zum Theil krystallinischen, also für die Pflanze durchaus unbrauch- baren Zustande. Die Frage aber, wie diese Stoffe auflöslich gemacht, wie sie allmälig zum Boden der Pflanze werden, kann uns nur die Geognosie beantworten.
Versetzen wir uns im Geiste in eine Zeit, welche die großartig poetische Sage der Hebräer mit den Worten bezeichnet: "Und die Erde war wüste und leer, und es war finster auf der Tiefe und der Geist Gottes schwebte auf den Wassern;" so zeigt sich uns die Erde in dichte Nebel gehüllt, größtentheils mit Wasser bedeckt, dem, durch vulcanische Kräfte gehoben, zuerst die Gebirge entstiegen, die in feurigem Fluß oder doch in breiartigem Zustande an die Luft treten und hier mehr oder weniger krystallinisch als sogenannte Ur- gebirge erstarren. Gleichzeitig erhebt sich durch dieselben Kräfte der benachbarte Meeresboden über den Spiegel desselben und zeigt sich in schichtenweis aus dem Meere abgesetzten Niederschlägen als Uebergangsgebirge. Sogleich aber beginnt der zersetzende Einfluß der Atmosphäre. In die Sprünge und Risse des festen Felsens, die bei der Abkühlung entstehen, drängt sich das atmosphärische Wasser hinein. Durchs Gefrieren ausgedehnt sprengt es die oberflächlichen Lagen, und die einzelnen Blöcke rollen an den Bergen hinab. An ihnen wiederholt sich derselbe Vorgang so oft, bis sie zuletzt mit den ihnen nachfolgenden in Staub zerfallen sind, den theils Regen- güsse auf das flache Land hinabspülen, theils die mächtigen Ströme dem Meere zuführen, wo er sich wieder in Schichten absetzt, die, später ebenfalls durch immer von Neuem aufsteigende geschmolzene Massen gehoben, als secundäre und tertiäre Schichten und Dilu- vium erscheinen. Die zerstreuten größeren Massen auf dem festen Lande werden durch furchtbare Regengüsse zusammengeschwemmt, an allen blosliegenden Felsen nagt beständig neben der bloßen mechanischen Zerkleinerung, wodurch sie in kleine Theile und in Staub zerfallen, noch ein chemischer Zersetzungsproceß, durch wel- chen ganz neue Verbindungen gebildet werden, welche durch Regen und geringere Ströme zum Alluvium zusammengewaschen werden.
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zum Theil kryſtalliniſchen, alſo für die Pflanze durchaus unbrauch- baren Zuſtande. Die Frage aber, wie dieſe Stoffe auflöslich gemacht, wie ſie allmälig zum Boden der Pflanze werden, kann uns nur die Geognoſie beantworten.
Verſetzen wir uns im Geiſte in eine Zeit, welche die großartig poetiſche Sage der Hebräer mit den Worten bezeichnet: „Und die Erde war wüſte und leer, und es war finſter auf der Tiefe und der Geiſt Gottes ſchwebte auf den Waſſern;“ ſo zeigt ſich uns die Erde in dichte Nebel gehüllt, größtentheils mit Waſſer bedeckt, dem, durch vulcaniſche Kräfte gehoben, zuerſt die Gebirge entſtiegen, die in feurigem Fluß oder doch in breiartigem Zuſtande an die Luft treten und hier mehr oder weniger kryſtalliniſch als ſogenannte Ur- gebirge erſtarren. Gleichzeitig erhebt ſich durch dieſelben Kräfte der benachbarte Meeresboden über den Spiegel deſſelben und zeigt ſich in ſchichtenweis aus dem Meere abgeſetzten Niederſchlägen als Uebergangsgebirge. Sogleich aber beginnt der zerſetzende Einfluß der Atmoſphäre. In die Sprünge und Riſſe des feſten Felſens, die bei der Abkühlung entſtehen, drängt ſich das atmoſphäriſche Waſſer hinein. Durchs Gefrieren ausgedehnt ſprengt es die oberflächlichen Lagen, und die einzelnen Blöcke rollen an den Bergen hinab. An ihnen wiederholt ſich derſelbe Vorgang ſo oft, bis ſie zuletzt mit den ihnen nachfolgenden in Staub zerfallen ſind, den theils Regen- güſſe auf das flache Land hinabſpülen, theils die mächtigen Ströme dem Meere zuführen, wo er ſich wieder in Schichten abſetzt, die, ſpäter ebenfalls durch immer von Neuem aufſteigende geſchmolzene Maſſen gehoben, als ſecundäre und tertiäre Schichten und Dilu- vium erſcheinen. Die zerſtreuten größeren Maſſen auf dem feſten Lande werden durch furchtbare Regengüſſe zuſammengeſchwemmt, an allen blosliegenden Felſen nagt beſtändig neben der bloßen mechaniſchen Zerkleinerung, wodurch ſie in kleine Theile und in Staub zerfallen, noch ein chemiſcher Zerſetzungsproceß, durch wel- chen ganz neue Verbindungen gebildet werden, welche durch Regen und geringere Ströme zum Alluvium zuſammengewaſchen werden.
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zum Theil kryſtalliniſchen, alſo für die Pflanze durchaus unbrauch-
baren Zuſtande. Die Frage aber, wie dieſe Stoffe auflöslich
gemacht, wie ſie allmälig zum Boden der Pflanze werden, kann
uns nur die Geognoſie beantworten.
Verſetzen wir uns im Geiſte in eine Zeit, welche die großartig
poetiſche Sage der Hebräer mit den Worten bezeichnet: „Und die
Erde war wüſte und leer, und es war finſter auf der Tiefe und der
Geiſt Gottes ſchwebte auf den Waſſern;“ ſo zeigt ſich uns die Erde
in dichte Nebel gehüllt, größtentheils mit Waſſer bedeckt, dem,
durch vulcaniſche Kräfte gehoben, zuerſt die Gebirge entſtiegen, die
in feurigem Fluß oder doch in breiartigem Zuſtande an die Luft
treten und hier mehr oder weniger kryſtalliniſch als ſogenannte Ur-
gebirge erſtarren. Gleichzeitig erhebt ſich durch dieſelben Kräfte der
benachbarte Meeresboden über den Spiegel deſſelben und zeigt ſich
in ſchichtenweis aus dem Meere abgeſetzten Niederſchlägen als
Uebergangsgebirge. Sogleich aber beginnt der zerſetzende Einfluß
der Atmoſphäre. In die Sprünge und Riſſe des feſten Felſens, die
bei der Abkühlung entſtehen, drängt ſich das atmoſphäriſche Waſſer
hinein. Durchs Gefrieren ausgedehnt ſprengt es die oberflächlichen
Lagen, und die einzelnen Blöcke rollen an den Bergen hinab. An
ihnen wiederholt ſich derſelbe Vorgang ſo oft, bis ſie zuletzt mit
den ihnen nachfolgenden in Staub zerfallen ſind, den theils Regen-
güſſe auf das flache Land hinabſpülen, theils die mächtigen Ströme
dem Meere zuführen, wo er ſich wieder in Schichten abſetzt, die,
ſpäter ebenfalls durch immer von Neuem aufſteigende geſchmolzene
Maſſen gehoben, als ſecundäre und tertiäre Schichten und Dilu-
vium erſcheinen. Die zerſtreuten größeren Maſſen auf dem feſten
Lande werden durch furchtbare Regengüſſe zuſammengeſchwemmt,
an allen blosliegenden Felſen nagt beſtändig neben der bloßen
mechaniſchen Zerkleinerung, wodurch ſie in kleine Theile und in
Staub zerfallen, noch ein chemiſcher Zerſetzungsproceß, durch wel-
chen ganz neue Verbindungen gebildet werden, welche durch Regen
und geringere Ströme zum Alluvium zuſammengewaſchen werden.
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/179>, abgerufen am 21.11.2024.
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