Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.einleitung. kuaons genannte Metall, welches man schon im Alter-thum durch khalups (Stahl) übersetzte. Ich betheuere aber, weder bei den Trojanern, noch bei irgendeinem der andern der griechischen Colonie voraufgegangenen Völker, die diesen Berg bewohnt haben, auch nur eine Spur von diesen Metallen gefunden zu haben. Es mögen aber immerhin eiserne und stählerne Geräthschaften da- gewesen sein; ja ich glaube ganz bestimmt, dass sie dagewesen sind, sie sind aber spurlos verloren gegan- gen; denn bekanntlich zersetzt sich Eisen und Stahl viel leichter als Kupfer. Von Zinn, dessen Homer so viel- fältig erwähnt, fand ich natürlich keine Spur, denn dies Metall zersetzt sich bekanntlich mit grosser Schnelligkeit, selbst wenn es an einem trockenen Orte liegt. Blei kam bei allen Völkern vor, die diesen Berg bewohnt haben, bei den Völkern vor der griechischen Ansiedelung aber hauptsächlich nur in Klumpen, in Form von Halbku- geln. Nur erst in der griechischen Colonie finde ich es in allgemeinem Gebrauch, und sogar als Verbindungs- mittel von Bausteinen angewandt. Nach der Grösse der Baustelle des Iliums der griechischen Colonie zu urthei- len, deren Plan ich auf Tafel 213 gebe, mag dasselbe 100000 Einwohner gehabt haben und muss in seiner Blütezeit sehr reich gewesen sein, und die plastische Kunst muss hier einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht haben. Die mit den Trümmerhaufen grossarti- ger Bauten bedeckte Baustelle ist nämlich mit Bruch- stücken von ausgezeichneten Sculpturen übersäet, und der hier in den Tiefen des Apollotempels von mir ent- deckte und jetzt meinen Garten in Athen zierende 2 Meter lange, 86 Centimeter hohe herrliche Triglyphen- einleitung. κύαονς genannte Metall, welches man schon im Alter-thum durch χάλυψ (Stahl) übersetzte. Ich betheuere aber, weder bei den Trojanern, noch bei irgendeinem der andern der griechischen Colonie voraufgegangenen Völker, die diesen Berg bewohnt haben, auch nur eine Spur von diesen Metallen gefunden zu haben. Es mögen aber immerhin eiserne und stählerne Geräthschaften da- gewesen sein; ja ich glaube ganz bestimmt, dass sie dagewesen sind, sie sind aber spurlos verloren gegan- gen; denn bekanntlich zersetzt sich Eisen und Stahl viel leichter als Kupfer. Von Zinn, dessen Homer so viel- fältig erwähnt, fand ich natürlich keine Spur, denn dies Metall zersetzt sich bekanntlich mit grosser Schnelligkeit, selbst wenn es an einem trockenen Orte liegt. Blei kam bei allen Völkern vor, die diesen Berg bewohnt haben, bei den Völkern vor der griechischen Ansiedelung aber hauptsächlich nur in Klumpen, in Form von Halbku- geln. Nur erst in der griechischen Colonie finde ich es in allgemeinem Gebrauch, und sogar als Verbindungs- mittel von Bausteinen angewandt. Nach der Grösse der Baustelle des Iliums der griechischen Colonie zu urthei- len, deren Plan ich auf Tafel 213 gebe, mag dasselbe 100000 Einwohner gehabt haben und muss in seiner Blütezeit sehr reich gewesen sein, und die plastische Kunst muss hier einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht haben. Die mit den Trümmerhaufen grossarti- ger Bauten bedeckte Baustelle ist nämlich mit Bruch- stücken von ausgezeichneten Sculpturen übersäet, und der hier in den Tiefen des Apollotempels von mir ent- deckte und jetzt meinen Garten in Athen zierende 2 Meter lange, 86 Centimeter hohe herrliche Triglyphen- <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="XXX"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">einleitung</hi>.</fw><lb/> κύαονς genannte Metall, welches man schon im Alter-<lb/> thum durch χάλυψ (Stahl) übersetzte. Ich betheuere aber,<lb/> weder bei den Trojanern, noch bei irgendeinem der<lb/> andern der griechischen Colonie voraufgegangenen<lb/> Völker, die diesen Berg bewohnt haben, auch nur eine<lb/> Spur von diesen Metallen gefunden zu haben. 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einleitung.
κύαονς genannte Metall, welches man schon im Alter-
thum durch χάλυψ (Stahl) übersetzte. Ich betheuere aber,
weder bei den Trojanern, noch bei irgendeinem der
andern der griechischen Colonie voraufgegangenen
Völker, die diesen Berg bewohnt haben, auch nur eine
Spur von diesen Metallen gefunden zu haben. Es mögen
aber immerhin eiserne und stählerne Geräthschaften da-
gewesen sein; ja ich glaube ganz bestimmt, dass sie
dagewesen sind, sie sind aber spurlos verloren gegan-
gen; denn bekanntlich zersetzt sich Eisen und Stahl viel
leichter als Kupfer. Von Zinn, dessen Homer so viel-
fältig erwähnt, fand ich natürlich keine Spur, denn dies
Metall zersetzt sich bekanntlich mit grosser Schnelligkeit,
selbst wenn es an einem trockenen Orte liegt. Blei kam
bei allen Völkern vor, die diesen Berg bewohnt haben,
bei den Völkern vor der griechischen Ansiedelung aber
hauptsächlich nur in Klumpen, in Form von Halbku-
geln. Nur erst in der griechischen Colonie finde ich es
in allgemeinem Gebrauch, und sogar als Verbindungs-
mittel von Bausteinen angewandt. Nach der Grösse der
Baustelle des Iliums der griechischen Colonie zu urthei-
len, deren Plan ich auf Tafel 213 gebe, mag dasselbe
100000 Einwohner gehabt haben und muss in seiner
Blütezeit sehr reich gewesen sein, und die plastische
Kunst muss hier einen hohen Grad von Vollkommenheit
erreicht haben. Die mit den Trümmerhaufen grossarti-
ger Bauten bedeckte Baustelle ist nämlich mit Bruch-
stücken von ausgezeichneten Sculpturen übersäet, und
der hier in den Tiefen des Apollotempels von mir ent-
deckte und jetzt meinen Garten in Athen zierende
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