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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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gleich in der deinigen Wurzel faßte?
-- So schlingt die Religion der
Liebe unsre Liebe immer inniger und
stärker zusammen, wie das Kind die
Lust der zärtlichen Eltern dem Echo
gleich verdoppelt.

Nichts kann uns trennen und
gewiß würde jede Entfernung mich
nur gewaltsamer an dich reißen. Ich
denke mir, wie ich bey der letzten
Umarmung im Gedränge der hef-
tigen Widersprüche zugleich in Thrä-
nen und in Lachen ausbreche. Dann
würde ich still werden und in einer
Art von Betäubung durchaus nicht
glauben, daß ich von dir entfernt
sey, bis die neuen Gegenstände um
mich her mich wider Willen über-
zeugten. Aber dann würde auch

gleich in der deinigen Wurzel faßte?
— So ſchlingt die Religion der
Liebe unſre Liebe immer inniger und
ſtärker zuſammen, wie das Kind die
Luſt der zärtlichen Eltern dem Echo
gleich verdoppelt.

Nichts kann uns trennen und
gewiß würde jede Entfernung mich
nur gewaltſamer an dich reißen. Ich
denke mir, wie ich bey der letzten
Umarmung im Gedränge der hef-
tigen Widerſprüche zugleich in Thrä-
nen und in Lachen ausbreche. Dann
würde ich ſtill werden und in einer
Art von Betäubung durchaus nicht
glauben, daß ich von dir entfernt
ſey, bis die neuen Gegenſtände um
mich her mich wider Willen über-
zeugten. Aber dann würde auch

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[26/0031] gleich in der deinigen Wurzel faßte? — So ſchlingt die Religion der Liebe unſre Liebe immer inniger und ſtärker zuſammen, wie das Kind die Luſt der zärtlichen Eltern dem Echo gleich verdoppelt. Nichts kann uns trennen und gewiß würde jede Entfernung mich nur gewaltſamer an dich reißen. Ich denke mir, wie ich bey der letzten Umarmung im Gedränge der hef- tigen Widerſprüche zugleich in Thrä- nen und in Lachen ausbreche. Dann würde ich ſtill werden und in einer Art von Betäubung durchaus nicht glauben, daß ich von dir entfernt ſey, bis die neuen Gegenſtände um mich her mich wider Willen über- zeugten. Aber dann würde auch

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/31>, abgerufen am 21.11.2024.