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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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terracotten mit thierbildern.
weihen im Kreise um die Sonne, und sieht man am Ende
jedes Geweihes, mit demselben zusammenhängend,
ein höchst sonderbares, einem grossen Leuchter oder
Weihrauchbecken ähnliches Zeichen, welches jedenfalls
ein besonders wichtiges Symbol darstellt, denn es
kommt hier mehrfach alleinstehend vor; die Abbildung
dieser Terracotte ist Tafel 2, No. 35; aber eine ähnliche
ist auf Tafel 9, No. 296. Auf einem anderen, Tafel 9,
No. 298 dargestellten Stücke sieht man unten einen roh
dargestellten Menschen, der zu beten scheint, denn er
hat beide Arme gen Himmel gerichtet, derselbe erin-
nert in dieser Stellung lebhaft an die Eulengesichts-
vasen mit den beiden emporgehobenen Armen; links
davon ist ein Thier mit nur zwei Füssen und zwei Bäu-
men auf dem Rücken. Die Indologen werden vielleicht
finden, dass dies den Falken vorstellen soll, in dessen
Gestalt der Sonnengott den heiligen Soma-Baum vom
Himmel raubte. Dann folgen zwei Thiere mit zwei Hör-
nern, wahrscheinlich Antilopen, die man so häufig auf
den alten griechischen Vasen sieht und welche im
Rigveda immer den Wagen der Winde ziehen. Auf
einer dritten, Tafel 9 unter No. 299 abgebildeten Terra-
cotta, sieht man drei dieser Antilopen mit einer und zwei
Reihen Sterne über dem Rücken, welche vielleicht den
Himmel vorstellen sollen; dann fünf Feuermaschinen unse-
rer arischen Urväter; dann ein Zeichen im Zickzack, wel-
ches, wie ich schon früher erwähnt habe, nichts anderes
als den Flammenaltar bedeuten kann. Auf dem vierten,
Tafel 9, No. 288 abgezeichneten Stücke bilden vier Hasen,
welche das Symbol des Mondes sind, ein Kreuz um die
Sonne und stellen wol die vier Jahreszeiten dar.

terracotten mit thierbildern.
weihen im Kreise um die Sonne, und sieht man am Ende
jedes Geweihes, mit demselben zusammenhängend,
ein höchst sonderbares, einem grossen Leuchter oder
Weihrauchbecken ähnliches Zeichen, welches jedenfalls
ein besonders wichtiges Symbol darstellt, denn es
kommt hier mehrfach alleinstehend vor; die Abbildung
dieser Terracotte ist Tafel 2, No. 35; aber eine ähnliche
ist auf Tafel 9, No. 296. Auf einem anderen, Tafel 9,
No. 298 dargestellten Stücke sieht man unten einen roh
dargestellten Menschen, der zu beten scheint, denn er
hat beide Arme gen Himmel gerichtet, derselbe erin-
nert in dieser Stellung lebhaft an die Eulengesichts-
vasen mit den beiden emporgehobenen Armen; links
davon ist ein Thier mit nur zwei Füssen und zwei Bäu-
men auf dem Rücken. Die Indologen werden vielleicht
finden, dass dies den Falken vorstellen soll, in dessen
Gestalt der Sonnengott den heiligen Sôma-Baum vom
Himmel raubte. Dann folgen zwei Thiere mit zwei Hör-
nern, wahrscheinlich Antilopen, die man so häufig auf
den alten griechischen Vasen sieht und welche im
Rigvêda immer den Wagen der Winde ziehen. Auf
einer dritten, Tafel 9 unter No. 299 abgebildeten Terra-
cotta, sieht man drei dieser Antilopen mit einer und zwei
Reihen Sterne über dem Rücken, welche vielleicht den
Himmel vorstellen sollen; dann fünf Feuermaschinen unse-
rer arischen Urväter; dann ein Zeichen im Zickzack, wel-
ches, wie ich schon früher erwähnt habe, nichts anderes
als den Flammenaltar bedeuten kann. Auf dem vierten,
Tafel 9, No. 288 abgezeichneten Stücke bilden vier Hasen,
welche das Symbol des Mondes sind, ein Kreuz um die
Sonne und stellen wol die vier Jahreszeiten dar.

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[91/0157] terracotten mit thierbildern. weihen im Kreise um die Sonne, und sieht man am Ende jedes Geweihes, mit demselben zusammenhängend, ein höchst sonderbares, einem grossen Leuchter oder Weihrauchbecken ähnliches Zeichen, welches jedenfalls ein besonders wichtiges Symbol darstellt, denn es kommt hier mehrfach alleinstehend vor; die Abbildung dieser Terracotte ist Tafel 2, No. 35; aber eine ähnliche ist auf Tafel 9, No. 296. Auf einem anderen, Tafel 9, No. 298 dargestellten Stücke sieht man unten einen roh dargestellten Menschen, der zu beten scheint, denn er hat beide Arme gen Himmel gerichtet, derselbe erin- nert in dieser Stellung lebhaft an die Eulengesichts- vasen mit den beiden emporgehobenen Armen; links davon ist ein Thier mit nur zwei Füssen und zwei Bäu- men auf dem Rücken. Die Indologen werden vielleicht finden, dass dies den Falken vorstellen soll, in dessen Gestalt der Sonnengott den heiligen Sôma-Baum vom Himmel raubte. Dann folgen zwei Thiere mit zwei Hör- nern, wahrscheinlich Antilopen, die man so häufig auf den alten griechischen Vasen sieht und welche im Rigvêda immer den Wagen der Winde ziehen. Auf einer dritten, Tafel 9 unter No. 299 abgebildeten Terra- cotta, sieht man drei dieser Antilopen mit einer und zwei Reihen Sterne über dem Rücken, welche vielleicht den Himmel vorstellen sollen; dann fünf Feuermaschinen unse- rer arischen Urväter; dann ein Zeichen im Zickzack, wel- ches, wie ich schon früher erwähnt habe, nichts anderes als den Flammenaltar bedeuten kann. Auf dem vierten, Tafel 9, No. 288 abgezeichneten Stücke bilden vier Hasen, welche das Symbol des Mondes sind, ein Kreuz um die Sonne und stellen wol die vier Jahreszeiten dar.

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/157>, abgerufen am 21.11.2024.