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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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und Senkungen des Landes sind unmittelbar nur von untergeordneter
localer Wirkung gewesen.

Wir können die hier vorgeführte Skitze kurz in folgende Haupt-
puncte zusammenfassen. Die allmälige Entwicklung der Pflanzenwelt
beginnt bei den einfachsten Pflanzen und schreitet durch die sich fol-
genden Perioden allmälig bis zu den vollkommensten Gewächsen un-
serer gegenwärtigen Vegetation fort. -- Die Bildungen der ersten
Perioden entsprechen einem gleichförmig über die ganze Erde verbrei-
teten Tropenclima, welches erst nach und nach von den Polen zum
Aequator hin in die gegenwärtigen climatischen Verhältnisse übergeht
und damit gleichlaufend erscheint, eine andere Veränderung, indem
die Pflanzen der ältesten Perioden gleichmäßig über der ganzen Erde
verbreitet gewesen zu seyn scheinen, erst nach und nach die Ver-
breitungsbezirke beschränkter werden und so in die große geographische
Verschiedenheit der Pflanzenwelt übergehn. -- Die allmälige Umän-
derung des allgemeinen Tropenclimas in die climatischen Zonen der
Gegenwart, läßt sich noch auf interessante Weise an einem ganz spe-
ciellen Beispiele nachweisen. Jeder Holzstamm der Nadel-Bäume ver-
dickt sich fortwährend in seinem ganzen Umfang. In den Aequatorial-
gegenden, wo das Clima unausgesetzt denselben Character das ganze
Jahr hindurch beibehält, geht auch diese Verdickung des Stammes
ununterbrochen und gleichförmig vor sich, kein Merkmal verräth uns
auf einem glatten Querschnitt des Stammes die Zeit, welche zu seiner
Ausbildung nöthig war. So wie wir aber nach Norden fortschreiten,
so wie die climatischen Verhältnisse mehr und mehr eine Verschieden-
heit der einzelnen Jahreszeiten bedingen, so zeigt sich auch dem ent-
sprechend das Wachsthum in die Dicke durch die begünstigenden
Jahreszeiten gefördert, durch die ungünstigeren Zeiten dagegen ge-
hemmt oder ganz unterdrückt. Auf einem Querschnitte des Stammes
zeigen sich je mehr er in einer höheren Breite gewachsen ist, um so
mehr auch Verschiedenheiten in der Bildung der aufeinander folgenden
Theile des Holzes, die endlich in den Breiten mit scharfem Wechsel
von Winter und Sommer so auffallend das zuletzt im Sommer ent-

und Senkungen des Landes ſind unmittelbar nur von untergeordneter
localer Wirkung geweſen.

Wir können die hier vorgeführte Skitze kurz in folgende Haupt-
puncte zuſammenfaſſen. Die allmälige Entwicklung der Pflanzenwelt
beginnt bei den einfachſten Pflanzen und ſchreitet durch die ſich fol-
genden Perioden allmälig bis zu den vollkommenſten Gewächſen un-
ſerer gegenwärtigen Vegetation fort. — Die Bildungen der erſten
Perioden entſprechen einem gleichförmig über die ganze Erde verbrei-
teten Tropenclima, welches erſt nach und nach von den Polen zum
Aequator hin in die gegenwärtigen climatiſchen Verhältniſſe übergeht
und damit gleichlaufend erſcheint, eine andere Veränderung, indem
die Pflanzen der älteſten Perioden gleichmäßig über der ganzen Erde
verbreitet geweſen zu ſeyn ſcheinen, erſt nach und nach die Ver-
breitungsbezirke beſchränkter werden und ſo in die große geographiſche
Verſchiedenheit der Pflanzenwelt übergehn. — Die allmälige Umän-
derung des allgemeinen Tropenclimas in die climatiſchen Zonen der
Gegenwart, läßt ſich noch auf intereſſante Weiſe an einem ganz ſpe-
ciellen Beiſpiele nachweiſen. Jeder Holzſtamm der Nadel-Bäume ver-
dickt ſich fortwährend in ſeinem ganzen Umfang. In den Aequatorial-
gegenden, wo das Clima unausgeſetzt denſelben Character das ganze
Jahr hindurch beibehält, geht auch dieſe Verdickung des Stammes
ununterbrochen und gleichförmig vor ſich, kein Merkmal verräth uns
auf einem glatten Querſchnitt des Stammes die Zeit, welche zu ſeiner
Ausbildung nöthig war. So wie wir aber nach Norden fortſchreiten,
ſo wie die climatiſchen Verhältniſſe mehr und mehr eine Verſchieden-
heit der einzelnen Jahreszeiten bedingen, ſo zeigt ſich auch dem ent-
ſprechend das Wachsthum in die Dicke durch die begünſtigenden
Jahreszeiten gefördert, durch die ungünſtigeren Zeiten dagegen ge-
hemmt oder ganz unterdrückt. Auf einem Querſchnitte des Stammes
zeigen ſich je mehr er in einer höheren Breite gewachſen iſt, um ſo
mehr auch Verſchiedenheiten in der Bildung der aufeinander folgenden
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[265/0281] und Senkungen des Landes ſind unmittelbar nur von untergeordneter localer Wirkung geweſen. Wir können die hier vorgeführte Skitze kurz in folgende Haupt- puncte zuſammenfaſſen. Die allmälige Entwicklung der Pflanzenwelt beginnt bei den einfachſten Pflanzen und ſchreitet durch die ſich fol- genden Perioden allmälig bis zu den vollkommenſten Gewächſen un- ſerer gegenwärtigen Vegetation fort. — Die Bildungen der erſten Perioden entſprechen einem gleichförmig über die ganze Erde verbrei- teten Tropenclima, welches erſt nach und nach von den Polen zum Aequator hin in die gegenwärtigen climatiſchen Verhältniſſe übergeht und damit gleichlaufend erſcheint, eine andere Veränderung, indem die Pflanzen der älteſten Perioden gleichmäßig über der ganzen Erde verbreitet geweſen zu ſeyn ſcheinen, erſt nach und nach die Ver- breitungsbezirke beſchränkter werden und ſo in die große geographiſche Verſchiedenheit der Pflanzenwelt übergehn. — Die allmälige Umän- derung des allgemeinen Tropenclimas in die climatiſchen Zonen der Gegenwart, läßt ſich noch auf intereſſante Weiſe an einem ganz ſpe- ciellen Beiſpiele nachweiſen. Jeder Holzſtamm der Nadel-Bäume ver- dickt ſich fortwährend in ſeinem ganzen Umfang. In den Aequatorial- gegenden, wo das Clima unausgeſetzt denſelben Character das ganze Jahr hindurch beibehält, geht auch dieſe Verdickung des Stammes ununterbrochen und gleichförmig vor ſich, kein Merkmal verräth uns auf einem glatten Querſchnitt des Stammes die Zeit, welche zu ſeiner Ausbildung nöthig war. So wie wir aber nach Norden fortſchreiten, ſo wie die climatiſchen Verhältniſſe mehr und mehr eine Verſchieden- heit der einzelnen Jahreszeiten bedingen, ſo zeigt ſich auch dem ent- ſprechend das Wachsthum in die Dicke durch die begünſtigenden Jahreszeiten gefördert, durch die ungünſtigeren Zeiten dagegen ge- hemmt oder ganz unterdrückt. Auf einem Querſchnitte des Stammes zeigen ſich je mehr er in einer höheren Breite gewachſen iſt, um ſo mehr auch Verſchiedenheiten in der Bildung der aufeinander folgenden Theile des Holzes, die endlich in den Breiten mit ſcharfem Wechſel von Winter und Sommer ſo auffallend das zuletzt im Sommer ent-

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/281>, abgerufen am 21.11.2024.