Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.eingab, das hohe Evangelium der eingab, das hohe Evangelium der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0083" n="78"/> eingab, das hohe Evangelium der<lb/> ächten Luſt und Liebe zu verkündi-<lb/> gen, zu mir ſelbſt: »O Müſſig-<lb/> »gang, Müſſiggang! du biſt die Le-<lb/> »bensluft der Unſchuld und der Be-<lb/> »geiſterung; dich athmen die See-<lb/> »ligen, und ſeelig iſt wer dich hat<lb/> »und hegt, du heiliges Kleinod! ein-<lb/> »ziges Fragment von Gottähnlich-<lb/> »keit, das uns noch aus dem Pa-<lb/> »radieſe blieb.« Ich ſaß, da ich ſo<lb/> in mir ſprach, wie ein nachdenkli-<lb/> ches Mädchen in einer gedankenloſen<lb/> Romanze am Bach, ſah den fliehen-<lb/> den Wellen nach. Aber die Wellen<lb/> flohen und floßen ſo gelaſſen, ruhig<lb/> und ſentimental, als ſollte ſich ein<lb/> Narciſſus in der klaren Fläche be-<lb/> ſpiegeln und ſich in ſchönen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0083]
eingab, das hohe Evangelium der
ächten Luſt und Liebe zu verkündi-
gen, zu mir ſelbſt: »O Müſſig-
»gang, Müſſiggang! du biſt die Le-
»bensluft der Unſchuld und der Be-
»geiſterung; dich athmen die See-
»ligen, und ſeelig iſt wer dich hat
»und hegt, du heiliges Kleinod! ein-
»ziges Fragment von Gottähnlich-
»keit, das uns noch aus dem Pa-
»radieſe blieb.« Ich ſaß, da ich ſo
in mir ſprach, wie ein nachdenkli-
ches Mädchen in einer gedankenloſen
Romanze am Bach, ſah den fliehen-
den Wellen nach. Aber die Wellen
flohen und floßen ſo gelaſſen, ruhig
und ſentimental, als ſollte ſich ein
Narciſſus in der klaren Fläche be-
ſpiegeln und ſich in ſchönen
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