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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.

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IX. Römer.
sprengten die bereits getheilten Gothen.
Einen Theil von diesen Flüchtlingen, die
Westgothen, nahm Valens, wie Mah-
mud Gasni die Seldschuken, wie Rußland
die Baschkiren, in Thracien auf: aber von
gierigen Statthaltern zur Verzweiflung
gebracht, ermannten sie sich, und gewan-
nen den Römern ein schrekliches Treffen,
wie das bei Cannä, ab.
V. Rom theilt und verlieret die Welt,
von Theodosius dem Grossen an.

Theodosius theilte, wie seit Diokle-
tian fast immer geschehen war: aber dies-
mal, gerade zur allerungelegensten Zeit,
ward aus der Theilung eine völlige Tren-
nung in das Westliche und Oestliche
Kaiserthum. Die höchsten Statsbedie-
nungen waren in den Händen unterneh-
mender, verrätherischer, und unter sich
uneiniger Ausländer: im Reiche selbst
sassen schon, ausser den Vandalen, die un-
bezwinglichen Gothen; und an dessen
Gränzen stunden Franken, Alemannen,
und Hunnen, voll Rachgier und Erobe-
rungssucht zum Einbruche fertig, und nur
auf günstige Anlässe laurend.

Diese
L 2
IX. Roͤmer.
ſprengten die bereits getheilten Gothen.
Einen Theil von dieſen Fluͤchtlingen, die
Weſtgothen, nahm Valens, wie Mah-
mud Gasni die Seldſchuken, wie Rußland
die Baſchkiren, in Thracien auf: aber von
gierigen Statthaltern zur Verzweiflung
gebracht, ermannten ſie ſich, und gewan-
nen den Roͤmern ein ſchrekliches Treffen,
wie das bei Cannaͤ, ab.
V. Rom theilt und verlieret die Welt,
von Theodoſius dem Groſſen an.

Theodoſius theilte, wie ſeit Diokle-
tian faſt immer geſchehen war: aber dies-
mal, gerade zur allerungelegenſten Zeit,
ward aus der Theilung eine voͤllige Tren-
nung in das Weſtliche und Oeſtliche
Kaiſerthum. Die hoͤchſten Statsbedie-
nungen waren in den Haͤnden unterneh-
mender, verraͤtheriſcher, und unter ſich
uneiniger Auslaͤnder: im Reiche ſelbſt
ſaſſen ſchon, auſſer den Vandalen, die un-
bezwinglichen Gothen; und an deſſen
Graͤnzen ſtunden Franken, Alemannen,
und Hunnen, voll Rachgier und Erobe-
rungsſucht zum Einbruche fertig, und nur
auf guͤnſtige Anlaͤſſe laurend.

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[163/0175] IX. Roͤmer. ſprengten die bereits getheilten Gothen. Einen Theil von dieſen Fluͤchtlingen, die Weſtgothen, nahm Valens, wie Mah- mud Gasni die Seldſchuken, wie Rußland die Baſchkiren, in Thracien auf: aber von gierigen Statthaltern zur Verzweiflung gebracht, ermannten ſie ſich, und gewan- nen den Roͤmern ein ſchrekliches Treffen, wie das bei Cannaͤ, ab. V. Rom theilt und verlieret die Welt, von Theodoſius dem Groſſen an. Theodoſius theilte, wie ſeit Diokle- tian faſt immer geſchehen war: aber dies- mal, gerade zur allerungelegenſten Zeit, ward aus der Theilung eine voͤllige Tren- nung in das Weſtliche und Oeſtliche Kaiſerthum. Die hoͤchſten Statsbedie- nungen waren in den Haͤnden unterneh- mender, verraͤtheriſcher, und unter ſich uneiniger Auslaͤnder: im Reiche ſelbſt ſaſſen ſchon, auſſer den Vandalen, die un- bezwinglichen Gothen; und an deſſen Graͤnzen ſtunden Franken, Alemannen, und Hunnen, voll Rachgier und Erobe- rungsſucht zum Einbruche fertig, und nur auf guͤnſtige Anlaͤſſe laurend. Dieſe L 2

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Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/175>, abgerufen am 21.11.2024.