Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.Wir sind dankbar und zufrieden mit Wir ſind dankbar und zufrieden mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0217" n="212"/> Wir ſind dankbar und zufrieden mit<lb/> dem was die Götter wollen und<lb/> was ſie in der heiligen Schrift der<lb/> ſchönen Natur ſo klar angedeutet<lb/> haben. Das beſcheidne Gemüth er-<lb/> kennt es, daß es auch ſeine wie al-<lb/> ler Dinge natürliche Beſtimmung<lb/> ſey, zu blühen zu reifen und zu<lb/> welken. Aber es weiß, daß eines<lb/> doch in ihm unvergänglich ſey. Die-<lb/> ſes iſt die ewige Sehnſucht nach der<lb/> ewigen Jugend, die immer da iſt<lb/> und immer entflieht. Noch klaget<lb/> die zärtliche Venus um den Tod des<lb/> holden Adonis in jeder ſchönen Seele.<lb/> Mit ſüßem Verlangen erwartet und<lb/> ſucht ſie den Jüngling, mit zarter<lb/> Wehmuth erinnert ſie ſich an die<lb/> himmliſchen Augen des Geliebten,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0217]
Wir ſind dankbar und zufrieden mit
dem was die Götter wollen und
was ſie in der heiligen Schrift der
ſchönen Natur ſo klar angedeutet
haben. Das beſcheidne Gemüth er-
kennt es, daß es auch ſeine wie al-
ler Dinge natürliche Beſtimmung
ſey, zu blühen zu reifen und zu
welken. Aber es weiß, daß eines
doch in ihm unvergänglich ſey. Die-
ſes iſt die ewige Sehnſucht nach der
ewigen Jugend, die immer da iſt
und immer entflieht. Noch klaget
die zärtliche Venus um den Tod des
holden Adonis in jeder ſchönen Seele.
Mit ſüßem Verlangen erwartet und
ſucht ſie den Jüngling, mit zarter
Wehmuth erinnert ſie ſich an die
himmliſchen Augen des Geliebten,
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