Festung oder Akropolis, wie z. B. Ilias, VI., 88, 257, 317; XXII. 383.
Obgleich ich wohl weiss, dass die Aegyptologen bis- jetzt keine Verwandtschaft zwischen der Hieroglyphen- und der Sanskritsprache gefunden haben, so kann ich doch nicht umhin hinzuzufügen, dass ich vor drei Jahren im Institut de France einem Vortrag des Vicomte de Rouge beiwohnte, welcher in einem Papyrus die Namen der gegen Rameses III. verbündeten Mächte, und unter diesen den Staat Arouna oder Aruna gefunden hatte, welchen er ohne Bedenken mit Ilium identificirte, da er meinte, letzteres Wort könne in der Hieroglyphensprache nur so wiedergegeben werden. Merkwürdigerweise aber heisst nach Max Müller (Essays, II, 324) und Adal- bert Kuhn (Herabkunft des Feuers, S. 59) das Sanskrit- wort Aruna: "Wagenlenker der Sonne." Ich überlasse es den Aegyptologen und Sanskritgelehrten zu beurtheilen, ob und wieweit dies zur Bestätigung des Vorstehenden beitragen kann.
Obgleich ich seit den griechischen Ostern 1 Piaster mehr, also jetzt 10 Piaster oder 2 Frs. Tagelohn zahlen muss, so arbeite ich doch nun mit 130 Mann und hoffe bestimmt bis zum 1. October d. J. meine grosse Plate- forme, genau in der auf dem Plane angegebenen Breite, durch den ganzen Berg zu graben, denn während meine Frau und ich mit 85 Arbeitern auf der Plateforme an der Nordseite beschäftigt sind, arbeitet uns seit zehn Tagen Georgios Photidas mit 45 Mann auf einer zweiten Plate- forme von der Südseite entgegen. Leider aber ist die Senkung des Berges auf der Südseite so gering, dass wir, um Raum und Leichtigkeit zur Fortschaffung des
Schliemann, Troja. 6
aruṇa.
Festung oder Akropolis, wie z. B. Ilias, VI., 88, 257, 317; XXII. 383.
Obgleich ich wohl weiss, dass die Aegyptologen bis- jetzt keine Verwandtschaft zwischen der Hieroglyphen- und der Sanskritsprache gefunden haben, so kann ich doch nicht umhin hinzuzufügen, dass ich vor drei Jahren im Institut de France einem Vortrag des Vicomte de Rougé beiwohnte, welcher in einem Papyrus die Namen der gegen Rameses III. verbündeten Mächte, und unter diesen den Staat Arouna oder Aruna gefunden hatte, welchen er ohne Bedenken mit Ilium identificirte, da er meinte, letzteres Wort könne in der Hieroglyphensprache nur so wiedergegeben werden. Merkwürdigerweise aber heisst nach Max Müller (Essays, II, 324) und Adal- bert Kuhn (Herabkunft des Feuers, S. 59) das Sanskrit- wort Aruṇa: „Wagenlenker der Sonne.“ Ich überlasse es den Aegyptologen und Sanskritgelehrten zu beurtheilen, ob und wieweit dies zur Bestätigung des Vorstehenden beitragen kann.
Obgleich ich seit den griechischen Ostern 1 Piaster mehr, also jetzt 10 Piaster oder 2 Frs. Tagelohn zahlen muss, so arbeite ich doch nun mit 130 Mann und hoffe bestimmt bis zum 1. October d. J. meine grosse Plate- forme, genau in der auf dem Plane angegebenen Breite, durch den ganzen Berg zu graben, denn während meine Frau und ich mit 85 Arbeitern auf der Plateforme an der Nordseite beschäftigt sind, arbeitet uns seit zehn Tagen Georgios Photidas mit 45 Mann auf einer zweiten Plate- forme von der Südseite entgegen. Leider aber ist die Senkung des Berges auf der Südseite so gering, dass wir, um Raum und Leichtigkeit zur Fortschaffung des
Schliemann, Troja. 6
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aruṇa.
Festung oder Akropolis, wie z. B. Ilias, VI., 88, 257, 317;
XXII. 383.
Obgleich ich wohl weiss, dass die Aegyptologen bis-
jetzt keine Verwandtschaft zwischen der Hieroglyphen-
und der Sanskritsprache gefunden haben, so kann ich
doch nicht umhin hinzuzufügen, dass ich vor drei Jahren
im Institut de France einem Vortrag des Vicomte de
Rougé beiwohnte, welcher in einem Papyrus die Namen
der gegen Rameses III. verbündeten Mächte, und unter
diesen den Staat Arouna oder Aruna gefunden hatte,
welchen er ohne Bedenken mit Ilium identificirte, da er
meinte, letzteres Wort könne in der Hieroglyphensprache
nur so wiedergegeben werden. Merkwürdigerweise
aber heisst nach Max Müller (Essays, II, 324) und Adal-
bert Kuhn (Herabkunft des Feuers, S. 59) das Sanskrit-
wort Aruṇa: „Wagenlenker der Sonne.“ Ich überlasse
es den Aegyptologen und Sanskritgelehrten zu beurtheilen,
ob und wieweit dies zur Bestätigung des Vorstehenden
beitragen kann.
Obgleich ich seit den griechischen Ostern 1 Piaster
mehr, also jetzt 10 Piaster oder 2 Frs. Tagelohn zahlen
muss, so arbeite ich doch nun mit 130 Mann und hoffe
bestimmt bis zum 1. October d. J. meine grosse Plate-
forme, genau in der auf dem Plane angegebenen Breite,
durch den ganzen Berg zu graben, denn während meine
Frau und ich mit 85 Arbeitern auf der Plateforme an
der Nordseite beschäftigt sind, arbeitet uns seit zehn Tagen
Georgios Photidas mit 45 Mann auf einer zweiten Plate-
forme von der Südseite entgegen. Leider aber ist die
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wir, um Raum und Leichtigkeit zur Fortschaffung des
Schliemann, Troja. 6
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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