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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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becher; werkzeuge von diorit u. a.
aber durch die Hülle, die sie umgab, geschützt worden
und unversehrt geblieben sind. Dennoch scheint mir
die Erhaltung dieser kleinen Knochen wunderbar, denn
der Mutter Gebeine waren zu Asche verbrannt, und es
fanden sich nur noch kleine Bröckel von ihren Knochen.
Ich habe des kleinen trojanischen Embryo Knochen
aufs sorgfältigste herausgesucht, werde von einem
geschickten Chirurgus das kleine Gerippe wiederher-
stellen lassen und eine Photographie davon diesem
Werke beifügen. Der berühmte Arzt Aretaios in Athen
schreibt mir soeben, dass die Erhaltung der Knochen
des Embryo nicht anders möglich ist, als dass die
Mutter geboren hat und daran gestorben ist; dass man
ihre Leiche verbrannt und zusammen mit ihrer Asche
den unverbrannten Embryo in die Leichenurne gewor-
fen hat, in welcher ich ihn fand.

Es kommen in den tiefsten Schuttschichten auch
einfache schwarze, unsern Trinkgläsern ähnliche Becher
vor; auch schwarze Becher mit einem Henkel von unten,
sodass sie nur auf die Oeffnung gestellt werden kön-
nen. Ich finde sonst noch auf dem Urboden Gewichte
von Granit, deren genaues specifisches Gewicht ich auf
einer besondern Tafel angeben werde; Hämmer und
Beile, sowie sehr viele herrlich gearbeitete grosse und
kleine Keile von Diorit; auch einige mal kleine schön
geschliffene Werkzeuge in der Form von Keilen, von sehr
schönem, durchsichtigem grünen Stein. Ausserdem erschei-
nen Massen von durchschnittlich 5 Centimeter im Durch-
messer habenden runden, schwarzen und rothen Terra-
cotta-Scheibchen mit einem Loch in der Mitte; steinerne
Scheiben (diskoi) von durchschnittlich 15 Centimeter im

becher; werkzeuge von diorit u. a.
aber durch die Hülle, die sie umgab, geschützt worden
und unversehrt geblieben sind. Dennoch scheint mir
die Erhaltung dieser kleinen Knochen wunderbar, denn
der Mutter Gebeine waren zu Asche verbrannt, und es
fanden sich nur noch kleine Bröckel von ihren Knochen.
Ich habe des kleinen trojanischen Embryo Knochen
aufs sorgfältigste herausgesucht, werde von einem
geschickten Chirurgus das kleine Gerippe wiederher-
stellen lassen und eine Photographie davon diesem
Werke beifügen. Der berühmte Arzt Aretaios in Athen
schreibt mir soeben, dass die Erhaltung der Knochen
des Embryo nicht anders möglich ist, als dass die
Mutter geboren hat und daran gestorben ist; dass man
ihre Leiche verbrannt und zusammen mit ihrer Asche
den unverbrannten Embryo in die Leichenurne gewor-
fen hat, in welcher ich ihn fand.

Es kommen in den tiefsten Schuttschichten auch
einfache schwarze, unsern Trinkgläsern ähnliche Becher
vor; auch schwarze Becher mit einem Henkel von unten,
sodass sie nur auf die Oeffnung gestellt werden kön-
nen. Ich finde sonst noch auf dem Urboden Gewichte
von Granit, deren genaues specifisches Gewicht ich auf
einer besondern Tafel angeben werde; Hämmer und
Beile, sowie sehr viele herrlich gearbeitete grosse und
kleine Keile von Diorit; auch einige mal kleine schön
geschliffene Werkzeuge in der Form von Keilen, von sehr
schönem, durchsichtigem grünen Stein. Ausserdem erschei-
nen Massen von durchschnittlich 5 Centimeter im Durch-
messer habenden runden, schwarzen und rothen Terra-
cotta-Scheibchen mit einem Loch in der Mitte; steinerne
Scheiben (δίσκοι) von durchschnittlich 15 Centimeter im

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[108/0174] becher; werkzeuge von diorit u. a. aber durch die Hülle, die sie umgab, geschützt worden und unversehrt geblieben sind. Dennoch scheint mir die Erhaltung dieser kleinen Knochen wunderbar, denn der Mutter Gebeine waren zu Asche verbrannt, und es fanden sich nur noch kleine Bröckel von ihren Knochen. Ich habe des kleinen trojanischen Embryo Knochen aufs sorgfältigste herausgesucht, werde von einem geschickten Chirurgus das kleine Gerippe wiederher- stellen lassen und eine Photographie davon diesem Werke beifügen. Der berühmte Arzt Aretaios in Athen schreibt mir soeben, dass die Erhaltung der Knochen des Embryo nicht anders möglich ist, als dass die Mutter geboren hat und daran gestorben ist; dass man ihre Leiche verbrannt und zusammen mit ihrer Asche den unverbrannten Embryo in die Leichenurne gewor- fen hat, in welcher ich ihn fand. Es kommen in den tiefsten Schuttschichten auch einfache schwarze, unsern Trinkgläsern ähnliche Becher vor; auch schwarze Becher mit einem Henkel von unten, sodass sie nur auf die Oeffnung gestellt werden kön- nen. Ich finde sonst noch auf dem Urboden Gewichte von Granit, deren genaues specifisches Gewicht ich auf einer besondern Tafel angeben werde; Hämmer und Beile, sowie sehr viele herrlich gearbeitete grosse und kleine Keile von Diorit; auch einige mal kleine schön geschliffene Werkzeuge in der Form von Keilen, von sehr schönem, durchsichtigem grünen Stein. Ausserdem erschei- nen Massen von durchschnittlich 5 Centimeter im Durch- messer habenden runden, schwarzen und rothen Terra- cotta-Scheibchen mit einem Loch in der Mitte; steinerne Scheiben (δίσκοι) von durchschnittlich 15 Centimeter im

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/174>, abgerufen am 21.11.2024.