Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

zum Beschluß gebracht werden, oder vielleicht durch meinen Bruder oder durch Tieck, oder durch sonst einen von unsrer Faction, oder erst durch einen Sohn von uns, durch einen Enkel, einen Urenkel, einen Enkel im sieben und zwanzigsten Gliede, oder erst am jüngsten Tage, oder niemals; das bleibt der Weisheit des Lesers, für welche diese Frage recht eigentlich gehört, anheim gestellt.

Goethe und Fichte, das bleibt die leichteste und schicklichste Formel für allen Anstoß, den das Athenaeum gegeben, und für alles Unverständniß, welches das Athenaeum erregt hat. Das beste dürfte wohl auch hier seyn, es immer ärger zu machen; wenn das Aergerniß die größte Höhe erreicht hat, so reißt es und verschwindet, und kann das Verstehen dann sogleich seinen Anfang nehmen. Noch sind wir nicht weit genug mit dem Anstoßgeben gekommen: aber was nicht ist kann noch werden. Ja auch jene Namen werden noch mehr als einmal wieder genannt werden müssen, und nur noch heute hat mein Bruder ein Sonett gemacht, welches ich mich nicht enthalten kann, dem Leser mitzutheilen, wegen der reizenden Wortspiele, die er (der Leser) fast noch mehr liebt als die Jronie:

Bewundert nur die feingeschnitzten Götzen,
Und laßt als Meister, Führer, Freuud uns Goethen:
Euch wird nach seines Geistes Morgenröthen
Apollo's goldner Tag nicht mit ergötzen.

zum Beschluß gebracht werden, oder vielleicht durch meinen Bruder oder durch Tieck, oder durch sonst einen von unsrer Faction, oder erst durch einen Sohn von uns, durch einen Enkel, einen Urenkel, einen Enkel im sieben und zwanzigsten Gliede, oder erst am juͤngsten Tage, oder niemals; das bleibt der Weisheit des Lesers, fuͤr welche diese Frage recht eigentlich gehoͤrt, anheim gestellt.

Goethe und Fichte, das bleibt die leichteste und schicklichste Formel fuͤr allen Anstoß, den das Athenaeum gegeben, und fuͤr alles Unverstaͤndniß, welches das Athenaeum erregt hat. Das beste duͤrfte wohl auch hier seyn, es immer aͤrger zu machen; wenn das Aergerniß die groͤßte Hoͤhe erreicht hat, so reißt es und verschwindet, und kann das Verstehen dann sogleich seinen Anfang nehmen. Noch sind wir nicht weit genug mit dem Anstoßgeben gekommen: aber was nicht ist kann noch werden. Ja auch jene Namen werden noch mehr als einmal wieder genannt werden muͤssen, und nur noch heute hat mein Bruder ein Sonett gemacht, welches ich mich nicht enthalten kann, dem Leser mitzutheilen, wegen der reizenden Wortspiele, die er (der Leser) fast noch mehr liebt als die Jronie:

Bewundert nur die feingeschnitzten Goͤtzen,
Und laßt als Meister, Fuͤhrer, Freuud uns Goethen:
Euch wird nach seines Geistes Morgenroͤthen
Apollo's goldner Tag nicht mit ergoͤtzen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0357" n="345"/>
zum Beschluß gebracht werden, oder vielleicht durch meinen Bruder oder durch Tieck, oder durch sonst einen von unsrer Faction, oder erst durch einen Sohn von uns, durch einen Enkel, einen Urenkel, einen Enkel im sieben und zwanzigsten Gliede, oder erst am ju&#x0364;ngsten Tage, oder niemals; das bleibt der Weisheit des Lesers, fu&#x0364;r welche diese Frage recht eigentlich geho&#x0364;rt, anheim gestellt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Goethe und Fichte</hi>, das bleibt die leichteste und schicklichste Formel fu&#x0364;r allen Anstoß, den das Athenaeum gegeben, und fu&#x0364;r alles Unversta&#x0364;ndniß, welches das Athenaeum erregt hat. Das beste du&#x0364;rfte wohl auch hier seyn, es immer a&#x0364;rger zu machen; wenn das Aergerniß die gro&#x0364;ßte Ho&#x0364;he erreicht hat, so reißt es und verschwindet, und kann das Verstehen dann sogleich seinen Anfang nehmen. Noch sind wir nicht weit genug mit dem Anstoßgeben gekommen: aber was nicht ist kann noch werden. Ja auch jene Namen werden noch mehr als einmal wieder genannt werden mu&#x0364;ssen, und nur noch heute hat mein Bruder ein Sonett gemacht, welches ich mich nicht enthalten kann, dem Leser mitzutheilen, wegen der reizenden Wortspiele, die er (der Leser) fast noch mehr liebt als die Jronie:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Bewundert nur die feingeschnitzten Go&#x0364;tzen,</l><lb/>
              <l>Und laßt als Meister, Fu&#x0364;hrer, Freuud uns Goethen:</l><lb/>
              <l>Euch wird nach seines Geistes Morgenro&#x0364;then</l><lb/>
              <l>Apollo's goldner Tag nicht mit ergo&#x0364;tzen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[345/0357] zum Beschluß gebracht werden, oder vielleicht durch meinen Bruder oder durch Tieck, oder durch sonst einen von unsrer Faction, oder erst durch einen Sohn von uns, durch einen Enkel, einen Urenkel, einen Enkel im sieben und zwanzigsten Gliede, oder erst am juͤngsten Tage, oder niemals; das bleibt der Weisheit des Lesers, fuͤr welche diese Frage recht eigentlich gehoͤrt, anheim gestellt. Goethe und Fichte, das bleibt die leichteste und schicklichste Formel fuͤr allen Anstoß, den das Athenaeum gegeben, und fuͤr alles Unverstaͤndniß, welches das Athenaeum erregt hat. Das beste duͤrfte wohl auch hier seyn, es immer aͤrger zu machen; wenn das Aergerniß die groͤßte Hoͤhe erreicht hat, so reißt es und verschwindet, und kann das Verstehen dann sogleich seinen Anfang nehmen. Noch sind wir nicht weit genug mit dem Anstoßgeben gekommen: aber was nicht ist kann noch werden. Ja auch jene Namen werden noch mehr als einmal wieder genannt werden muͤssen, und nur noch heute hat mein Bruder ein Sonett gemacht, welches ich mich nicht enthalten kann, dem Leser mitzutheilen, wegen der reizenden Wortspiele, die er (der Leser) fast noch mehr liebt als die Jronie: Bewundert nur die feingeschnitzten Goͤtzen, Und laßt als Meister, Fuͤhrer, Freuud uns Goethen: Euch wird nach seines Geistes Morgenroͤthen Apollo's goldner Tag nicht mit ergoͤtzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/357
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/357>, abgerufen am 15.05.2024.