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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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fundgegenstände im hause des priamos.
auf dem man zehn Reihen von Punkten sieht, welche
wahrscheinlich die Köpfe der kleinen Nägel bezeichnen
sollen, womit die ptukhes oder Schichten, deren im Schilde
des Aias z. B. sieben aus Rindshaut und eine aus
Kupfer war (Ilias, VII, 245--247) zusammengenietet
waren. Die trojanische Schutzgöttin hält auf jeder Seite
einen grossen Schlauch in Form einer Flasche, der mit
horizontalen Linien verziert ist; das auf der Rückseite
in einen langen Zopf vereinigte, beinahe bis an die
Fersen herunterhängende Haupthaar der Göttin ist sehr
hervortretend, mit Meisterschaft gemacht und erinnert
ungemein an die diesem vollkommen ähnlichen Zöpfe
der Karyatiden im Erechtheion der Akropolis von
Athen. Nicht nur das Idol selbst, sondern auch die
Schläuche, die es trägt, sind hohl, und müssen letztere
durchaus eine symbolische Bedeutung haben. Ich fand
ferner im Hause des Priamos vier marmorne und drei
knöcherne Idole mit dem Eulenkopf der Schutzgöttin
Trojas; von den letztern ist eins mit weisser Farbe be-
malt. Auch zehn Idole von Marmor ohne Eulenkopf fand
ich dort; ferner das Bruchstück eines Schwertes, sowie
das einer Lanze, ein Messer und einige Werkzeuge von
Kupfer, auch ein Dutzend langer dünner kupferner
Nägel, die als Haar- oder Tuchnadeln gebraucht sein
müssen; ausserdem ein Packet von fünf in der Feuers-
brunst zusammengeschmolzenen kupfernen Tuchnadeln,
von denen die eine zwei Köpfe, den einen über dem andern,
hat, der untere Kopf ist ganz kugelrund. Auch einen
durchbohrten, nur 41/2 Centimeter langen Cylinder von
blauem Feldspat fand ich dort, der auf Tafel 162,
No. 3131 abgebildet und mit höchst merkwürdigen ein-

fundgegenstände im hause des priamos.
auf dem man zehn Reihen von Punkten sieht, welche
wahrscheinlich die Köpfe der kleinen Nägel bezeichnen
sollen, womit die πτύχες oder Schichten, deren im Schilde
des Aias z. B. sieben aus Rindshaut und eine aus
Kupfer war (Ilias, VII, 245—247) zusammengenietet
waren. Die trojanische Schutzgöttin hält auf jeder Seite
einen grossen Schlauch in Form einer Flasche, der mit
horizontalen Linien verziert ist; das auf der Rückseite
in einen langen Zopf vereinigte, beinahe bis an die
Fersen herunterhängende Haupthaar der Göttin ist sehr
hervortretend, mit Meisterschaft gemacht und erinnert
ungemein an die diesem vollkommen ähnlichen Zöpfe
der Karyatiden im Erechtheion der Akropolis von
Athen. Nicht nur das Idol selbst, sondern auch die
Schläuche, die es trägt, sind hohl, und müssen letztere
durchaus eine symbolische Bedeutung haben. Ich fand
ferner im Hause des Priamos vier marmorne und drei
knöcherne Idole mit dem Eulenkopf der Schutzgöttin
Trojas; von den letztern ist eins mit weisser Farbe be-
malt. Auch zehn Idole von Marmor ohne Eulenkopf fand
ich dort; ferner das Bruchstück eines Schwertes, sowie
das einer Lanze, ein Messer und einige Werkzeuge von
Kupfer, auch ein Dutzend langer dünner kupferner
Nägel, die als Haar- oder Tuchnadeln gebraucht sein
müssen; ausserdem ein Packet von fünf in der Feuers-
brunst zusammengeschmolzenen kupfernen Tuchnadeln,
von denen die eine zwei Köpfe, den einen über dem andern,
hat, der untere Kopf ist ganz kugelrund. Auch einen
durchbohrten, nur 4½ Centimeter langen Cylinder von
blauem Feldspat fand ich dort, der auf Tafel 162,
No. 3131 abgebildet und mit höchst merkwürdigen ein-

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[278/0344] fundgegenstände im hause des priamos. auf dem man zehn Reihen von Punkten sieht, welche wahrscheinlich die Köpfe der kleinen Nägel bezeichnen sollen, womit die πτύχες oder Schichten, deren im Schilde des Aias z. B. sieben aus Rindshaut und eine aus Kupfer war (Ilias, VII, 245—247) zusammengenietet waren. Die trojanische Schutzgöttin hält auf jeder Seite einen grossen Schlauch in Form einer Flasche, der mit horizontalen Linien verziert ist; das auf der Rückseite in einen langen Zopf vereinigte, beinahe bis an die Fersen herunterhängende Haupthaar der Göttin ist sehr hervortretend, mit Meisterschaft gemacht und erinnert ungemein an die diesem vollkommen ähnlichen Zöpfe der Karyatiden im Erechtheion der Akropolis von Athen. Nicht nur das Idol selbst, sondern auch die Schläuche, die es trägt, sind hohl, und müssen letztere durchaus eine symbolische Bedeutung haben. Ich fand ferner im Hause des Priamos vier marmorne und drei knöcherne Idole mit dem Eulenkopf der Schutzgöttin Trojas; von den letztern ist eins mit weisser Farbe be- malt. Auch zehn Idole von Marmor ohne Eulenkopf fand ich dort; ferner das Bruchstück eines Schwertes, sowie das einer Lanze, ein Messer und einige Werkzeuge von Kupfer, auch ein Dutzend langer dünner kupferner Nägel, die als Haar- oder Tuchnadeln gebraucht sein müssen; ausserdem ein Packet von fünf in der Feuers- brunst zusammengeschmolzenen kupfernen Tuchnadeln, von denen die eine zwei Köpfe, den einen über dem andern, hat, der untere Kopf ist ganz kugelrund. Auch einen durchbohrten, nur 4½ Centimeter langen Cylinder von blauem Feldspat fand ich dort, der auf Tafel 162, No. 3131 abgebildet und mit höchst merkwürdigen ein-

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/344>, abgerufen am 28.11.2024.