den sie zu ihrer Bildung verwendet, zugleich ein Nähr- oder Nutzstoff für andere Organismen an der Erde sey. Von zwei Seiten aber können wir diese Ernährung der Pflanzen betrachten, denn, um es kurz anzudeuten, wenn wir eine Pflanze verbrennen, so wird nur ein Theil derselben durchs Feuer vernichtet und wir nennen diesen ver- brennlichen Theil den organischen Stoff der Pflanze, er vor Allem nimmt unser Interesse in Anspruch (VI.), weil er die Hauptnahrungs- stoffe für die Thierwelt umfaßt. -- Jedoch bleibt stets ein größerer oder geringerer Theil der Pflanze unverbrannt als Asche zurück und auch dieser, den wir als unorganischen Stoff bezeichnen, fordert uns zum Nachdenken auf, (VII.) um so mehr, da wir bald finden, daß diese Asche, so unwahrscheinlich es auch anfänglich uns vorkommen mag, doch selbst bei der Ernährung der Thiere und des Menschen eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Wir werden in beiden Betrachtungen daran erinnert, daß der Mensch, wo ihn die fortgeschrittene Civilisa- tion enger auf kleine Areale zusammengedrängt hat, sich nicht mehr damit begnügt und begnügen kann, was die Mutter Erde freiwillig hervorbringt und ihm als Nahrung anbietet, daß vielmehr der Acker- bau ihm die Mittel verschaffen soll, die gesteigerten Bedürfnisse zu befriedigen. Doch der Mensch pflügt nur das Feld und streut den Saamen aus, Gedeihen und Segen aber erwartet er gläubig von Oben. Bei weitem mehr, als man gewöhnlich glaubt, hängt die ganze Vegetation aufs Engste mit den Erscheinungen zusammen, welche in Sonnenschein und Kälte, in Dürre oder Regen, in Sturm oder dem linden Hauche des Südwestes, das zusammensetzen, was wir Wetter und Klima nennen. Wir stellen daher den Untersuchungen über die Ernährung der Pflanzen billig eine Betrachtung des Wetters voran. (V.)
Wenn auch die wichtigste Grundlage für das Bestehen der Thier- welt von der Erde darin gegeben ist, daß die Pflanze den Nah- rungsstoff bereitet, so ist doch zumal der Mensch durch seinen Kunst- fleiß berechtigt und befähigt eine ungleich umfassendere Anwendung von der Pflanze und den in ihr enthaltenen Stoffen zu machen. So
den ſie zu ihrer Bildung verwendet, zugleich ein Nähr- oder Nutzſtoff für andere Organismen an der Erde ſey. Von zwei Seiten aber können wir dieſe Ernährung der Pflanzen betrachten, denn, um es kurz anzudeuten, wenn wir eine Pflanze verbrennen, ſo wird nur ein Theil derſelben durchs Feuer vernichtet und wir nennen dieſen ver- brennlichen Theil den organiſchen Stoff der Pflanze, er vor Allem nimmt unſer Intereſſe in Anſpruch (VI.), weil er die Hauptnahrungs- ſtoffe für die Thierwelt umfaßt. — Jedoch bleibt ſtets ein größerer oder geringerer Theil der Pflanze unverbrannt als Aſche zurück und auch dieſer, den wir als unorganiſchen Stoff bezeichnen, fordert uns zum Nachdenken auf, (VII.) um ſo mehr, da wir bald finden, daß dieſe Aſche, ſo unwahrſcheinlich es auch anfänglich uns vorkommen mag, doch ſelbſt bei der Ernährung der Thiere und des Menſchen eine nicht unweſentliche Rolle ſpielt. Wir werden in beiden Betrachtungen daran erinnert, daß der Menſch, wo ihn die fortgeſchrittene Civiliſa- tion enger auf kleine Areale zuſammengedrängt hat, ſich nicht mehr damit begnügt und begnügen kann, was die Mutter Erde freiwillig hervorbringt und ihm als Nahrung anbietet, daß vielmehr der Acker- bau ihm die Mittel verſchaffen ſoll, die geſteigerten Bedürfniſſe zu befriedigen. Doch der Menſch pflügt nur das Feld und ſtreut den Saamen aus, Gedeihen und Segen aber erwartet er gläubig von Oben. Bei weitem mehr, als man gewöhnlich glaubt, hängt die ganze Vegetation aufs Engſte mit den Erſcheinungen zuſammen, welche in Sonnenſchein und Kälte, in Dürre oder Regen, in Sturm oder dem linden Hauche des Südweſtes, das zuſammenſetzen, was wir Wetter und Klima nennen. Wir ſtellen daher den Unterſuchungen über die Ernährung der Pflanzen billig eine Betrachtung des Wetters voran. (V.)
Wenn auch die wichtigſte Grundlage für das Beſtehen der Thier- welt von der Erde darin gegeben iſt, daß die Pflanze den Nah- rungsſtoff bereitet, ſo iſt doch zumal der Menſch durch ſeinen Kunſt- fleiß berechtigt und befähigt eine ungleich umfaſſendere Anwendung von der Pflanze und den in ihr enthaltenen Stoffen zu machen. So
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den ſie zu ihrer Bildung verwendet, zugleich ein Nähr- oder Nutzſtoff
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können wir dieſe Ernährung der Pflanzen betrachten, denn, um es
kurz anzudeuten, wenn wir eine Pflanze verbrennen, ſo wird nur ein
Theil derſelben durchs Feuer vernichtet und wir nennen dieſen ver-
brennlichen Theil den organiſchen Stoff der Pflanze, er vor Allem
nimmt unſer Intereſſe in Anſpruch (VI.), weil er die Hauptnahrungs-
ſtoffe für die Thierwelt umfaßt. — Jedoch bleibt ſtets ein größerer
oder geringerer Theil der Pflanze unverbrannt als Aſche zurück und
auch dieſer, den wir als unorganiſchen Stoff bezeichnen, fordert uns
zum Nachdenken auf, (VII.) um ſo mehr, da wir bald finden, daß
dieſe Aſche, ſo unwahrſcheinlich es auch anfänglich uns vorkommen
mag, doch ſelbſt bei der Ernährung der Thiere und des Menſchen eine
nicht unweſentliche Rolle ſpielt. Wir werden in beiden Betrachtungen
daran erinnert, daß der Menſch, wo ihn die fortgeſchrittene Civiliſa-
tion enger auf kleine Areale zuſammengedrängt hat, ſich nicht mehr
damit begnügt und begnügen kann, was die Mutter Erde freiwillig
hervorbringt und ihm als Nahrung anbietet, daß vielmehr der Acker-
bau ihm die Mittel verſchaffen ſoll, die geſteigerten Bedürfniſſe zu
befriedigen. Doch der Menſch pflügt nur das Feld und ſtreut den
Saamen aus, Gedeihen und Segen aber erwartet er gläubig von
Oben. Bei weitem mehr, als man gewöhnlich glaubt, hängt die ganze
Vegetation aufs Engſte mit den Erſcheinungen zuſammen, welche
in Sonnenſchein und Kälte, in Dürre oder Regen, in Sturm oder
dem linden Hauche des Südweſtes, das zuſammenſetzen, was wir
Wetter und Klima nennen. Wir ſtellen daher den Unterſuchungen
über die Ernährung der Pflanzen billig eine Betrachtung des Wetters
voran. (V.)
Wenn auch die wichtigſte Grundlage für das Beſtehen der Thier-
welt von der Erde darin gegeben iſt, daß die Pflanze den Nah-
rungsſtoff bereitet, ſo iſt doch zumal der Menſch durch ſeinen Kunſt-
fleiß berechtigt und befähigt eine ungleich umfaſſendere Anwendung
von der Pflanze und den in ihr enthaltenen Stoffen zu machen. So
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/22>, abgerufen am 21.11.2024.
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