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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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einer merkwürdigen Erscheinung zu erwähnen, von der uns Martius
in seiner inhaltsreichen Reise durch Brasilien berichtet hat. Dort
wächst nämlich eine Wolfsmilchart (E. phosphorea Mart.), deren
Milch, wenn sie in den dunkeln heißen Sommernächten dem Stamm
entquillt, ein helles, phosphorisches Licht um sich her verbreitet.

Wenn die so eben berührte Familie, mit meist unscheinbaren
Blüthen versehen, fast nur durch die seltsamen Formen, in welchen
einige von ihnen sich den Cactuspflanzen annähern, die Aufmerksam-
keit unserer Kunstgärtner in Anspruch nimmt, so ist dagegen die Familie
der Apocyneen eine solche, deren wunderbarer Blüthenschmuck
oft noch durch merkwürdige Blumenbildung und durch abweichende,
ebenfalls den Cacteen sich annähernde Gestaltung der Pflanze selbst
anziehend, einen reichen Schmuck unserer Gärten und Treibhäuser
ausmacht. Welcher Blumenliebhaber kennt nicht die prachtvollen
Blüthen der Carissa, Allamanda, Thevetia, Cerbera, Plumeria,
Vinca, Nerium-
und Gelseminum-Arten, die seltsamen Stengel und
krötenfarbigen, übelriechenden Blumen der Stapelien? Aber nicht
minder interessant ist diese Familie auch in andern Hinsichten. Das
beste bis jetzt bekannt gewordene Kaoutschouck, das von Pulo-Penang,
stammt von einer Pflanze dieser Familie (Cynanchum ovalifolium).
Auch das von Sumatra (Urceola elastica Roxb.), von Madagascar
(Vahea gummifera Poir), ein Theil des Brasilianischen (Collophora
utilis Mart.
und Hancornia speciosa Mart.) und des Ostindischen
(Willughbeja edulis) wird von Pflanzen gewonnen, welche der
Gruppe der Apocyneen angehören.

Seltsamer Weise zeigt auch diese Familie eben so wie die folgende
und letzte die eigenthümliche Erscheinung, welche sich schon bei der
erstgenannten der Euphorbiaceen aussprach, nämlich daß der Milch-
saft, der in einigen Arten reich an Federharz ist, bei andern sich zu
einer zarten, wohlschmeckenden und gesunden Milch mildert, während
dagegen bei noch andern diese Flüssigkeit nach und nach durch immer
größeren Gehalt an schädlichen Stoffen bis zum furchtbarsten Gift

einer merkwürdigen Erſcheinung zu erwähnen, von der uns Martius
in ſeiner inhaltsreichen Reiſe durch Braſilien berichtet hat. Dort
wächſt nämlich eine Wolfsmilchart (E. phosphorea Mart.), deren
Milch, wenn ſie in den dunkeln heißen Sommernächten dem Stamm
entquillt, ein helles, phosphoriſches Licht um ſich her verbreitet.

Wenn die ſo eben berührte Familie, mit meiſt unſcheinbaren
Blüthen verſehen, faſt nur durch die ſeltſamen Formen, in welchen
einige von ihnen ſich den Cactuspflanzen annähern, die Aufmerkſam-
keit unſerer Kunſtgärtner in Anſpruch nimmt, ſo iſt dagegen die Familie
der Apocyneen eine ſolche, deren wunderbarer Blüthenſchmuck
oft noch durch merkwürdige Blumenbildung und durch abweichende,
ebenfalls den Cacteen ſich annähernde Geſtaltung der Pflanze ſelbſt
anziehend, einen reichen Schmuck unſerer Gärten und Treibhäuſer
ausmacht. Welcher Blumenliebhaber kennt nicht die prachtvollen
Blüthen der Carissa, Allamanda, Thevetia, Cerbera, Plumeria,
Vinca, Nerium-
und Gelseminum-Arten, die ſeltſamen Stengel und
krötenfarbigen, übelriechenden Blumen der Stapelien? Aber nicht
minder intereſſant iſt dieſe Familie auch in andern Hinſichten. Das
beſte bis jetzt bekannt gewordene Kaoutſchouck, das von Pulo-Penang,
ſtammt von einer Pflanze dieſer Familie (Cynanchum ovalifolium).
Auch das von Sumatra (Urceola elastica Roxb.), von Madagascar
(Vahea gummifera Poir), ein Theil des Braſilianiſchen (Collophora
utilis Mart.
und Hancornia speciosa Mart.) und des Oſtindiſchen
(Willughbeja edulis) wird von Pflanzen gewonnen, welche der
Gruppe der Apocyneen angehören.

Seltſamer Weiſe zeigt auch dieſe Familie eben ſo wie die folgende
und letzte die eigenthümliche Erſcheinung, welche ſich ſchon bei der
erſtgenannten der Euphorbiaceen ausſprach, nämlich daß der Milch-
ſaft, der in einigen Arten reich an Federharz iſt, bei andern ſich zu
einer zarten, wohlſchmeckenden und geſunden Milch mildert, während
dagegen bei noch andern dieſe Flüſſigkeit nach und nach durch immer
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[180/0196] einer merkwürdigen Erſcheinung zu erwähnen, von der uns Martius in ſeiner inhaltsreichen Reiſe durch Braſilien berichtet hat. Dort wächſt nämlich eine Wolfsmilchart (E. phosphorea Mart.), deren Milch, wenn ſie in den dunkeln heißen Sommernächten dem Stamm entquillt, ein helles, phosphoriſches Licht um ſich her verbreitet. Wenn die ſo eben berührte Familie, mit meiſt unſcheinbaren Blüthen verſehen, faſt nur durch die ſeltſamen Formen, in welchen einige von ihnen ſich den Cactuspflanzen annähern, die Aufmerkſam- keit unſerer Kunſtgärtner in Anſpruch nimmt, ſo iſt dagegen die Familie der Apocyneen eine ſolche, deren wunderbarer Blüthenſchmuck oft noch durch merkwürdige Blumenbildung und durch abweichende, ebenfalls den Cacteen ſich annähernde Geſtaltung der Pflanze ſelbſt anziehend, einen reichen Schmuck unſerer Gärten und Treibhäuſer ausmacht. Welcher Blumenliebhaber kennt nicht die prachtvollen Blüthen der Carissa, Allamanda, Thevetia, Cerbera, Plumeria, Vinca, Nerium- und Gelseminum-Arten, die ſeltſamen Stengel und krötenfarbigen, übelriechenden Blumen der Stapelien? Aber nicht minder intereſſant iſt dieſe Familie auch in andern Hinſichten. Das beſte bis jetzt bekannt gewordene Kaoutſchouck, das von Pulo-Penang, ſtammt von einer Pflanze dieſer Familie (Cynanchum ovalifolium). Auch das von Sumatra (Urceola elastica Roxb.), von Madagascar (Vahea gummifera Poir), ein Theil des Braſilianiſchen (Collophora utilis Mart. und Hancornia speciosa Mart.) und des Oſtindiſchen (Willughbeja edulis) wird von Pflanzen gewonnen, welche der Gruppe der Apocyneen angehören. Seltſamer Weiſe zeigt auch dieſe Familie eben ſo wie die folgende und letzte die eigenthümliche Erſcheinung, welche ſich ſchon bei der erſtgenannten der Euphorbiaceen ausſprach, nämlich daß der Milch- ſaft, der in einigen Arten reich an Federharz iſt, bei andern ſich zu einer zarten, wohlſchmeckenden und geſunden Milch mildert, während dagegen bei noch andern dieſe Flüſſigkeit nach und nach durch immer größeren Gehalt an ſchädlichen Stoffen bis zum furchtbarſten Gift

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/196>, abgerufen am 21.11.2024.