Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.Grundzalen, 1. §. 237.en-os, fem. mia (vgl. Leo Meyer, in Kuhns Zeitschr. V,161 flg. u. VIII, 129 flg. 161 flg.). Der stamm en, grundf. san, wird als für sam stehend an gesehen und diß sam (vgl. lat. sim-plex, sem-el, sin-guli) soll nach verlust eines auß lautenden a dem altind. sama (similis, par; ein superlativ des demonstrati- ven pronominalstammes sa) entsprechen. Für dise ansicht spricht besonders das femininum mia, welches wol für *`mia, d. i. sm-ja = samja (ein nur weiblicher ja-stamm, wie nicht selten), ste- hen kann. Daß in en die pronominalwurzel sa enthalten sei kann wol nicht bezweifelt werden, das auß lautende n halten wir jedoch eher für eine griechische neubildung, vgl. stamm ti-n = urspr. ki (pron. interrogativum), da eine wandlung des suffixes -ma zu n beispillos ist. Wir vermuten daher für masc. und neutr. einen stamm sa-n, auß sa entwickelt, im femininum aber sehen wir eine grundform sa-mja, also einen andern stamm als in masc. und neutr., nämlich einen superlativstamm auf ma, fem. -mja, von der selben wurzel sa. Dem altbaktr. ae-va entspricht genau das griechische oi-wo Lateinisch. Altl. oi-no, darauß ß-no, grundf. ai-na, ist, Altirisch. oen, oin = lat. oi-no. Das Altbulgarische hat zwei stämme, a. in-u (z. b. b. jedinu, das gewönliche zalwort. Man vergleicht damit Litauisch vena; das altpreußische ai-na und das sla- Grundzalen, 1. §. 237.ἑν-ός, fem. μία (vgl. Leo Meyer, in Kuhns Zeitschr. V,161 flg. u. VIII, 129 flg. 161 flg.). Der stamm ἑν, grundf. san, wird als für sam stehend an gesehen und diß sam (vgl. lat. sim-plex, sem-el, sin-guli) soll nach verlust eines auß lautenden a dem altind. samá (similis, par; ein superlativ des demonstrati- ven pronominalstammes sa) entsprechen. Für dise ansicht spricht besonders das femininum μία, welches wol für *῾μία, d. i. sm-jâ = samjâ (ein nur weiblicher ja-stamm, wie nicht selten), ste- hen kann. Daß in ἑν die pronominalwurzel sa enthalten sei kann wol nicht bezweifelt werden, das auß lautende n halten wir jedoch eher für eine griechische neubildung, vgl. stamm τί-ν = urspr. ki (pron. interrogativum), da eine wandlung des suffixes -ma zu n beispillos ist. Wir vermuten daher für masc. und neutr. einen stamm sa-n, auß sa entwickelt, im femininum aber sehen wir eine grundform sa-mjâ, also einen andern stamm als in masc. und neutr., nämlich einen superlativstamm auf ma, fem. -mjâ, von der selben wurzel sa. Dem altbaktr. aê-va entspricht genau das griechische οἶ-ϝο Lateinisch. Altl. oi-no, darauß ß-no, grundf. ai-na, ist, Altirisch. óen, óin = lat. oi-no. Das Altbulgarische hat zwei stämme, a. in-ŭ (z. b. b. jedinŭ, das gewönliche zalwort. 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Grundzalen, 1.
ἑν-ός, fem. μία (vgl. Leo Meyer, in Kuhns Zeitschr. V,
161 flg. u. VIII, 129 flg. 161 flg.). Der stamm ἑν, grundf. san,
wird als für sam stehend an gesehen und diß sam (vgl. lat.
sim-plex, sem-el, sin-guli) soll nach verlust eines auß lautenden
a dem altind. samá (similis, par; ein superlativ des demonstrati-
ven pronominalstammes sa) entsprechen. Für dise ansicht spricht
besonders das femininum μία, welches wol für *῾μία, d. i. sm-jâ
= samjâ (ein nur weiblicher ja-stamm, wie nicht selten), ste-
hen kann. Daß in ἑν die pronominalwurzel sa enthalten sei
kann wol nicht bezweifelt werden, das auß lautende n halten
wir jedoch eher für eine griechische neubildung, vgl. stamm
τί-ν = urspr. ki (pron. interrogativum), da eine wandlung des
suffixes -ma zu n beispillos ist. Wir vermuten daher für masc.
und neutr. einen stamm sa-n, auß sa entwickelt, im femininum
aber sehen wir eine grundform sa-mjâ, also einen andern stamm
als in masc. und neutr., nämlich einen superlativstamm auf ma,
fem. -mjâ, von der selben wurzel sa.
§. 237.
Dem altbaktr. aê-va entspricht genau das griechische οἶ-ϝο
(unicus).
Lateinisch. Altl. oi-no, darauß ß-no, grundf. ai-na, ist,
wie der altindische pronominalstamm ê-na (hic, ille), ein stamm
auf -na von der demonstrativen pronominalwurzel i.
Altirisch. óen, óin = lat. oi-no.
Das Altbulgarische hat zwei stämme, a. in-ŭ (z. b.
ino-rogŭ monoceros, vŭ-ĭną semper, wörtlich in unam u. a.),
warscheinlich = *jĕnŭ für *ĕ-nŭ (§. 87, 3. 89, 2) also völlig dem
lat. oi-no u. s. f. entsprechend.
b. jedinŭ, das gewönliche zalwort. Man vergleicht damit
altind. âdí (initium).
Litauisch vë́na; das altpreußische ai-na und das sla-
wische in-ŭ = *ĕ-nŭ, grundf. *ai-na und das gotische ai-na
zwingen zu der anname, daß dem litauischen vë́na, d. i. vai-na,
das v ursprünglich nicht zu komme, sondern so, wie öfters j
vor an lautenden vocalen (§. 101, am ende; pg. 123), später vor
geschlagen sei, obwol solcher vorschlag von v (häufig im sla-
wischen) im litauischen sonst one beispil ist.
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