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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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gleichartige scheibe von diorit; formsteine.
Darstellungen im Stempel griechische Kunst. Die klei-
nen Löcher an der Seite lassen kaum einen Zweifel,
dass diese Stücke als Opfergaben zum Aufhängen in
den Tempeln oder neben den Idolen gedient haben.
Während diese Scheiben bisher nur von Terracotta
vorgekommen waren, fand sich diese Woche eine solche
in 1 Meter Tiefe von Diorit, mit zwei Löchern an einer
Seite, die aber nicht durchgehen; wegen der Härte des
Materials wird man es zu schwer gefunden haben, das-
selbe zweimal zu durchbohren. Der Merkwürdigkeit
halber gebe ich das Bild dieser Scheibe.

Es wurde dieser Tage wiederum in 8 Meter Tiefe
auf dem Thurm ein 28 Centimeter langer Formstein
von Glimmerschiefer gefunden, der auf fünf Seiten
Formen zum Giessen von zwölf Lanzen, Messern und
höchst sonderbaren Werkzeugen hat, deren Gebrauch
mir ein Räthsel ist.

Die vielen hier vorkommenden Formsteine zum
Giessen von Waffen, Messern und Werkzeugen beweisen
zur Genüge, dass es in Troja viele kupferne Waffen,
Messer und Werkzeuge gab. Es ist aber ganz natür-
lich, dass ich verhältnissmässig nur wenig davon finde,
denn die schlecht gewordenen kupfernen Geräthschaften
konnten ja mit Leichtigkeit umgeschmolzen und
umgegossen werden, und ist daher nicht einmal anzu-
nehmen, dass ich hier andere finde, als die, welche im
Schlachtgetümmel verloren gingen oder bei der Zer-
störung der Stadt erhalten blieben. Dass ich hier unge-
heuer viel mehr Silexmesser als kupferne Messer, und
ungeheuer viel mehr steinerne Keile und Hämmer als
solche von Kupfer finde, beweist somit durchaus nicht,

gleichartige scheibe von diorit; formsteine.
Darstellungen im Stempel griechische Kunst. Die klei-
nen Löcher an der Seite lassen kaum einen Zweifel,
dass diese Stücke als Opfergaben zum Aufhängen in
den Tempeln oder neben den Idolen gedient haben.
Während diese Scheiben bisher nur von Terracotta
vorgekommen waren, fand sich diese Woche eine solche
in 1 Meter Tiefe von Diorit, mit zwei Löchern an einer
Seite, die aber nicht durchgehen; wegen der Härte des
Materials wird man es zu schwer gefunden haben, das-
selbe zweimal zu durchbohren. Der Merkwürdigkeit
halber gebe ich das Bild dieser Scheibe.

Es wurde dieser Tage wiederum in 8 Meter Tiefe
auf dem Thurm ein 28 Centimeter langer Formstein
von Glimmerschiefer gefunden, der auf fünf Seiten
Formen zum Giessen von zwölf Lanzen, Messern und
höchst sonderbaren Werkzeugen hat, deren Gebrauch
mir ein Räthsel ist.

Die vielen hier vorkommenden Formsteine zum
Giessen von Waffen, Messern und Werkzeugen beweisen
zur Genüge, dass es in Troja viele kupferne Waffen,
Messer und Werkzeuge gab. Es ist aber ganz natür-
lich, dass ich verhältnissmässig nur wenig davon finde,
denn die schlecht gewordenen kupfernen Geräthschaften
konnten ja mit Leichtigkeit umgeschmolzen und
umgegossen werden, und ist daher nicht einmal anzu-
nehmen, dass ich hier andere finde, als die, welche im
Schlachtgetümmel verloren gingen oder bei der Zer-
störung der Stadt erhalten blieben. Dass ich hier unge-
heuer viel mehr Silexmesser als kupferne Messer, und
ungeheuer viel mehr steinerne Keile und Hämmer als
solche von Kupfer finde, beweist somit durchaus nicht,

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[234/0300] gleichartige scheibe von diorit; formsteine. Darstellungen im Stempel griechische Kunst. Die klei- nen Löcher an der Seite lassen kaum einen Zweifel, dass diese Stücke als Opfergaben zum Aufhängen in den Tempeln oder neben den Idolen gedient haben. Während diese Scheiben bisher nur von Terracotta vorgekommen waren, fand sich diese Woche eine solche in 1 Meter Tiefe von Diorit, mit zwei Löchern an einer Seite, die aber nicht durchgehen; wegen der Härte des Materials wird man es zu schwer gefunden haben, das- selbe zweimal zu durchbohren. Der Merkwürdigkeit halber gebe ich das Bild dieser Scheibe. Es wurde dieser Tage wiederum in 8 Meter Tiefe auf dem Thurm ein 28 Centimeter langer Formstein von Glimmerschiefer gefunden, der auf fünf Seiten Formen zum Giessen von zwölf Lanzen, Messern und höchst sonderbaren Werkzeugen hat, deren Gebrauch mir ein Räthsel ist. Die vielen hier vorkommenden Formsteine zum Giessen von Waffen, Messern und Werkzeugen beweisen zur Genüge, dass es in Troja viele kupferne Waffen, Messer und Werkzeuge gab. Es ist aber ganz natür- lich, dass ich verhältnissmässig nur wenig davon finde, denn die schlecht gewordenen kupfernen Geräthschaften konnten ja mit Leichtigkeit umgeschmolzen und umgegossen werden, und ist daher nicht einmal anzu- nehmen, dass ich hier andere finde, als die, welche im Schlachtgetümmel verloren gingen oder bei der Zer- störung der Stadt erhalten blieben. Dass ich hier unge- heuer viel mehr Silexmesser als kupferne Messer, und ungeheuer viel mehr steinerne Keile und Hämmer als solche von Kupfer finde, beweist somit durchaus nicht,

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/300>, abgerufen am 24.11.2024.