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Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863.

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Stellung des Menschen in der Natur.

Schädeln im senkrechten Durchschnitt, wobei die Linie b die Richtung
der Wirbelsäule angiebt; man sieht daß in dem erwähnten Verhältniß
zwischen dem Australneger und der Chrysothrix, einer Affengattung,
kaum ein Unterschied sich zeigt. -- Der zweite Punct betrifft das Ver¬
hältniß der eigentlichen Schädelhöhle zu dem Gesicht, jenes enthält das
Gehirn und darin das Organ der Kunsttriebe (Intelligenz), dieses um¬
faßt die wichtigsten Sinne, sein Vorherrschen entspricht also einer über¬
wiegenden Sinnlichkeit. Auch hier zeigt sich ein allmählicher Uebergang
vom Menschen zum Affen, wie die beigegebene Skizze darlegt, und der
Schädel eines Westindischen Negers steht in dieser Beziehung jedenfalls
dem Affen (z. B. der Chrysothrix oder einem jungen Chimpanse) viel
näher als dem Schädel eines Schiller.

Dies mag genügen für die Bedeutung der Verschiedenheiten des
Schädels; bei weitem eingreifender und folgereicher müßte die Betrach¬
tung ausfallen des Gehirns, des Theils des Nervensystems, von dem
wir nur einen sehr geringen Theil mit den körperlichen Functionen der
Empfindung, Bewegung nnd Ernährung in Verbindung bringen kön¬
nen, den wir seinem bei weitem größeren Theile nach nur auf die oben
als Kunsttriebe bezeichneten Erscheinungen beziehen können, wenn nicht
gerade hier unsere Untersuchungen noch so mangelhaft wären, daß wir
uns vorläufig mit einigen allgemeinen Verhältnissen begnügen müssen.
Das Gehirn zerfällt in drei wie es scheint der Function nach wesentlich
verschiedene Theile, wofür der schematische Umriß (Fig. III) als Erläu¬
terung dienen mag. A ist das große Gehirn, wie es scheint ausschlie߬
lich den Kunsttrieben dienend, B das Mittelgehirn, vorzugsweise den
Mittelpunct der Sinnesnerven darstellend und C das kleine Gehirn,
in wesentlicher Beziehung zu den Bewegungserscheinungen stehend.
Alle drei Theile laufen dann in den Anfang des Rückenmarks (D) zu¬
sammen. -- Das Verhältniß dieser drei Theile zu einander ist nun
ebenfalls in der Reihe der Wirbelthiere sehr verschieden und bildet ein
wichtiges Moment zur Bestimmung der höheren oder niederen Stellung
derselben. -- Am deutlichsten ergiebt sich das, wenn wir mit dem

Stellung des Menſchen in der Natur.

Schädeln im ſenkrechten Durchſchnitt, wobei die Linie b die Richtung
der Wirbelſäule angiebt; man ſieht daß in dem erwähnten Verhältniß
zwiſchen dem Auſtralneger und der Chryſothrix, einer Affengattung,
kaum ein Unterſchied ſich zeigt. — Der zweite Punct betrifft das Ver¬
hältniß der eigentlichen Schädelhöhle zu dem Geſicht, jenes enthält das
Gehirn und darin das Organ der Kunſttriebe (Intelligenz), dieſes um¬
faßt die wichtigſten Sinne, ſein Vorherrſchen entſpricht alſo einer über¬
wiegenden Sinnlichkeit. Auch hier zeigt ſich ein allmählicher Uebergang
vom Menſchen zum Affen, wie die beigegebene Skizze darlegt, und der
Schädel eines Weſtindiſchen Negers ſteht in dieſer Beziehung jedenfalls
dem Affen (z. B. der Chryſothrix oder einem jungen Chimpanſe) viel
näher als dem Schädel eines Schiller.

Dies mag genügen für die Bedeutung der Verſchiedenheiten des
Schädels; bei weitem eingreifender und folgereicher müßte die Betrach¬
tung ausfallen des Gehirns, des Theils des Nervenſyſtems, von dem
wir nur einen ſehr geringen Theil mit den körperlichen Functionen der
Empfindung, Bewegung nnd Ernährung in Verbindung bringen kön¬
nen, den wir ſeinem bei weitem größeren Theile nach nur auf die oben
als Kunſttriebe bezeichneten Erſcheinungen beziehen können, wenn nicht
gerade hier unſere Unterſuchungen noch ſo mangelhaft wären, daß wir
uns vorläufig mit einigen allgemeinen Verhältniſſen begnügen müſſen.
Das Gehirn zerfällt in drei wie es ſcheint der Function nach weſentlich
verſchiedene Theile, wofür der ſchematiſche Umriß (Fig. III) als Erläu¬
terung dienen mag. A iſt das große Gehirn, wie es ſcheint ausſchlie߬
lich den Kunſttrieben dienend, B das Mittelgehirn, vorzugsweiſe den
Mittelpunct der Sinnesnerven darſtellend und C das kleine Gehirn,
in weſentlicher Beziehung zu den Bewegungserſcheinungen ſtehend.
Alle drei Theile laufen dann in den Anfang des Rückenmarks (D) zu¬
ſammen. — Das Verhältniß dieſer drei Theile zu einander iſt nun
ebenfalls in der Reihe der Wirbelthiere ſehr verſchieden und bildet ein
wichtiges Moment zur Beſtimmung der höheren oder niederen Stellung
derſelben. — Am deutlichſten ergiebt ſich das, wenn wir mit dem

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[53/0063] Stellung des Menſchen in der Natur. Schädeln im ſenkrechten Durchſchnitt, wobei die Linie b die Richtung der Wirbelſäule angiebt; man ſieht daß in dem erwähnten Verhältniß zwiſchen dem Auſtralneger und der Chryſothrix, einer Affengattung, kaum ein Unterſchied ſich zeigt. — Der zweite Punct betrifft das Ver¬ hältniß der eigentlichen Schädelhöhle zu dem Geſicht, jenes enthält das Gehirn und darin das Organ der Kunſttriebe (Intelligenz), dieſes um¬ faßt die wichtigſten Sinne, ſein Vorherrſchen entſpricht alſo einer über¬ wiegenden Sinnlichkeit. Auch hier zeigt ſich ein allmählicher Uebergang vom Menſchen zum Affen, wie die beigegebene Skizze darlegt, und der Schädel eines Weſtindiſchen Negers ſteht in dieſer Beziehung jedenfalls dem Affen (z. B. der Chryſothrix oder einem jungen Chimpanſe) viel näher als dem Schädel eines Schiller. Dies mag genügen für die Bedeutung der Verſchiedenheiten des Schädels; bei weitem eingreifender und folgereicher müßte die Betrach¬ tung ausfallen des Gehirns, des Theils des Nervenſyſtems, von dem wir nur einen ſehr geringen Theil mit den körperlichen Functionen der Empfindung, Bewegung nnd Ernährung in Verbindung bringen kön¬ nen, den wir ſeinem bei weitem größeren Theile nach nur auf die oben als Kunſttriebe bezeichneten Erſcheinungen beziehen können, wenn nicht gerade hier unſere Unterſuchungen noch ſo mangelhaft wären, daß wir uns vorläufig mit einigen allgemeinen Verhältniſſen begnügen müſſen. Das Gehirn zerfällt in drei wie es ſcheint der Function nach weſentlich verſchiedene Theile, wofür der ſchematiſche Umriß (Fig. III) als Erläu¬ terung dienen mag. A iſt das große Gehirn, wie es ſcheint ausſchlie߬ lich den Kunſttrieben dienend, B das Mittelgehirn, vorzugsweiſe den Mittelpunct der Sinnesnerven darſtellend und C das kleine Gehirn, in weſentlicher Beziehung zu den Bewegungserſcheinungen ſtehend. Alle drei Theile laufen dann in den Anfang des Rückenmarks (D) zu¬ ſammen. — Das Verhältniß dieſer drei Theile zu einander iſt nun ebenfalls in der Reihe der Wirbelthiere ſehr verſchieden und bildet ein wichtiges Moment zur Beſtimmung der höheren oder niederen Stellung derſelben. — Am deutlichſten ergiebt ſich das, wenn wir mit dem

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_menschengeschlecht_1863/63>, abgerufen am 21.11.2024.