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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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nen Finsterniß. In goldner Jugend
und Unschuld wandelt die Zeit und
der Mensch im göttlichen Frieden
der Natur, und ewig kehrt Aurora
schöner wieder.

Nicht der Haß, wie die Weisen
sagen, sondern die Liebe trennt die
Wesen und bildet die Welt, und nur
in ihrem Licht kann man diese fin-
den und schauen. Nur in der Ant-
wort seines Du kann jedes Ich seine
unendliche Einheit ganz fühlen. Dann
will der Verstand den innern Keim
der Gottähnlichkeit entfalten, strebt
immer näher nach dem Ziele und ist
voll Ernst, die Seele zu bilden, wie
ein Künstler das einzig geliebte
Werk. In den Mysterien der Bil-
dung schaut der Geist das Spiel

nen Finſterniß. In goldner Jugend
und Unſchuld wandelt die Zeit und
der Menſch im göttlichen Frieden
der Natur, und ewig kehrt Aurora
ſchöner wieder.

Nicht der Haß, wie die Weiſen
ſagen, ſondern die Liebe trennt die
Weſen und bildet die Welt, und nur
in ihrem Licht kann man dieſe fin-
den und ſchauen. Nur in der Ant-
wort ſeines Du kann jedes Ich ſeine
unendliche Einheit ganz fühlen. Dann
will der Verſtand den innern Keim
der Gottähnlichkeit entfalten, ſtrebt
immer näher nach dem Ziele und iſt
voll Ernſt, die Seele zu bilden, wie
ein Künſtler das einzig geliebte
Werk. In den Myſterien der Bil-
dung ſchaut der Geiſt das Spiel

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[221/0226] nen Finſterniß. In goldner Jugend und Unſchuld wandelt die Zeit und der Menſch im göttlichen Frieden der Natur, und ewig kehrt Aurora ſchöner wieder. Nicht der Haß, wie die Weiſen ſagen, ſondern die Liebe trennt die Weſen und bildet die Welt, und nur in ihrem Licht kann man dieſe fin- den und ſchauen. Nur in der Ant- wort ſeines Du kann jedes Ich ſeine unendliche Einheit ganz fühlen. Dann will der Verſtand den innern Keim der Gottähnlichkeit entfalten, ſtrebt immer näher nach dem Ziele und iſt voll Ernſt, die Seele zu bilden, wie ein Künſtler das einzig geliebte Werk. In den Myſterien der Bil- dung ſchaut der Geiſt das Spiel

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/226>, abgerufen am 21.11.2024.