Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.Stambildung. §. 206.oder a + consonant, auch dann, wenn dise form erst durchsteigerung von u und i entsteht, findet sich häufig eine um- stellung der laute der art, daß a in den außlaut tritt, z. b. gan und gna (nosse; nasci); mar und mra (mori); ghar und ghra (lucere, virescere); ak und ka (acuere, acutum esse); i, gestei- gert ai, und ja (ire); hu, gesteigert hau, hav und hva (vocare) u. s. f. Eben so verhält sich div und dju (lucere) u. a. Anm. Eine auß gefürte grammatik des indogermanischen hätte in disem abschnitte ein volständiges verzeichnis sowol der wurzeln zu geben, welche sich für die indogermanische ursprache nach- weisen laßen, als auch derjenigen, welche nur einzelnen abtei- lungen oder einzelnen familien (grundsprachen) des indogermani- schen eigentümlich sind. Stambildung. Auß wurzeln entstehen wortstämme Stämme werden gebildet: 1. Durch die bloße wurzel, gesteigert oder ungesteigert. 2. Durch zusätze am ende an die auf irgend einer stei- Stambildung. §. 206.oder a + consonant, auch dann, wenn dise form erst durchsteigerung von u und i entsteht, findet sich häufig eine um- stellung der laute der art, daß a in den außlaut tritt, z. b. gan und gna (nosse; nasci); mar und mra (mori); ghar und ghra (lucere, virescere); ak und ka (acuere, acutum esse); i, gestei- gert ai, und ja (ire); hu, gesteigert hau, hav und hva (vocare) u. s. f. Eben so verhält sich div und dju (lucere) u. a. Anm. Eine auß gefürte grammatik des indogermanischen hätte in disem abschnitte ein volständiges verzeichnis sowol der wurzeln zu geben, welche sich für die indogermanische ursprache nach- weisen laßen, als auch derjenigen, welche nur einzelnen abtei- lungen oder einzelnen familien (grundsprachen) des indogermani- schen eigentümlich sind. Stambildung. Auß wurzeln entstehen wortstämme Stämme werden gebildet: 1. Durch die bloße wurzel, gesteigert oder ungesteigert. 2. Durch zusätze am ende an die auf irgend einer stei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0014" n="288"/><fw place="top" type="header">Stambildung.</fw><lb/><note place="left">§. 206.</note>oder <hi rendition="#i">a</hi> + consonant, auch dann, wenn dise form erst durch<lb/> steigerung von <hi rendition="#i">u</hi> und <hi rendition="#i">i</hi> entsteht, findet sich häufig eine um-<lb/> stellung der laute der art, daß <hi rendition="#i">a</hi> in den außlaut tritt, z. b.<lb/><hi rendition="#i">gan</hi> und <hi rendition="#i">gna</hi> (nosse; nasci); <hi rendition="#i">mar</hi> und <hi rendition="#i">mra</hi> (mori); <hi rendition="#i">ghar</hi> und <hi rendition="#i">ghra</hi><lb/> (lucere, virescere); <hi rendition="#i">ak</hi> und <hi rendition="#i">ka</hi> (acuere, acutum esse); <hi rendition="#i">i,</hi> gestei-<lb/> gert <hi rendition="#i">ai</hi>, und <hi rendition="#i">ja</hi> (ire); <hi rendition="#i">hu</hi>, gesteigert <hi rendition="#i">hau, hav</hi> und <hi rendition="#i">hva</hi> (vocare)<lb/> u. s. f. 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Stambildung.
oder a + consonant, auch dann, wenn dise form erst durch
steigerung von u und i entsteht, findet sich häufig eine um-
stellung der laute der art, daß a in den außlaut tritt, z. b.
gan und gna (nosse; nasci); mar und mra (mori); ghar und ghra
(lucere, virescere); ak und ka (acuere, acutum esse); i, gestei-
gert ai, und ja (ire); hu, gesteigert hau, hav und hva (vocare)
u. s. f. Eben so verhält sich div und dju (lucere) u. a.
§. 206.
Anm. Eine auß gefürte grammatik des indogermanischen hätte in
disem abschnitte ein volständiges verzeichnis sowol der wurzeln
zu geben, welche sich für die indogermanische ursprache nach-
weisen laßen, als auch derjenigen, welche nur einzelnen abtei-
lungen oder einzelnen familien (grundsprachen) des indogermani-
schen eigentümlich sind.
Stambildung. Auß wurzeln entstehen wortstämme
(themen), d. h. das, was nach abzug von conjugations- und de-
clinationsendungen vom worte übrig bleibt.
Stämme werden gebildet:
1. Durch die bloße wurzel, gesteigert oder ungesteigert.
Da der wurzelvocal eine gewisse steigerungsstufe ein nimt, so
kann er stäts als träger einer gewissen beziehung erscheinen,
also an sich schon eine beziehung auß drücken. Diser fall
ist häufig bei verben, z. b. ai-, i-, praesensstamm und wurzel
(ire), z. b. 1. sing. ai-mi, 1. plur. i-masi; as-, praesensstamm
und wurzel (esse), z. b. 1. sing. as-mi, 3. sing. as-ti u. s. f.
Weniger häufig ist dise art der stambildung bei nominibus, z.
b. nom. sg. djau-s, loc. div-i; djau, steigerung von dju = div
(lucere) ist hier nominalstamm (coelum) und zugleich wurzel;
vâk-s (sermo), stamm vâk- ist steigerung von wurzel vak (lo-
qui) u. s. f. Der beziehungsaußdruck mittels der steigerungs-
stufe des wurzelvocals ist symbolisch. Uralt ist ferner die ver-
doppelung der wurzel mit oder one gleichzeitige steigerung
der selben, zum zwecke des beziehungsaußdruckes, auch sie
reicht zur stambildung hin, z. b. stamm da-da in da-dâ-mi, 1.
sg. praes.; da-da-masi, 1. plur. praes. von wurz. da (dare).
2. Durch zusätze am ende an die auf irgend einer stei-
gerungsstufe stehende, einfache oder reduplicierte wurzel. Dise
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