Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
fortsetzung der ausgrabung an der nordwestseite.
XXIII.

Seit meinem Bericht vom 10. v. M. bin ich beson-
ders bemüht gewesen, die grosse Ausgrabung an der
Nordwestseite des Berges zu beschleunigen, und habe
zu diesem Zweck auch von der Westseite einen tiefen
Einschnitt angelegt, in welchem ich leider in schräger
Richtung auf die 4 Meter hohe, 3 Meter dicke Ring-
mauer des Lysimachos stiess. Ich war somit gezwungen,
von dieser eine doppelte Masse Steine herauszubrechen,
um mir Eingang zu verschaffen, stiess aber darauf auf
die Trümmer riesiger Bauten aus hellenischer und vor-
hellenischer Zeit, sodass diese Ausgrabung nur lang-
sam fortschreiten konnte. In einer Entfernung von 21
Meter vom Bergabhange stiess ich hier, in 6 Meter
Tiefe, auf eine 1 Meter 50 Centimeter hohe, mit hervor-
stehender Zinne gebaute alte Ringmauer, die nicht mit
der vom Skaeischen Thor in westnordwestlicher Rich-
tung fortlaufenden Mauer in Verbindung steht, auch
wegen ihrer ganz verschiedenen Bauart und geringen
Höhe aus nachtrojanischer Zeit stammen muss; jedenfalls
aber ist sie viel älter als die griechische Colonie, weil
sie aus Steinen und Erde gebaut ist und ich neben ihr
mehrere marmorne Idole der ilischen Schutzgöttin fand.

fortsetzung der ausgrabung an der nordwestseite.
XXIII.

Seit meinem Bericht vom 10. v. M. bin ich beson-
ders bemüht gewesen, die grosse Ausgrabung an der
Nordwestseite des Berges zu beschleunigen, und habe
zu diesem Zweck auch von der Westseite einen tiefen
Einschnitt angelegt, in welchem ich leider in schräger
Richtung auf die 4 Meter hohe, 3 Meter dicke Ring-
mauer des Lysimachos stiess. Ich war somit gezwungen,
von dieser eine doppelte Masse Steine herauszubrechen,
um mir Eingang zu verschaffen, stiess aber darauf auf
die Trümmer riesiger Bauten aus hellenischer und vor-
hellenischer Zeit, sodass diese Ausgrabung nur lang-
sam fortschreiten konnte. In einer Entfernung von 21
Meter vom Bergabhange stiess ich hier, in 6 Meter
Tiefe, auf eine 1 Meter 50 Centimeter hohe, mit hervor-
stehender Zinne gebaute alte Ringmauer, die nicht mit
der vom Skaeischen Thor in westnordwestlicher Rich-
tung fortlaufenden Mauer in Verbindung steht, auch
wegen ihrer ganz verschiedenen Bauart und geringen
Höhe aus nachtrojanischer Zeit stammen muss; jedenfalls
aber ist sie viel älter als die griechische Colonie, weil
sie aus Steinen und Erde gebaut ist und ich neben ihr
mehrere marmorne Idole der ilischen Schutzgöttin fand.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0354" n="288"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#k">fortsetzung der ausgrabung an der nordwestseite.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head>XXIII.</head><lb/>
        <opener>
          <dateline>
            <placeName>Troja, 17. Juni 1873.</placeName>
          </dateline>
        </opener><lb/>
        <p>Seit meinem Bericht vom 10. v. M. bin ich beson-<lb/>
ders bemüht gewesen, die grosse Ausgrabung an der<lb/>
Nordwestseite des Berges zu beschleunigen, und habe<lb/>
zu diesem Zweck auch von der Westseite einen tiefen<lb/>
Einschnitt angelegt, in welchem ich leider in schräger<lb/>
Richtung auf die 4 Meter hohe, 3 Meter dicke Ring-<lb/>
mauer des Lysimachos stiess. Ich war somit gezwungen,<lb/>
von dieser eine doppelte Masse Steine herauszubrechen,<lb/>
um mir Eingang zu verschaffen, stiess aber darauf auf<lb/>
die Trümmer riesiger Bauten aus hellenischer und vor-<lb/>
hellenischer Zeit, sodass diese Ausgrabung nur lang-<lb/>
sam fortschreiten konnte. In einer Entfernung von 21<lb/>
Meter vom Bergabhange stiess ich hier, in 6 Meter<lb/>
Tiefe, auf eine 1 Meter 50 Centimeter hohe, mit hervor-<lb/>
stehender Zinne gebaute alte Ringmauer, die nicht mit<lb/>
der vom Skaeischen Thor in westnordwestlicher Rich-<lb/>
tung fortlaufenden Mauer in Verbindung steht, auch<lb/>
wegen ihrer ganz verschiedenen Bauart und geringen<lb/>
Höhe aus nachtrojanischer Zeit stammen muss; jedenfalls<lb/>
aber ist sie viel älter als die griechische Colonie, weil<lb/>
sie aus Steinen und Erde gebaut ist und ich neben ihr<lb/>
mehrere marmorne Idole der ilischen Schutzgöttin fand.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0354] fortsetzung der ausgrabung an der nordwestseite. XXIII. Troja, 17. Juni 1873. Seit meinem Bericht vom 10. v. M. bin ich beson- ders bemüht gewesen, die grosse Ausgrabung an der Nordwestseite des Berges zu beschleunigen, und habe zu diesem Zweck auch von der Westseite einen tiefen Einschnitt angelegt, in welchem ich leider in schräger Richtung auf die 4 Meter hohe, 3 Meter dicke Ring- mauer des Lysimachos stiess. Ich war somit gezwungen, von dieser eine doppelte Masse Steine herauszubrechen, um mir Eingang zu verschaffen, stiess aber darauf auf die Trümmer riesiger Bauten aus hellenischer und vor- hellenischer Zeit, sodass diese Ausgrabung nur lang- sam fortschreiten konnte. In einer Entfernung von 21 Meter vom Bergabhange stiess ich hier, in 6 Meter Tiefe, auf eine 1 Meter 50 Centimeter hohe, mit hervor- stehender Zinne gebaute alte Ringmauer, die nicht mit der vom Skaeischen Thor in westnordwestlicher Rich- tung fortlaufenden Mauer in Verbindung steht, auch wegen ihrer ganz verschiedenen Bauart und geringen Höhe aus nachtrojanischer Zeit stammen muss; jedenfalls aber ist sie viel älter als die griechische Colonie, weil sie aus Steinen und Erde gebaut ist und ich neben ihr mehrere marmorne Idole der ilischen Schutzgöttin fand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/354
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/354>, abgerufen am 29.11.2024.