Schmidt, wenn sinnig du Reim' erfindest, Wird das Hausgeräth schön benahmt. Wenn du etwas nur Griech'sch verstündest! Da gebrichts, daß dein Vers so lahmt.
Schmidt.
Voß, wie sollt' ich mich erkühnen, dirs Nachzuthun in stolzen Hexametern. Aber was ich singe, glaube mirs, Klingt harmonisch Micheln so wie Petern.
Matthisson.
Schmidt, deine Kunst ist sicher triftig, Doch weilst du in der sand'gen Mark. Schwing deinen Stab zum Wandern lüftig, Und nähre dich mit Alpenmark.
Schmidt.
Dich bewundr' ich, wo ich dich versteh, Matthisson! Doch deine Basrelieffer, Die am Sarge sprießen in die Höh: Jst das eine Art von Mauerpfeffer?
Alle.
Nun so schürzen wir uns zur Dichtung, Hämmern Vers' im Cyklopentakt; Hochklassisch wird durch weise Sichtung Die Sprache, sonst so rauh und nackt. Es gelingt uns, wie man Kuchen backt, Diese löblich nützliche Verrichtung.
Voß.
Schmidt, wenn sinnig du Reim' erfindest, Wird das Hausgeraͤth schoͤn benahmt. Wenn du etwas nur Griech'sch verstuͤndest! Da gebrichts, daß dein Vers so lahmt.
Schmidt.
Voß, wie sollt' ich mich erkuͤhnen, dirs Nachzuthun in stolzen Hexamétern. Aber was ich singe, glaube mirs, Klingt harmonisch Micheln so wie Petern.
Matthisson.
Schmidt, deine Kunst ist sicher triftig, Doch weilst du in der sand'gen Mark. Schwing deinen Stab zum Wandern luͤftig, Und naͤhre dich mit Alpenmark.
Schmidt.
Dich bewundr' ich, wo ich dich versteh, Matthisson! Doch deine Basrelieffer, Die am Sarge sprießen in die Hoͤh: Jst das eine Art von Mauerpfeffer?
Alle.
Nun so schuͤrzen wir uns zur Dichtung, Haͤmmern Vers' im Cyklopentakt; Hochklassisch wird durch weise Sichtung Die Sprache, sonst so rauh und nackt. Es gelingt uns, wie man Kuchen backt, Diese loͤblich nuͤtzliche Verrichtung.
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Voß.
Schmidt, wenn sinnig du Reim' erfindest,
Wird das Hausgeraͤth schoͤn benahmt.
Wenn du etwas nur Griech'sch verstuͤndest!
Da gebrichts, daß dein Vers so lahmt.
Schmidt.
Voß, wie sollt' ich mich erkuͤhnen, dirs
Nachzuthun in stolzen Hexamétern.
Aber was ich singe, glaube mirs,
Klingt harmonisch Micheln so wie Petern.
Matthisson.
Schmidt, deine Kunst ist sicher triftig,
Doch weilst du in der sand'gen Mark.
Schwing deinen Stab zum Wandern luͤftig,
Und naͤhre dich mit Alpenmark.
Schmidt.
Dich bewundr' ich, wo ich dich versteh,
Matthisson! Doch deine Basrelieffer,
Die am Sarge sprießen in die Hoͤh:
Jst das eine Art von Mauerpfeffer?
Alle.
Nun so schuͤrzen wir uns zur Dichtung,
Haͤmmern Vers' im Cyklopentakt;
Hochklassisch wird durch weise Sichtung
Die Sprache, sonst so rauh und nackt.
Es gelingt uns, wie man Kuchen backt,
Diese loͤblich nuͤtzliche Verrichtung.
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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/172>, abgerufen am 21.11.2024.
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