Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Arroganz aussieht, und wo sie anzutreffen ist. So viel Papier zu verschwenden, um so höchst triviale Dinge zu sagen, und dann noch die Prätension, daß man die alten Bände eines verlegenen Buches dazu bei der Hand haben soll: gröber und arroganter und schlechter gegen das Publikum läßt sich nichts denken -- das Eine etwa ausgenommen, wenn diese Gedanken sich hätten unterstehn wollen, allein und ohne den großen Hofstaat von Redensarten, der sie umgiebt, aufzutreten, als ob sie für sich auch etwas sein könnten, das wäre freilich noch ärger gewesen. Wenn Sie beim Lesen auf den "Joseph Timm," die "Standrede," und das Gespräch "über die Furcht vor vor der Rückkehr des Aberglaubens" kommen: so werden Sie vielleicht sagen, daß Engel doch gar wohl wisse, was sich seit kurzem in der Welt zugetragen hat. Ja freilich! und es scheint wirklich, als habe er nicht die ganze Zeit geschlafen, auch nicht bloß gelebt, um zu lernen "daß in der Welt nichts unmöglich, und nichts unausbleiblich ist;" sondern als habe er sich mit vielem Nutzen darauf gelegt, sein Talent zum Drolligen recht auszubilden. Die Specula auf der Pfarrwohnung, die gottselige Frau, und der Jdealist machen sich im Joseph Timm recht hübsch zusammen, und Sie werden Sich ordentlich freuen, daß der Verfasser die gemeinen dummen Redensarten über diese Philosophie -- wie z. B. daß ein Mensch seinen eignen Vater macht, und daß Arme und Beine nicht Arme und Beine sind -- doch auch schon gehört hat; so auch die alberne und ganz falsche Arroganz aussieht, und wo sie anzutreffen ist. So viel Papier zu verschwenden, um so hoͤchst triviale Dinge zu sagen, und dann noch die Praͤtension, daß man die alten Baͤnde eines verlegenen Buches dazu bei der Hand haben soll: groͤber und arroganter und schlechter gegen das Publikum laͤßt sich nichts denken — das Eine etwa ausgenommen, wenn diese Gedanken sich haͤtten unterstehn wollen, allein und ohne den großen Hofstaat von Redensarten, der sie umgiebt, aufzutreten, als ob sie fuͤr sich auch etwas sein koͤnnten, das waͤre freilich noch aͤrger gewesen. Wenn Sie beim Lesen auf den “Joseph Timm,” die “Standrede,” und das Gespraͤch “uͤber die Furcht vor vor der Ruͤckkehr des Aberglaubens” kommen: so werden Sie vielleicht sagen, daß Engel doch gar wohl wisse, was sich seit kurzem in der Welt zugetragen hat. Ja freilich! und es scheint wirklich, als habe er nicht die ganze Zeit geschlafen, auch nicht bloß gelebt, um zu lernen “daß in der Welt nichts unmoͤglich, und nichts unausbleiblich ist;” sondern als habe er sich mit vielem Nutzen darauf gelegt, sein Talent zum Drolligen recht auszubilden. Die Specula auf der Pfarrwohnung, die gottselige Frau, und der Jdealist machen sich im Joseph Timm recht huͤbsch zusammen, und Sie werden Sich ordentlich freuen, daß der Verfasser die gemeinen dummen Redensarten uͤber diese Philosophie — wie z. B. daß ein Mensch seinen eignen Vater macht, und daß Arme und Beine nicht Arme und Beine sind — doch auch schon gehoͤrt hat; so auch die alberne und ganz falsche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0258" n="246"/> Arroganz aussieht, und wo sie anzutreffen ist. So viel Papier zu verschwenden, um so hoͤchst triviale Dinge zu sagen, und dann noch die Praͤtension, daß man die alten Baͤnde eines verlegenen Buches dazu bei der Hand haben soll: groͤber und arroganter und schlechter gegen das Publikum laͤßt sich nichts denken — das Eine etwa ausgenommen, wenn <hi rendition="#g">diese</hi> Gedanken sich haͤtten unterstehn wollen, allein und ohne den großen Hofstaat von Redensarten, der sie umgiebt, aufzutreten, als ob sie fuͤr sich auch etwas sein koͤnnten, das waͤre freilich noch aͤrger gewesen.</p><lb/> <p>Wenn Sie beim Lesen auf den “<hi rendition="#g">Joseph Timm</hi>,” die “<hi rendition="#g">Standrede</hi>,” und das Gespraͤch “<hi rendition="#g">uͤber die Furcht vor vor der Ruͤckkehr des Aberglaubens</hi>” kommen: so werden Sie vielleicht sagen, daß Engel doch gar wohl wisse, was sich seit kurzem in der Welt zugetragen hat. Ja freilich! und es scheint wirklich, als habe er nicht die ganze Zeit geschlafen, auch nicht bloß gelebt, um zu lernen “daß in der Welt nichts unmoͤglich, und nichts unausbleiblich ist;” sondern als habe er sich mit vielem Nutzen darauf gelegt, sein Talent zum Drolligen recht auszubilden. Die Specula auf der Pfarrwohnung, die gottselige Frau, und der Jdealist machen sich im Joseph Timm recht huͤbsch zusammen, und Sie werden Sich ordentlich freuen, daß der Verfasser die gemeinen dummen Redensarten uͤber diese Philosophie — wie z. B. daß ein Mensch seinen eignen Vater macht, und daß Arme und Beine nicht Arme und Beine sind — doch auch schon gehoͤrt hat; so auch die alberne und ganz falsche </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0258]
Arroganz aussieht, und wo sie anzutreffen ist. So viel Papier zu verschwenden, um so hoͤchst triviale Dinge zu sagen, und dann noch die Praͤtension, daß man die alten Baͤnde eines verlegenen Buches dazu bei der Hand haben soll: groͤber und arroganter und schlechter gegen das Publikum laͤßt sich nichts denken — das Eine etwa ausgenommen, wenn diese Gedanken sich haͤtten unterstehn wollen, allein und ohne den großen Hofstaat von Redensarten, der sie umgiebt, aufzutreten, als ob sie fuͤr sich auch etwas sein koͤnnten, das waͤre freilich noch aͤrger gewesen.
Wenn Sie beim Lesen auf den “Joseph Timm,” die “Standrede,” und das Gespraͤch “uͤber die Furcht vor vor der Ruͤckkehr des Aberglaubens” kommen: so werden Sie vielleicht sagen, daß Engel doch gar wohl wisse, was sich seit kurzem in der Welt zugetragen hat. Ja freilich! und es scheint wirklich, als habe er nicht die ganze Zeit geschlafen, auch nicht bloß gelebt, um zu lernen “daß in der Welt nichts unmoͤglich, und nichts unausbleiblich ist;” sondern als habe er sich mit vielem Nutzen darauf gelegt, sein Talent zum Drolligen recht auszubilden. Die Specula auf der Pfarrwohnung, die gottselige Frau, und der Jdealist machen sich im Joseph Timm recht huͤbsch zusammen, und Sie werden Sich ordentlich freuen, daß der Verfasser die gemeinen dummen Redensarten uͤber diese Philosophie — wie z. B. daß ein Mensch seinen eignen Vater macht, und daß Arme und Beine nicht Arme und Beine sind — doch auch schon gehoͤrt hat; so auch die alberne und ganz falsche
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