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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Matthisson. Umsonst bestürmt, gleich Mamelucken,
Der Witzling meine Poesie.

Schmidt Mich auch trifft der Pfeil des Tadels nie,
Von der Ente lernt ich unterducken.

Voß. Stets, als wär' er ein Wams von Büffel,
Hat mich ruhiger Sinn gewärmt.

Matthisson. Ach, meiner Brust entsinkt der Griffel,
Wenn Mordgier zur Entmenschung schwärmt.

Schmidt. Hier im Dörfchen sind wir ungehärmt
Von des Stadtvolks lästerndem Geschniffel.

Voß. Wer Eßgästen sein Haus verrammelt,
Nie sey leckeres dem bescheert.

Matthisson. Wo des Gefühles Lippe stammelt,
Jst schön die Sterblichkeit verklärt.

Schmidt. Ja, ein Biederherz wird hoch geehrt,
Wenn zuletzt der Schelm am Galgen bammelt.

Voß. Paß doch auf, o Gesell! und dreh um,
Denn der Braten verbrennt noch sonst.

Matthisson. Dich grüß' ich, Riesen-Koliseum
Daß du des Zeitstroms Sturz entronnst.

Schmidt. Weil du heut ganz leer den Wocken sponnst,
Fiekchen, komm und sing mir ein te deum.

Voß. Wie so lustig die Ferken quieken!
Gütig ist doch und weise Gott.

Matthisson. Zur Kunstbeschauung der Antiken
Ward meines Geistes Auge flott.

Schmidt. Nicht beneid' ich den Baron von Tott
Pfeif' ich auf dem Blatt bey Friederiken.

Voß. Bey des winternden Heerds Geflacker
Lob'ich Schmauchen und Plaudern, wißt!

Matthisson. Umeist Natur auch Thal und Acker,
Jhr Liebling fühlt daß sie es ist.

Matthisson. Umsonst bestuͤrmt, gleich Mamelucken,
Der Witzling meine Poesie.

Schmidt Mich auch trifft der Pfeil des Tadels nie,
Von der Ente lernt ich unterducken.

Voß. Stets, als waͤr' er ein Wams von Buͤffel,
Hat mich ruhiger Sinn gewaͤrmt.

Matthisson. Ach, meiner Brust entsinkt der Griffel,
Wenn Mordgier zur Entmenschung schwaͤrmt.

Schmidt. Hier im Doͤrfchen sind wir ungehaͤrmt
Von des Stadtvolks laͤsterndem Geschniffel.

Voß. Wer Eßgaͤsten sein Haus verrammelt,
Nie sey leckeres dem bescheert.

Matthisson. Wo des Gefuͤhles Lippe stammelt,
Jst schoͤn die Sterblichkeit verklaͤrt.

Schmidt. Ja, ein Biederherz wird hoch geehrt,
Wenn zuletzt der Schelm am Galgen bammelt.

Voß. Paß doch auf, o Gesell! und dreh um,
Denn der Braten verbrennt noch sonst.

Matthisson. Dich gruͤß' ich, Riesen-Koliseum
Daß du des Zeitstroms Sturz entronnst.

Schmidt. Weil du heut ganz leer den Wocken sponnst,
Fiekchen, komm und sing mir ein te deum.

Voß. Wie so lustig die Ferken quieken!
Guͤtig ist doch und weise Gott.

Matthisson. Zur Kunstbeschauung der Antiken
Ward meines Geistes Auge flott.

Schmidt. Nicht beneid' ich den Baron von Tott
Pfeif' ich auf dem Blatt bey Friederiken.

Voß. Bey des winternden Heerds Geflacker
Lob'ich Schmauchen und Plaudern, wißt!

Matthisson. Umeist Natur auch Thal und Acker,
Jhr Liebling fuͤhlt daß sie es ist.

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[162/0170] Matthisson. Umsonst bestuͤrmt, gleich Mamelucken, Der Witzling meine Poesie. Schmidt Mich auch trifft der Pfeil des Tadels nie, Von der Ente lernt ich unterducken. Voß. Stets, als waͤr' er ein Wams von Buͤffel, Hat mich ruhiger Sinn gewaͤrmt. Matthisson. Ach, meiner Brust entsinkt der Griffel, Wenn Mordgier zur Entmenschung schwaͤrmt. Schmidt. Hier im Doͤrfchen sind wir ungehaͤrmt Von des Stadtvolks laͤsterndem Geschniffel. Voß. Wer Eßgaͤsten sein Haus verrammelt, Nie sey leckeres dem bescheert. Matthisson. Wo des Gefuͤhles Lippe stammelt, Jst schoͤn die Sterblichkeit verklaͤrt. Schmidt. Ja, ein Biederherz wird hoch geehrt, Wenn zuletzt der Schelm am Galgen bammelt. Voß. Paß doch auf, o Gesell! und dreh um, Denn der Braten verbrennt noch sonst. Matthisson. Dich gruͤß' ich, Riesen-Koliseum Daß du des Zeitstroms Sturz entronnst. Schmidt. Weil du heut ganz leer den Wocken sponnst, Fiekchen, komm und sing mir ein te deum. Voß. Wie so lustig die Ferken quieken! Guͤtig ist doch und weise Gott. Matthisson. Zur Kunstbeschauung der Antiken Ward meines Geistes Auge flott. Schmidt. Nicht beneid' ich den Baron von Tott Pfeif' ich auf dem Blatt bey Friederiken. Voß. Bey des winternden Heerds Geflacker Lob'ich Schmauchen und Plaudern, wißt! Matthisson. Umeist Natur auch Thal und Acker, Jhr Liebling fuͤhlt daß sie es ist.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/170>, abgerufen am 14.05.2024.