Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Menschen, so wie die ganze Philosophie gehöre zu der ersten Klasse". Jn dieser einen Aeußerung liegt das ganze unerschöpfliche Chaos von Unphilosophie und Geistlosigkeit, wovon alle seine Schriften gleichsam nur Ausströmungen sind. Diese Art Erfahrungen und Jdeen entgegenzusetzen, und das Gebiet der letztern am Ende auf die bloße Mathematik zu beschränken, ist der höchste Gipfel der Empirie, gleichsam der Realismus des Raisonnements, der das was durch das gemeine Denken gefunden ist, als absolut gegeben, als das schlechthin wahre und denkbare an sich ansieht. Und wenn man den Prozeß, der mit Erfahrungen und Jdeen, sofern sie entgegengesetzt werden können, vorzunehmen ist, so gleichsam verwechselt: so wird nebst der eigenen und ursprünglichen Anschauung und dem philosophischen Denken überhaupt auch das Historische schlechthin unmöglich. Eben darum ist das Buch über die Gesellschaft so unendlich langweilig. Es sollte eine Schilderung der geselligen Natur in ihren Wirkungen und Rückwirkungen enthalten; aber dazu hätten die großen Erscheinungen derselben combinirt, und in einer bestimmten Beleuchtung unter gewisse Hauptpunkte zusammengestellt werden müssen. Dahin kann aber Garve nicht kommen, sondern er nimmt nur die einzelnen Beobachtungen, wie sie aus dem gemeinsten Standpunkte genommen werden, nach einander vor, und reflectirt eben über sie, und dieser einförmige Prozeß geht an dem Geländer trivialer Jdeen von Verstand, Charakter, Bildung, Glückseligkeit, über welche auch nicht reflectirt worden ist, um sich ihrer Menschen, so wie die ganze Philosophie gehoͤre zu der ersten Klasse”. Jn dieser einen Aeußerung liegt das ganze unerschoͤpfliche Chaos von Unphilosophie und Geistlosigkeit, wovon alle seine Schriften gleichsam nur Ausstroͤmungen sind. Diese Art Erfahrungen und Jdeen entgegenzusetzen, und das Gebiet der letztern am Ende auf die bloße Mathematik zu beschraͤnken, ist der hoͤchste Gipfel der Empirie, gleichsam der Realismus des Raisonnements, der das was durch das gemeine Denken gefunden ist, als absolut gegeben, als das schlechthin wahre und denkbare an sich ansieht. Und wenn man den Prozeß, der mit Erfahrungen und Jdeen, sofern sie entgegengesetzt werden koͤnnen, vorzunehmen ist, so gleichsam verwechselt: so wird nebst der eigenen und urspruͤnglichen Anschauung und dem philosophischen Denken uͤberhaupt auch das Historische schlechthin unmoͤglich. Eben darum ist das Buch uͤber die Gesellschaft so unendlich langweilig. Es sollte eine Schilderung der geselligen Natur in ihren Wirkungen und Ruͤckwirkungen enthalten; aber dazu haͤtten die großen Erscheinungen derselben combinirt, und in einer bestimmten Beleuchtung unter gewisse Hauptpunkte zusammengestellt werden muͤssen. Dahin kann aber Garve nicht kommen, sondern er nimmt nur die einzelnen Beobachtungen, wie sie aus dem gemeinsten Standpunkte genommen werden, nach einander vor, und reflectirt eben uͤber sie, und dieser einfoͤrmige Prozeß geht an dem Gelaͤnder trivialer Jdeen von Verstand, Charakter, Bildung, Gluͤckseligkeit, uͤber welche auch nicht reflectirt worden ist, um sich ihrer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0141" n="133"/> Menschen, so wie die ganze Philosophie gehoͤre zu der ersten Klasse”. Jn dieser einen Aeußerung liegt das ganze unerschoͤpfliche Chaos von Unphilosophie und Geistlosigkeit, wovon alle seine Schriften gleichsam nur Ausstroͤmungen sind. Diese Art Erfahrungen und Jdeen entgegenzusetzen, und das Gebiet der letztern am Ende auf die bloße Mathematik zu beschraͤnken, ist der hoͤchste Gipfel der Empirie, gleichsam der Realismus des Raisonnements, der das was durch das gemeine Denken gefunden ist, als absolut gegeben, als das schlechthin wahre und denkbare an sich ansieht. Und wenn man den Prozeß, der mit Erfahrungen und Jdeen, sofern sie entgegengesetzt werden koͤnnen, vorzunehmen ist, so gleichsam verwechselt: so wird nebst der eigenen und urspruͤnglichen Anschauung und dem philosophischen Denken uͤberhaupt auch das Historische schlechthin unmoͤglich. Eben darum ist das Buch uͤber die Gesellschaft so unendlich langweilig. Es sollte eine Schilderung der geselligen Natur in ihren Wirkungen und Ruͤckwirkungen enthalten; aber dazu haͤtten die großen Erscheinungen derselben <hi rendition="#g">combinirt</hi>, und in einer bestimmten Beleuchtung unter gewisse Hauptpunkte zusammengestellt werden muͤssen. Dahin kann aber Garve nicht kommen, sondern er nimmt nur die einzelnen Beobachtungen, wie sie aus dem gemeinsten Standpunkte genommen werden, nach einander vor, und reflectirt eben uͤber sie, und dieser einfoͤrmige Prozeß geht an dem Gelaͤnder trivialer Jdeen von Verstand, Charakter, Bildung, Gluͤckseligkeit, uͤber welche auch nicht reflectirt worden ist, um sich ihrer </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0141]
Menschen, so wie die ganze Philosophie gehoͤre zu der ersten Klasse”. Jn dieser einen Aeußerung liegt das ganze unerschoͤpfliche Chaos von Unphilosophie und Geistlosigkeit, wovon alle seine Schriften gleichsam nur Ausstroͤmungen sind. Diese Art Erfahrungen und Jdeen entgegenzusetzen, und das Gebiet der letztern am Ende auf die bloße Mathematik zu beschraͤnken, ist der hoͤchste Gipfel der Empirie, gleichsam der Realismus des Raisonnements, der das was durch das gemeine Denken gefunden ist, als absolut gegeben, als das schlechthin wahre und denkbare an sich ansieht. Und wenn man den Prozeß, der mit Erfahrungen und Jdeen, sofern sie entgegengesetzt werden koͤnnen, vorzunehmen ist, so gleichsam verwechselt: so wird nebst der eigenen und urspruͤnglichen Anschauung und dem philosophischen Denken uͤberhaupt auch das Historische schlechthin unmoͤglich. Eben darum ist das Buch uͤber die Gesellschaft so unendlich langweilig. Es sollte eine Schilderung der geselligen Natur in ihren Wirkungen und Ruͤckwirkungen enthalten; aber dazu haͤtten die großen Erscheinungen derselben combinirt, und in einer bestimmten Beleuchtung unter gewisse Hauptpunkte zusammengestellt werden muͤssen. Dahin kann aber Garve nicht kommen, sondern er nimmt nur die einzelnen Beobachtungen, wie sie aus dem gemeinsten Standpunkte genommen werden, nach einander vor, und reflectirt eben uͤber sie, und dieser einfoͤrmige Prozeß geht an dem Gelaͤnder trivialer Jdeen von Verstand, Charakter, Bildung, Gluͤckseligkeit, uͤber welche auch nicht reflectirt worden ist, um sich ihrer
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