Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.Canut, Estrithe, laß uns nichts von dem vergangnen sagen,Mein Herz ist allzufroh, sich weiter zu beklagen. Es sey genug an dem, was mich bisher gekränkt, Daß meiner Schwester Herz sich von mir abgelenkt, Und alles mein Bemühn sich fruchtlos enden mußte, Weil es mir dein Vertraun nicht zu erwerben wußte. Was dir gewähret ist, hoff auch für den Gemahl: Wär alles wider ihn, so schützt ihn deine Wahl. Er darf nur ohne Furcht vor meinem Blick erscheinen, Jch hab ihn nie gehaßt und lieb ihn als den Deinen. Warum hast du zuvor dein Herz vor mir verhehlt? Da du ihn dir ersehn, hätt ich ihn auch gewählt. Die Herrschaft über dich ist dir stets frey gewesen. Behalt sie, lieb ihn. Estrithe. Herr, du hast mir ihn erlesen. Canut. Jch? Estrithe. Ja! du hast ihn selbst mir als Gemahl gesandt. Er ward mir darum lieb. Er kam von deiner Hand. Du schriebst mir, das zu thun, was er von mir begehrte. Jch nahm ihn an, als den, der deinen Wink erklärte. Er zeigte mir voll Dank und Liebe gegen dich, Das, was er forderte und du ihm gäbst, sey ich. Er wies mir dein Geboth: was braucht er mehr zu- zeigen? So war mein Herz erlangt, und sein Glück ward mein eigen. So sorglos hab ich stets auf deine Huld gebaut, Und deiner Führung bloß mein ganzes Glück vertraut. Was
Canut, Eſtrithe, laß uns nichts von dem vergangnen ſagen,Mein Herz iſt allzufroh, ſich weiter zu beklagen. Es ſey genug an dem, was mich bisher gekraͤnkt, Daß meiner Schweſter Herz ſich von mir abgelenkt, Und alles mein Bemuͤhn ſich fruchtlos enden mußte, Weil es mir dein Vertraun nicht zu erwerben wußte. Was dir gewaͤhret iſt, hoff auch fuͤr den Gemahl: Waͤr alles wider ihn, ſo ſchuͤtzt ihn deine Wahl. Er darf nur ohne Furcht vor meinem Blick erſcheinen, Jch hab ihn nie gehaßt und lieb ihn als den Deinen. Warum haſt du zuvor dein Herz vor mir verhehlt? Da du ihn dir erſehn, haͤtt ich ihn auch gewaͤhlt. Die Herrſchaft uͤber dich iſt dir ſtets frey geweſen. Behalt ſie, lieb ihn. Eſtrithe. Herr, du haſt mir ihn erleſen. Canut. Jch? Eſtrithe. Ja! du haſt ihn ſelbſt mir als Gemahl geſandt. Er ward mir darum lieb. Er kam von deiner Hand. Du ſchriebſt mir, das zu thun, was er von mir begehrte. Jch nahm ihn an, als den, der deinen Wink erklaͤrte. Er zeigte mir voll Dank und Liebe gegen dich, Das, was er forderte und du ihm gaͤbſt, ſey ich. Er wies mir dein Geboth: was braucht er mehr zu- zeigen? So war mein Herz erlangt, und ſein Gluͤck ward mein eigen. So ſorglos hab ich ſtets auf deine Huld gebaut, Und deiner Fuͤhrung bloß mein ganzes Gluͤck vertraut. Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CAN"> <p><pb facs="#f0032" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Canut,</hi></fw><lb/> Eſtrithe, laß uns nichts von dem vergangnen ſagen,<lb/> Mein Herz iſt allzufroh, ſich weiter zu beklagen.<lb/> Es ſey genug an dem, was mich bisher gekraͤnkt,<lb/> Daß meiner Schweſter Herz ſich von mir abgelenkt,<lb/> Und alles mein Bemuͤhn ſich fruchtlos enden mußte,<lb/> Weil es mir dein Vertraun nicht zu erwerben wußte.<lb/> Was dir gewaͤhret iſt, hoff auch fuͤr den Gemahl:<lb/> Waͤr alles wider ihn, ſo ſchuͤtzt ihn deine Wahl.<lb/> Er darf nur ohne Furcht vor meinem Blick erſcheinen,<lb/> Jch hab ihn nie gehaßt und lieb ihn als den Deinen.<lb/> Warum haſt du zuvor dein Herz vor mir verhehlt?<lb/> Da du ihn dir erſehn, haͤtt ich ihn auch gewaͤhlt.<lb/> Die Herrſchaft uͤber dich iſt dir ſtets frey geweſen.<lb/> Behalt ſie, lieb ihn.</p> </sp><lb/> <sp who="#EST"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eſtrithe.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Herr, du haſt mir ihn erleſen.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#CAN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Canut.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch?</p> </sp><lb/> <sp who="#EST"> <speaker> <hi rendition="#fr">Eſtrithe.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja! du haſt ihn ſelbſt mir als Gemahl geſandt.<lb/> Er ward mir darum lieb. Er kam von deiner Hand.<lb/> Du ſchriebſt mir, das zu thun, was er von mir begehrte.<lb/> Jch nahm ihn an, als den, der deinen Wink erklaͤrte.<lb/> Er zeigte mir voll Dank und Liebe gegen dich,<lb/> Das, was er forderte und du ihm gaͤbſt, ſey ich.<lb/> Er wies mir dein Geboth: was braucht er mehr zu-<lb/><hi rendition="#et">zeigen?</hi><lb/> So war mein Herz erlangt, und ſein Gluͤck ward mein<lb/><hi rendition="#et">eigen.</hi><lb/> So ſorglos hab ich ſtets auf deine Huld gebaut,<lb/> Und deiner Fuͤhrung bloß mein ganzes Gluͤck vertraut.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0032]
Canut,
Eſtrithe, laß uns nichts von dem vergangnen ſagen,
Mein Herz iſt allzufroh, ſich weiter zu beklagen.
Es ſey genug an dem, was mich bisher gekraͤnkt,
Daß meiner Schweſter Herz ſich von mir abgelenkt,
Und alles mein Bemuͤhn ſich fruchtlos enden mußte,
Weil es mir dein Vertraun nicht zu erwerben wußte.
Was dir gewaͤhret iſt, hoff auch fuͤr den Gemahl:
Waͤr alles wider ihn, ſo ſchuͤtzt ihn deine Wahl.
Er darf nur ohne Furcht vor meinem Blick erſcheinen,
Jch hab ihn nie gehaßt und lieb ihn als den Deinen.
Warum haſt du zuvor dein Herz vor mir verhehlt?
Da du ihn dir erſehn, haͤtt ich ihn auch gewaͤhlt.
Die Herrſchaft uͤber dich iſt dir ſtets frey geweſen.
Behalt ſie, lieb ihn.
Eſtrithe.
Herr, du haſt mir ihn erleſen.
Canut.
Jch?
Eſtrithe.
Ja! du haſt ihn ſelbſt mir als Gemahl geſandt.
Er ward mir darum lieb. Er kam von deiner Hand.
Du ſchriebſt mir, das zu thun, was er von mir begehrte.
Jch nahm ihn an, als den, der deinen Wink erklaͤrte.
Er zeigte mir voll Dank und Liebe gegen dich,
Das, was er forderte und du ihm gaͤbſt, ſey ich.
Er wies mir dein Geboth: was braucht er mehr zu-
zeigen?
So war mein Herz erlangt, und ſein Gluͤck ward mein
eigen.
So ſorglos hab ich ſtets auf deine Huld gebaut,
Und deiner Fuͤhrung bloß mein ganzes Gluͤck vertraut.
Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |