Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.ten Sehnsucht mehr als gewöhnlich ten Sehnſucht mehr als gewöhnlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0135" n="130"/> ten Sehnſucht mehr als gewöhnlich<lb/> überlaſſen haben. Da er dies ge-<lb/> wahr ward, wollte er den Augen-<lb/> blick, der vielleicht nie wieder käme,<lb/> nicht verſcherzen und gerieth durch<lb/> die plötzliche Hoffnung ſelbſt in einen<lb/> Taumel von Begeiſterung. Ein<lb/> Strom von Bitten, von Schmeiche-<lb/> leien und von Sophismen floß von<lb/> ſeinen Lippen. Er bedeckte ſie mit<lb/> Liebkoſungen und er gerieth außer<lb/> ſich vor Entzücken, da das liebens-<lb/> würdige Köpfchen endlich an ſeine<lb/> Bruſt ſank, wie ſich die zu volle<lb/> Blume an ihrem Stengel ſenket.<lb/> Ohne Zurückhaltung ſchmiegte ſich<lb/> die ſchlanke Geſtalt um ihn, die<lb/> ſeidnen Locken der goldnen Haare<lb/> floſſen über ſeine Hand, mit zärt-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0135]
ten Sehnſucht mehr als gewöhnlich
überlaſſen haben. Da er dies ge-
wahr ward, wollte er den Augen-
blick, der vielleicht nie wieder käme,
nicht verſcherzen und gerieth durch
die plötzliche Hoffnung ſelbſt in einen
Taumel von Begeiſterung. Ein
Strom von Bitten, von Schmeiche-
leien und von Sophismen floß von
ſeinen Lippen. Er bedeckte ſie mit
Liebkoſungen und er gerieth außer
ſich vor Entzücken, da das liebens-
würdige Köpfchen endlich an ſeine
Bruſt ſank, wie ſich die zu volle
Blume an ihrem Stengel ſenket.
Ohne Zurückhaltung ſchmiegte ſich
die ſchlanke Geſtalt um ihn, die
ſeidnen Locken der goldnen Haare
floſſen über ſeine Hand, mit zärt-
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