur schoͤne Zweige flechten. 5. Doch wollen mit Vernunft wir vorwaͤrts schreiten, Verstand erkenne, was die Lust begonnen. Durch Klugheit seh ich selbst die besten gleiten, Verworrne List ist gar zu bald zerronnen; Sie irren von sich selbst in ferne Weiten Und haben nichts als ihre Muͤh gewonnen. Zeigt Weisheit sich in thoͤrichtem Gewande, So kommt der Dumme leichtlich von Verstande.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/10
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/10>, abgerufen am 21.11.2024.