Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

der schatz des priamos.
(phiale) von 14 Centimeter Durchmesser, sowie zwei
kleine, ganz vorzüglich gearbeitete, prachtvolle silberne
Vasen; die grössere derselben hat an jeder Seite zwei
Röhrchen zum Aufhängen an Schnüren, ist, mit
ihrem hutartigen Deckel, 20 Centimeter hoch und hat
9 Centimeter im Durchmesser im Bauch. Die kleinere,
nur mit einem Röhrchen an jeder Seite zum Aufhängen
an einer Schnur versehene silberne Vase, ist, mit ihrem
Hute, 17 Centimeter hoch und 8 Centimeter breit. Theils
auf, theils neben den goldenen und silbernen Sachen
fand ich dreizehn kupferne Lanzen von 171/2, 21, 211/2,
23 und 32 Centimeter Länge und 4 bis 6 Centimeter
Breite an der breitesten Stelle; in dem untern Ende
derselben sieht man ein Loch, worin bei den meisten
noch der Nagel oder Stift steckt, womit die Lanze in
der hölzernen Stange befestigt war. Die trojanischen
Lanzen waren somit ganz verschieden von den griechi-
schen und römischen, denn bei diesen wurde der Lanzen-
schaft in die Lanze, bei jenen die Lanze in den Schaft
gesteckt. Ich fand dort ferner vierzehn jener hier häufig
vorkommenden, anderswo aber noch niemals gefundenen
kupfernen Waffen, die nach einem Ende hin zwar bei-
nahe spitz aber stumpf, nach dem andern in eine breite
Schneide auslaufen; ich hielt dieselben früher für eine
besondere Art von Lanzen, bin aber jetzt nach reiflicher
Ueberlegung zur Ueberzeugung gekommen, dass sie nur
als Streitäxte gebraucht sein können; dieselben sind 16
bis 31 Centimeter lang, 11/4 bis 2 Centimeter dick und
3 bis 71/2 Centimeter breit, und wiegen die grössten der-
selben 1365 Gramm. Weiter fand ich dort sieben
grosse zweischneidige kupferne Dolchmesser, die einen

der schatz des priamos.
(φιάλη) von 14 Centimeter Durchmesser, sowie zwei
kleine, ganz vorzüglich gearbeitete, prachtvolle silberne
Vasen; die grössere derselben hat an jeder Seite zwei
Röhrchen zum Aufhängen an Schnüren, ist, mit
ihrem hutartigen Deckel, 20 Centimeter hoch und hat
9 Centimeter im Durchmesser im Bauch. Die kleinere,
nur mit einem Röhrchen an jeder Seite zum Aufhängen
an einer Schnur versehene silberne Vase, ist, mit ihrem
Hute, 17 Centimeter hoch und 8 Centimeter breit. Theils
auf, theils neben den goldenen und silbernen Sachen
fand ich dreizehn kupferne Lanzen von 17½, 21, 21½,
23 und 32 Centimeter Länge und 4 bis 6 Centimeter
Breite an der breitesten Stelle; in dem untern Ende
derselben sieht man ein Loch, worin bei den meisten
noch der Nagel oder Stift steckt, womit die Lanze in
der hölzernen Stange befestigt war. Die trojanischen
Lanzen waren somit ganz verschieden von den griechi-
schen und römischen, denn bei diesen wurde der Lanzen-
schaft in die Lanze, bei jenen die Lanze in den Schaft
gesteckt. Ich fand dort ferner vierzehn jener hier häufig
vorkommenden, anderswo aber noch niemals gefundenen
kupfernen Waffen, die nach einem Ende hin zwar bei-
nahe spitz aber stumpf, nach dem andern in eine breite
Schneide auslaufen; ich hielt dieselben früher für eine
besondere Art von Lanzen, bin aber jetzt nach reiflicher
Ueberlegung zur Ueberzeugung gekommen, dass sie nur
als Streitäxte gebraucht sein können; dieselben sind 16
bis 31 Centimeter lang, 1¼ bis 2 Centimeter dick und
3 bis 7½ Centimeter breit, und wiegen die grössten der-
selben 1365 Gramm. Weiter fand ich dort sieben
grosse zweischneidige kupferne Dolchmesser, die einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="294"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">der schatz des priamos.</hi></fw><lb/>
(&#x03C6;&#x03B9;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B7;) von 14 Centimeter Durchmesser, sowie zwei<lb/>
kleine, ganz vorzüglich gearbeitete, prachtvolle silberne<lb/>
Vasen; die grössere derselben hat an jeder Seite zwei<lb/>
Röhrchen zum Aufhängen an Schnüren, ist, mit<lb/>
ihrem hutartigen Deckel, 20 Centimeter hoch und hat<lb/>
9 Centimeter im Durchmesser im Bauch. Die kleinere,<lb/>
nur mit einem Röhrchen an jeder Seite zum Aufhängen<lb/>
an einer Schnur versehene silberne Vase, ist, mit ihrem<lb/>
Hute, 17 Centimeter hoch und 8 Centimeter breit. Theils<lb/>
auf, theils neben den goldenen und silbernen Sachen<lb/>
fand ich dreizehn kupferne Lanzen von 17½, 21, 21½,<lb/>
23 und 32 Centimeter Länge und 4 bis 6 Centimeter<lb/>
Breite an der breitesten Stelle; in dem untern Ende<lb/>
derselben sieht man ein Loch, worin bei den meisten<lb/>
noch der Nagel oder Stift steckt, womit die Lanze in<lb/>
der hölzernen Stange befestigt war. Die trojanischen<lb/>
Lanzen waren somit ganz verschieden von den griechi-<lb/>
schen und römischen, denn bei diesen wurde der Lanzen-<lb/>
schaft in die Lanze, bei jenen die Lanze in den Schaft<lb/>
gesteckt. Ich fand dort ferner vierzehn jener hier häufig<lb/>
vorkommenden, anderswo aber noch niemals gefundenen<lb/>
kupfernen Waffen, die nach einem Ende hin zwar bei-<lb/>
nahe spitz aber stumpf, nach dem andern in eine breite<lb/>
Schneide auslaufen; ich hielt dieselben früher für eine<lb/>
besondere Art von Lanzen, bin aber jetzt nach reiflicher<lb/>
Ueberlegung zur Ueberzeugung gekommen, dass sie nur<lb/>
als Streitäxte gebraucht sein können; dieselben sind 16<lb/>
bis 31 Centimeter lang, 1¼ bis 2 Centimeter dick und<lb/>
3 bis 7½ Centimeter breit, und wiegen die grössten der-<lb/>
selben 1365 Gramm. Weiter fand ich dort sieben<lb/>
grosse zweischneidige kupferne Dolchmesser, die einen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0360] der schatz des priamos. (φιάλη) von 14 Centimeter Durchmesser, sowie zwei kleine, ganz vorzüglich gearbeitete, prachtvolle silberne Vasen; die grössere derselben hat an jeder Seite zwei Röhrchen zum Aufhängen an Schnüren, ist, mit ihrem hutartigen Deckel, 20 Centimeter hoch und hat 9 Centimeter im Durchmesser im Bauch. Die kleinere, nur mit einem Röhrchen an jeder Seite zum Aufhängen an einer Schnur versehene silberne Vase, ist, mit ihrem Hute, 17 Centimeter hoch und 8 Centimeter breit. Theils auf, theils neben den goldenen und silbernen Sachen fand ich dreizehn kupferne Lanzen von 17½, 21, 21½, 23 und 32 Centimeter Länge und 4 bis 6 Centimeter Breite an der breitesten Stelle; in dem untern Ende derselben sieht man ein Loch, worin bei den meisten noch der Nagel oder Stift steckt, womit die Lanze in der hölzernen Stange befestigt war. Die trojanischen Lanzen waren somit ganz verschieden von den griechi- schen und römischen, denn bei diesen wurde der Lanzen- schaft in die Lanze, bei jenen die Lanze in den Schaft gesteckt. Ich fand dort ferner vierzehn jener hier häufig vorkommenden, anderswo aber noch niemals gefundenen kupfernen Waffen, die nach einem Ende hin zwar bei- nahe spitz aber stumpf, nach dem andern in eine breite Schneide auslaufen; ich hielt dieselben früher für eine besondere Art von Lanzen, bin aber jetzt nach reiflicher Ueberlegung zur Ueberzeugung gekommen, dass sie nur als Streitäxte gebraucht sein können; dieselben sind 16 bis 31 Centimeter lang, 1¼ bis 2 Centimeter dick und 3 bis 7½ Centimeter breit, und wiegen die grössten der- selben 1365 Gramm. Weiter fand ich dort sieben grosse zweischneidige kupferne Dolchmesser, die einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/360
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/360>, abgerufen am 30.11.2024.