Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.Werke. Da befiel mich Entsetzen, Wunderliche Welten erschienen Werke. Da befiel mich Entſetzen, Wunderliche Welten erſchienen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0260" n="255"/> Werke. Da befiel mich Entſetzen,<lb/> wie wenn ein Sterblicher ſich in der<lb/> Mitte unabſehlicher Eisgebirge plötz-<lb/> lich allein fände. Alles war mir<lb/> kalt und fremd und ſelbſt die Thrä-<lb/> ne gefror.</p><lb/> <p>Wunderliche Welten erſchienen<lb/> und ſchwanden mir im ängſtlichen<lb/> Traum. Ich war krank und litt<lb/> viel, aber ich liebte meine Krankheit<lb/> und hieß ſelbſt den Schmerz willkom-<lb/> men. Ich haßte alles Irdiſche und<lb/> freute mich, daß es beſtraft und zer-<lb/> rüttet würde; ich fühlte mich ſo al-<lb/> lein und ſo ſonderbar, und wie ein<lb/> zarter Geiſt oft mitten im Schooß<lb/> des Glücks über ſeine eigne Freude<lb/> wehmüthig wird, und uns grade<lb/> auf dem Gipfel des Daſeyns das<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0260]
Werke. Da befiel mich Entſetzen,
wie wenn ein Sterblicher ſich in der
Mitte unabſehlicher Eisgebirge plötz-
lich allein fände. Alles war mir
kalt und fremd und ſelbſt die Thrä-
ne gefror.
Wunderliche Welten erſchienen
und ſchwanden mir im ängſtlichen
Traum. Ich war krank und litt
viel, aber ich liebte meine Krankheit
und hieß ſelbſt den Schmerz willkom-
men. Ich haßte alles Irdiſche und
freute mich, daß es beſtraft und zer-
rüttet würde; ich fühlte mich ſo al-
lein und ſo ſonderbar, und wie ein
zarter Geiſt oft mitten im Schooß
des Glücks über ſeine eigne Freude
wehmüthig wird, und uns grade
auf dem Gipfel des Daſeyns das
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