Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Gotisch. Consonanten. h.
wie fast überall, neben r sich ein stelt), natürlich ab gesehen
von iren durch lautgesetze bedingten wandlungen.

Consonantische lautgesetze hat das gotische noch
wenige (vom wechsel von v und j mit u und i ward bereits
§. 110, 2 gehandelt). Schon in der deutschen grundsprache
bestund das gesetz, dem zu folge die ursprünglichen momenta-
nen laute vor einem ursprünglichen dentalen momentanen laute
in die gruppe spirans + t über gehen; kd, kth, gth u. s. f. =
ht; tth, dth, thth = st, später kann auß disem st durch assimi-
lation ss werden; pth, bth = ft. Der außlaut duldet nur sol-
che ursprüngliche consonantenverbindungen, deren leztes ele-
ment s ist; überhaupt wird von den ursprünglich auß lautenden
consonanten nur s und r (im vocativ der nomina auf r; im no-
minativ der selben steht ebenfals r, aber hier für urspr. rs)
geduldet, die übrigen fallen ab, oder sie werden durch ein an
tretendes a geschüzt. Der leztere vorgang ist ein höchst selt-
samer und außerdem im gebiete der indogermanischen spra-
chen nicht vor kommender.

Ursprünglich momentane stumme nicht aspi-§. 196.
rierte consonanten.

1. Urspr. k = got. h, hv, g, f.

Got. h = urspr. k, z. b. hai-ms (vicus, ager) = lit. ke-
mas
, wurz. urspr. ki (jacere); haurn vgl. lat. cornu; hairto
(cor), vgl. lit. szirdis, slaw. srudice, gr. kardia, urspr. stamm
kard; pronominalwurz. hi, z. b. hi-ta = urspr. ki-t, nom. acc.
sg. neutr. wurz. slaw. si, lit. szi (im slawodeutschen demonstra-
tives pron.), urspr. ki; hunds, lat. canis, altind. stamm cvan,
urspr. kvan; hund = lat. centum, altind. cata-m, urspr. kanta-m;
hliu-ma
(auditus) wurz. hlu = slaw. slu, urspr. kru; hveits
(albus) = altind. cveta-s, urspr. kvait-as, wurz. got. hvit, slaw.
svit (z. b. svetu lux), lit. szvit (lucere, splendere), trotz des un-
regelmäßigen t im gotischen, für welches th (d) zu erwarten
war; wurz. luh in liuh-ath (lumen), urspr. ruk, altind. ruk;
wurz. tih in teih-an (indicare), lat. u. urspr. dik (dicere), altind.
dic; taihun urspr. dakan (decem); faihu (pecu) = urspr. paku;
suffix -ha = urspr. -ka, z. b. staina-hs (lapidosus) u. s. f.

Gotisch. Consonanten. h.
wie fast überall, neben r sich ein stelt), natürlich ab gesehen
von iren durch lautgesetze bedingten wandlungen.

Consonantische lautgesetze hat das gotische noch
wenige (vom wechsel von v und j mit u und i ward bereits
§. 110, 2 gehandelt). Schon in der deutschen grundsprache
bestund das gesetz, dem zu folge die ursprünglichen momenta-
nen laute vor einem ursprünglichen dentalen momentanen laute
in die gruppe spirans + t über gehen; kd, kth, gth u. s. f. =
ht; tth, dth, thth = st, später kann auß disem st durch assimi-
lation ss werden; pth, bth = ft. Der außlaut duldet nur sol-
che ursprüngliche consonantenverbindungen, deren leztes ele-
ment s ist; überhaupt wird von den ursprünglich auß lautenden
consonanten nur s und r (im vocativ der nomina auf r; im no-
minativ der selben steht ebenfals r, aber hier für urspr. rs)
geduldet, die übrigen fallen ab, oder sie werden durch ein an
tretendes a geschüzt. Der leztere vorgang ist ein höchst selt-
samer und außerdem im gebiete der indogermanischen spra-
chen nicht vor kommender.

Ursprünglich momentane stumme nicht aspi-§. 196.
rierte consonanten.

1. Urspr. k = got. h, hv, g, f.

Got. h = urspr. k, z. b. hai-ms (vicus, ager) = lit. kë́-
mas
, wurz. urspr. ki (jacere); haúrn vgl. lat. cornu; haírtô
(cor), vgl. lit. szirdìs, slaw. srŭdice, gr. ϰαϱδία, urspr. stamm
kard; pronominalwurz. hi, z. b. hi-ta = urspr. ki-t, nom. acc.
sg. neutr. wurz. slaw. , lit. szĭ (im slawodeutschen demonstra-
tives pron.), urspr. ki; hunds, lat. canis, altind. stamm çvan,
urspr. kvan; hund = lat. centum, altind. çatá-m, urspr. kanta-m;
hliu-ma
(auditus) wurz. hlu = slaw. slu, urspr. kru; hveits
(albus) = altind. çvêta-s, urspr. kvait-as, wurz. got. hvit, slaw.
svit (z. b. světŭ lux), lit. szvit (lucere, splendere), trotz des un-
regelmäßigen t im gotischen, für welches th (d) zu erwarten
war; wurz. luh in liuh-ath (lumen), urspr. ruk, altind. ruḱ;
wurz. tih in teih-an (indicare), lat. u. urspr. dik (dicere), altind.
diç; taíhun urspr. dakan (decem); faíhu (pecu) = urspr. paku;
suffix -ha = urspr. -ka, z. b. staina-hs (lapidosus) u. s. f.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0283" n="269"/><fw place="top" type="header">Gotisch. Consonanten. <hi rendition="#i">h</hi>.</fw><lb/>
wie fast überall, neben <hi rendition="#i">r</hi> sich ein stelt), natürlich ab gesehen<lb/>
von iren durch lautgesetze bedingten wandlungen.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Consonantische lautgesetze</hi> hat das gotische noch<lb/>
wenige (vom wechsel von <hi rendition="#i">v</hi> und <hi rendition="#i">j</hi> mit <hi rendition="#i">u</hi> und <hi rendition="#i">i</hi> ward bereits<lb/>
§. 110, 2 gehandelt). Schon in der deutschen grundsprache<lb/>
bestund das gesetz, dem zu folge die ursprünglichen momenta-<lb/>
nen laute vor einem ursprünglichen dentalen momentanen laute<lb/>
in die gruppe spirans + <hi rendition="#i">t</hi> über gehen; <hi rendition="#i">kd</hi>, <hi rendition="#i">kth</hi>, <hi rendition="#i">gth</hi> u. s. f. =<lb/><hi rendition="#i">ht; tth</hi>, <hi rendition="#i">dth</hi>, <hi rendition="#i">thth</hi> = <hi rendition="#i">st,</hi> später kann auß disem <hi rendition="#i">st</hi> durch assimi-<lb/>
lation <hi rendition="#i">ss</hi> werden; <hi rendition="#i">pth</hi>, <hi rendition="#i">bth</hi> = <hi rendition="#i">ft</hi>. Der außlaut duldet nur sol-<lb/>
che ursprüngliche consonantenverbindungen, deren leztes ele-<lb/>
ment <hi rendition="#i">s</hi> ist; überhaupt wird von den ursprünglich auß lautenden<lb/>
consonanten nur <hi rendition="#i">s</hi> und <hi rendition="#i">r</hi> (im vocativ der nomina auf <hi rendition="#i">r;</hi> im no-<lb/>
minativ der selben steht ebenfals <hi rendition="#i">r,</hi> aber hier für urspr. <hi rendition="#i">rs)</hi><lb/>
geduldet, die übrigen fallen ab, oder sie werden durch ein an<lb/>
tretendes <hi rendition="#i">a</hi> geschüzt. Der leztere vorgang ist ein höchst selt-<lb/>
samer und außerdem im gebiete der indogermanischen spra-<lb/>
chen nicht vor kommender.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#g">Ursprünglich momentane stumme nicht aspi-</hi><note place="right">§. 196.</note><lb/><hi rendition="#g">rierte consonanten</hi>.</head><lb/>
                <p>1. Urspr. <hi rendition="#i">k</hi> = got. <hi rendition="#i">h</hi>, <hi rendition="#i">hv, g</hi>, <hi rendition="#i">f</hi>.</p><lb/>
                <p>Got. <hi rendition="#i">h</hi> = urspr. <hi rendition="#i">k</hi>, z. b. <hi rendition="#i">hai-ms</hi> (vicus, ager) = lit. <hi rendition="#i">&#x0301;-<lb/>
mas</hi>, wurz. urspr. <hi rendition="#i">ki</hi> (jacere); <hi rendition="#i">haúrn</hi> vgl. lat. <hi rendition="#i">cornu; haírtô</hi><lb/>
(cor), vgl. lit. <hi rendition="#i">szirdìs</hi>, slaw. <hi rendition="#i">sr&#x016D;dice</hi>, gr. <hi rendition="#i">&#x03F0;&#x03B1;&#x03F1;&#x03B4;&#x03AF;&#x03B1;</hi>, urspr. stamm<lb/><hi rendition="#i">kard;</hi> pronominalwurz. <hi rendition="#i">hi</hi>, z. b. <hi rendition="#i">hi-ta</hi> = urspr. <hi rendition="#i">ki-t,</hi> nom. acc.<lb/>
sg. neutr. wurz. slaw. <hi rendition="#i">s&#x012D;</hi>, lit. <hi rendition="#i">sz&#x012D;</hi> (im slawodeutschen demonstra-<lb/>
tives pron.), urspr. <hi rendition="#i">ki; hunds</hi>, lat. <hi rendition="#i">canis</hi>, altind. stamm <hi rendition="#i">çvan</hi>,<lb/>
urspr. <hi rendition="#i">kvan; hund</hi> = lat. <hi rendition="#i">centum,</hi> altind. <hi rendition="#i">çatá-m</hi>, urspr. <hi rendition="#i">kanta-m;<lb/>
hliu-ma</hi> (auditus) wurz. <hi rendition="#i">hlu</hi> = slaw. <hi rendition="#i">slu</hi>, urspr. <hi rendition="#i">kru; hveits</hi><lb/>
(albus) = altind. <hi rendition="#i">çvêta-s</hi>, urspr. <hi rendition="#i">kvait-as</hi>, wurz. got. <hi rendition="#i">hvit</hi>, slaw.<lb/><hi rendition="#i">svit</hi> (z. b. <hi rendition="#i">sv&#x011B;t&#x016D;</hi> lux), lit. <hi rendition="#i">szvit</hi> (lucere, splendere), trotz des un-<lb/>
regelmäßigen <hi rendition="#i">t</hi> im gotischen, für welches <hi rendition="#i">th (d)</hi> zu erwarten<lb/>
war; wurz. <hi rendition="#i">luh</hi> in <hi rendition="#i">liuh-ath</hi> (lumen), urspr. <hi rendition="#i">ruk,</hi> altind. <hi rendition="#i">ruk&#x0301;;</hi><lb/>
wurz. <hi rendition="#i">tih</hi> in <hi rendition="#i">teih-an</hi> (indicare), lat. u. urspr. <hi rendition="#i">dik</hi> (dicere), altind.<lb/><hi rendition="#i">diç; taíhun</hi> urspr. <hi rendition="#i">dakan</hi> (decem); <hi rendition="#i">faíhu</hi> (pecu) = urspr. <hi rendition="#i">paku;</hi><lb/>
suffix <hi rendition="#i">-ha</hi> = urspr. <hi rendition="#i">-ka</hi>, z. b. <hi rendition="#i">staina-hs</hi> (lapidosus) u. s. f.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0283] Gotisch. Consonanten. h. wie fast überall, neben r sich ein stelt), natürlich ab gesehen von iren durch lautgesetze bedingten wandlungen. Consonantische lautgesetze hat das gotische noch wenige (vom wechsel von v und j mit u und i ward bereits §. 110, 2 gehandelt). Schon in der deutschen grundsprache bestund das gesetz, dem zu folge die ursprünglichen momenta- nen laute vor einem ursprünglichen dentalen momentanen laute in die gruppe spirans + t über gehen; kd, kth, gth u. s. f. = ht; tth, dth, thth = st, später kann auß disem st durch assimi- lation ss werden; pth, bth = ft. Der außlaut duldet nur sol- che ursprüngliche consonantenverbindungen, deren leztes ele- ment s ist; überhaupt wird von den ursprünglich auß lautenden consonanten nur s und r (im vocativ der nomina auf r; im no- minativ der selben steht ebenfals r, aber hier für urspr. rs) geduldet, die übrigen fallen ab, oder sie werden durch ein an tretendes a geschüzt. Der leztere vorgang ist ein höchst selt- samer und außerdem im gebiete der indogermanischen spra- chen nicht vor kommender. Ursprünglich momentane stumme nicht aspi- rierte consonanten. 1. Urspr. k = got. h, hv, g, f. Got. h = urspr. k, z. b. hai-ms (vicus, ager) = lit. kë́- mas, wurz. urspr. ki (jacere); haúrn vgl. lat. cornu; haírtô (cor), vgl. lit. szirdìs, slaw. srŭdice, gr. ϰαϱδία, urspr. stamm kard; pronominalwurz. hi, z. b. hi-ta = urspr. ki-t, nom. acc. sg. neutr. wurz. slaw. sĭ, lit. szĭ (im slawodeutschen demonstra- tives pron.), urspr. ki; hunds, lat. canis, altind. stamm çvan, urspr. kvan; hund = lat. centum, altind. çatá-m, urspr. kanta-m; hliu-ma (auditus) wurz. hlu = slaw. slu, urspr. kru; hveits (albus) = altind. çvêta-s, urspr. kvait-as, wurz. got. hvit, slaw. svit (z. b. světŭ lux), lit. szvit (lucere, splendere), trotz des un- regelmäßigen t im gotischen, für welches th (d) zu erwarten war; wurz. luh in liuh-ath (lumen), urspr. ruk, altind. ruḱ; wurz. tih in teih-an (indicare), lat. u. urspr. dik (dicere), altind. diç; taíhun urspr. dakan (decem); faíhu (pecu) = urspr. paku; suffix -ha = urspr. -ka, z. b. staina-hs (lapidosus) u. s. f.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/283
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/283>, abgerufen am 23.12.2024.