Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.auch wenn sie erwacht ist. Sie fühlt Dann zieht sich ein frischer Hauch Nun versteht die Seele die Kla- auch wenn ſie erwacht iſt. Sie fühlt Dann zieht ſich ein friſcher Hauch Nun verſteht die Seele die Kla- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0303" n="298"/> auch wenn ſie erwacht iſt. Sie fühlt<lb/> ſich umſchlungen von den Blüthen<lb/> der Liebe, ſie hütet ſich wohl die lo-<lb/> ſen Kränze zu zerreißen, ſie giebt ſich<lb/> gern gefangen und weiht ſich ſelbſt<lb/> der Fantaſie und läßt ſich gern be-<lb/> herrſchen von dem Kinde, das alle<lb/> Mutterſorgen durch ſeine ſüßen Tän-<lb/> deleyen lohnt.</p><lb/> <p>Dann zieht ſich ein friſcher Hauch<lb/> von Jugendblüthe über das ganze<lb/> Daſeyn und ein Heiligenſchein von<lb/> kindlicher Wonne. Der Mann ver-<lb/> göttert die Geliebte, die Mutter das<lb/> Kind und alle den ewigen Men-<lb/> ſchen.</p><lb/> <p>Nun verſteht die Seele die Kla-<lb/> ge der Nachtigall und das Lächeln<lb/> des Neugebohrnen, und was auf<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0303]
auch wenn ſie erwacht iſt. Sie fühlt
ſich umſchlungen von den Blüthen
der Liebe, ſie hütet ſich wohl die lo-
ſen Kränze zu zerreißen, ſie giebt ſich
gern gefangen und weiht ſich ſelbſt
der Fantaſie und läßt ſich gern be-
herrſchen von dem Kinde, das alle
Mutterſorgen durch ſeine ſüßen Tän-
deleyen lohnt.
Dann zieht ſich ein friſcher Hauch
von Jugendblüthe über das ganze
Daſeyn und ein Heiligenſchein von
kindlicher Wonne. Der Mann ver-
göttert die Geliebte, die Mutter das
Kind und alle den ewigen Men-
ſchen.
Nun verſteht die Seele die Kla-
ge der Nachtigall und das Lächeln
des Neugebohrnen, und was auf
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