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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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bedeutung von DEPAS AMPhIKUPELLON.
dass diese Becher, welche, wie aus meinen frühern
Aufsätzen und Abbildungen bekannt, 13 bis 40 Cen-
timeter Höhe haben, nothwendigerweise die home-
rischen "depa amphikupella" sein müssen, und dass die
bisherige Erklärung dieser Worte durch "Doppel-
becher mit einem gemeinschaftlichen Boden in
der Mitte"
durchaus irrthümlich ist. Es scheint wirk-
lich, dass diese falsche Uebersetzung einzig und
allein von Aristoteles herrührt, denn wie aus seiner
"Hist. anim.", 9, 40 hervorgeht, gab es zu seiner Zeit
solche Doppelbecher mit einem gemeinschaftlichen Bo-
den in der Mitte, und soll in der That vor einer Reihe
von Jahren ein solcher in Attika entdeckt und an das
Museum in Kopenhagen verkauft worden sein. Aber
im homerischen Troja gab es keine solche Becher,
denn sonst würde ich sie gefunden haben. Wie bereits
früher bemerkt, fand ich auf dem Urboden, in 14 bis
151/2 Meter Tiefe, mehrere Mittelstücke von glänzend
schwarzen Bechern, die ich damals für Bruchstücke von
Doppelbechern hielt, weil sie auf beiden Seiten des
Bodens eine Wölbung zeigten, aber die eine Wölbung
war immer zu geringfügig im Vergleich zur andern
und muss daher die des Becherfusses gewesen sein.
Wenn depas amphikupellon Doppelbecher bedeutete, dann
müsste amphiphoreus Doppelurne heissen, was weder Ilias,
XIII, 92, Odyssee, XXIV, 74, noch sonstwo im Homer
möglich ist; auch ist noch nie jemand auf den Gedanken
gekommen, es anders zu übersetzen, als "Urne mit zwei
Henkeln". Somit kann auch "depas amphikupellon" nicht
anders übersetzt werden, als "Becher mit zwei Henkeln.
Da ein wirklicher Doppelbecher doch nur von einer Seite

bedeutung von ΔΕΠΑΣ ΑΜΦΙΚϒΠΕΛΛΟΝ.
dass diese Becher, welche, wie aus meinen frühern
Aufsätzen und Abbildungen bekannt, 13 bis 40 Cen-
timeter Höhe haben, nothwendigerweise die home-
rischen „δέπα ἀμφικύπελλα“ sein müssen, und dass die
bisherige Erklärung dieser Worte durch „Doppel-
becher mit einem gemeinschaftlichen Boden in
der Mitte“
durchaus irrthümlich ist. Es scheint wirk-
lich, dass diese falsche Uebersetzung einzig und
allein von Aristoteles herrührt, denn wie aus seiner
„Hist. anim.“, 9, 40 hervorgeht, gab es zu seiner Zeit
solche Doppelbecher mit einem gemeinschaftlichen Bo-
den in der Mitte, und soll in der That vor einer Reihe
von Jahren ein solcher in Attika entdeckt und an das
Museum in Kopenhagen verkauft worden sein. Aber
im homerischen Troja gab es keine solche Becher,
denn sonst würde ich sie gefunden haben. Wie bereits
früher bemerkt, fand ich auf dem Urboden, in 14 bis
15½ Meter Tiefe, mehrere Mittelstücke von glänzend
schwarzen Bechern, die ich damals für Bruchstücke von
Doppelbechern hielt, weil sie auf beiden Seiten des
Bodens eine Wölbung zeigten, aber die eine Wölbung
war immer zu geringfügig im Vergleich zur andern
und muss daher die des Becherfusses gewesen sein.
Wenn δέπας ἀμφικύπελλον Doppelbecher bedeutete, dann
müsste ἀμφιφορεύς Doppelurne heissen, was weder Ilias,
XIII, 92, Odyssee, XXIV, 74, noch sonstwo im Homer
möglich ist; auch ist noch nie jemand auf den Gedanken
gekommen, es anders zu übersetzen, als „Urne mit zwei
Henkeln“. Somit kann auch „δέπας ἀμφικύπελλον“ nicht
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Da ein wirklicher Doppelbecher doch nur von einer Seite

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[280/0346] bedeutung von ΔΕΠΑΣ ΑΜΦΙΚϒΠΕΛΛΟΝ. dass diese Becher, welche, wie aus meinen frühern Aufsätzen und Abbildungen bekannt, 13 bis 40 Cen- timeter Höhe haben, nothwendigerweise die home- rischen „δέπα ἀμφικύπελλα“ sein müssen, und dass die bisherige Erklärung dieser Worte durch „Doppel- becher mit einem gemeinschaftlichen Boden in der Mitte“ durchaus irrthümlich ist. Es scheint wirk- lich, dass diese falsche Uebersetzung einzig und allein von Aristoteles herrührt, denn wie aus seiner „Hist. anim.“, 9, 40 hervorgeht, gab es zu seiner Zeit solche Doppelbecher mit einem gemeinschaftlichen Bo- den in der Mitte, und soll in der That vor einer Reihe von Jahren ein solcher in Attika entdeckt und an das Museum in Kopenhagen verkauft worden sein. Aber im homerischen Troja gab es keine solche Becher, denn sonst würde ich sie gefunden haben. Wie bereits früher bemerkt, fand ich auf dem Urboden, in 14 bis 15½ Meter Tiefe, mehrere Mittelstücke von glänzend schwarzen Bechern, die ich damals für Bruchstücke von Doppelbechern hielt, weil sie auf beiden Seiten des Bodens eine Wölbung zeigten, aber die eine Wölbung war immer zu geringfügig im Vergleich zur andern und muss daher die des Becherfusses gewesen sein. Wenn δέπας ἀμφικύπελλον Doppelbecher bedeutete, dann müsste ἀμφιφορεύς Doppelurne heissen, was weder Ilias, XIII, 92, Odyssee, XXIV, 74, noch sonstwo im Homer möglich ist; auch ist noch nie jemand auf den Gedanken gekommen, es anders zu übersetzen, als „Urne mit zwei Henkeln“. Somit kann auch „δέπας ἀμφικύπελλον“ nicht anders übersetzt werden, als „Becher mit zwei Henkeln. Da ein wirklicher Doppelbecher doch nur von einer Seite

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/346>, abgerufen am 28.11.2024.