Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.Begriff der Universalhistorie. erkennen, daß die stille Muse eines Genies,und die sanfte Tugend eines Weisen, offt grössere Revolutionen angerichtet, als die Stürme allmächtiger Wütriche; daß ein glücklicher Vernunftschluß die Welt offt mehr verschönert habe, als die Armee von Millionen Kriegern sie verwüstet haben. Man wird aus einem Schlummer erwa- chen, in den uns die Erziehung eingewie- get, da wir ein Stück Brod, ein gedrucktes Blatt Papier, eine Taschenuhr, einen Wechselbrief, ein Planiglobium, und hun- dert andre Dinge, deren heutige Vollkom- menheit einen ununterbrochenen Fortgang des menschlichen Geistes von Entdeckung zu Entdeckung in mehreren Jahrtausenden er- foderte, und deren Summe den Grund von der jetzigen Cultur des menschlichen Ge- schlechtes enthält, mit Kaltsinnigkeit anse- hen, bloß weil wir sie von Kindheit an gese- hen, und ihre Folgen täglich geniessen. 4. Die C
Begriff der Univerſalhiſtorie. erkennen, daß die ſtille Muſe eines Genies,und die ſanfte Tugend eines Weiſen, offt groͤſſere Revolutionen angerichtet, als die Stuͤrme allmaͤchtiger Wuͤtriche; daß ein gluͤcklicher Vernunftſchluß die Welt offt mehr verſchoͤnert habe, als die Armee von Millionen Kriegern ſie verwuͤſtet haben. Man wird aus einem Schlummer erwa- chen, in den uns die Erziehung eingewie- get, da wir ein Stuͤck Brod, ein gedrucktes Blatt Papier, eine Taſchenuhr, einen Wechſelbrief, ein Planiglobium, und hun- dert andre Dinge, deren heutige Vollkom- menheit einen ununterbrochenen Fortgang des menſchlichen Geiſtes von Entdeckung zu Entdeckung in mehreren Jahrtauſenden er- foderte, und deren Summe den Grund von der jetzigen Cultur des menſchlichen Ge- ſchlechtes enthaͤlt, mit Kaltſinnigkeit anſe- hen, bloß weil wir ſie von Kindheit an geſe- hen, und ihre Folgen taͤglich genieſſen. 4. Die C
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0045" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Begriff der Univerſalhiſtorie.</hi></fw><lb/> erkennen, daß die ſtille Muſe eines Genies,<lb/> und die ſanfte Tugend eines Weiſen, offt<lb/> groͤſſere Revolutionen angerichtet, als die<lb/> Stuͤrme allmaͤchtiger Wuͤtriche; daß ein<lb/> gluͤcklicher Vernunftſchluß die Welt offt<lb/> mehr verſchoͤnert habe, als die Armee von<lb/> Millionen Kriegern ſie verwuͤſtet haben.<lb/> Man wird aus einem Schlummer erwa-<lb/> chen, in den uns die Erziehung eingewie-<lb/> get, da wir ein Stuͤck Brod, ein gedrucktes<lb/> Blatt Papier, eine Taſchenuhr, einen<lb/> Wechſelbrief, ein Planiglobium, und hun-<lb/> dert andre Dinge, deren heutige Vollkom-<lb/> menheit einen ununterbrochenen Fortgang<lb/> des menſchlichen Geiſtes von Entdeckung zu<lb/> Entdeckung in mehreren Jahrtauſenden er-<lb/> foderte, und deren Summe den Grund von<lb/> der jetzigen Cultur des menſchlichen Ge-<lb/> ſchlechtes enthaͤlt, mit Kaltſinnigkeit anſe-<lb/> hen, bloß weil wir ſie von Kindheit an geſe-<lb/> hen, und ihre Folgen taͤglich genieſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C</fw> <fw place="bottom" type="catch">4. Die</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0045]
Begriff der Univerſalhiſtorie.
erkennen, daß die ſtille Muſe eines Genies,
und die ſanfte Tugend eines Weiſen, offt
groͤſſere Revolutionen angerichtet, als die
Stuͤrme allmaͤchtiger Wuͤtriche; daß ein
gluͤcklicher Vernunftſchluß die Welt offt
mehr verſchoͤnert habe, als die Armee von
Millionen Kriegern ſie verwuͤſtet haben.
Man wird aus einem Schlummer erwa-
chen, in den uns die Erziehung eingewie-
get, da wir ein Stuͤck Brod, ein gedrucktes
Blatt Papier, eine Taſchenuhr, einen
Wechſelbrief, ein Planiglobium, und hun-
dert andre Dinge, deren heutige Vollkom-
menheit einen ununterbrochenen Fortgang
des menſchlichen Geiſtes von Entdeckung zu
Entdeckung in mehreren Jahrtauſenden er-
foderte, und deren Summe den Grund von
der jetzigen Cultur des menſchlichen Ge-
ſchlechtes enthaͤlt, mit Kaltſinnigkeit anſe-
hen, bloß weil wir ſie von Kindheit an geſe-
hen, und ihre Folgen taͤglich genieſſen.
4. Die
C
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |