Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.ohne Bedächtigkeit und Ueberlegung etwas mitleidenswürdiges, und ein Witz, der zu andrer unverdienten Verunglimpfung gemiß- braucht wird, etwas abscheuliches sei. Auch seine Recension soll witzig seyn, wie mir zwei bis drei Leute sagten: das finde ich nun eben nicht; wenigstens deucht mich, mit solchem Herderschen Recensions-Witze liesse es sich immer noch aushalten. Doch hievon kann ich nicht fest urteilen: ich weiß gar nicht, was witziger Styl ist; mit Untersuchungen ü- ber Theorien des Styls habe ich mich niemals abgegeben. Aber könnt ich witzig schreiben, oder hätte wenigstens das Unglück, zu glau- ben, daß ich es könnte: so thät ich es hier nicht. Compendien-Styl soll hier Hr. H. fin- den, den er in meinem Jdeal vermißte; Satz für Satz, Beweis von jedem Satze, und wei- ter nichts. Laß sehen, was beim jetzigen deut- schen Publico die mereste Wirkung thun wird: Herders Witz und drolligte Phrases, oder meine nackte Gründe! Einer meiner Freunde hat den Auftrag, alle Stellen auszumerzen, die in den Verdacht des Witzes kommen könn- ten: jedoch die Stellen ausgenommen, wel- che Hrn. Herdern selbst gehören, wo ich seine P 5
ohne Bedaͤchtigkeit und Ueberlegung etwas mitleidenswuͤrdiges, und ein Witz, der zu andrer unverdienten Verunglimpfung gemiß- braucht wird, etwas abſcheuliches ſei. Auch ſeine Recenſion ſoll witzig ſeyn, wie mir zwei bis drei Leute ſagten: das finde ich nun eben nicht; wenigſtens deucht mich, mit ſolchem Herderſchen Recenſions-Witze lieſſe es ſich immer noch aushalten. Doch hievon kann ich nicht feſt urteilen: ich weiß gar nicht, was witziger Styl iſt; mit Unterſuchungen uͤ- ber Theorien des Styls habe ich mich niemals abgegeben. Aber koͤnnt ich witzig ſchreiben, oder haͤtte wenigſtens das Ungluͤck, zu glau- ben, daß ich es koͤnnte: ſo thaͤt ich es hier nicht. Compendien-Styl ſoll hier Hr. H. fin- den, den er in meinem Jdeal vermißte; Satz fuͤr Satz, Beweis von jedem Satze, und wei- ter nichts. Laß ſehen, was beim jetzigen deut- ſchen Publico die mereſte Wirkung thun wird: Herders Witz und drolligte Phraſes, oder meine nackte Gruͤnde! Einer meiner Freunde hat den Auftrag, alle Stellen auszumerzen, die in den Verdacht des Witzes kommen koͤnn- ten: jedoch die Stellen ausgenommen, wel- che Hrn. Herdern ſelbſt gehoͤren, wo ich ſeine P 5
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Gluͤck dazu, und erinnere nur, daß ein Witz
ohne Bedaͤchtigkeit und Ueberlegung etwas
mitleidenswuͤrdiges, und ein Witz, der zu
andrer unverdienten Verunglimpfung gemiß-
braucht wird, etwas abſcheuliches ſei. Auch
ſeine Recenſion ſoll witzig ſeyn, wie mir zwei
bis drei Leute ſagten: das finde ich nun eben
nicht; wenigſtens deucht mich, mit ſolchem
Herderſchen Recenſions-Witze lieſſe es ſich
immer noch aushalten. Doch hievon kann
ich nicht feſt urteilen: ich weiß gar nicht,
was witziger Styl iſt; mit Unterſuchungen uͤ-
ber Theorien des Styls habe ich mich niemals
abgegeben. Aber koͤnnt ich witzig ſchreiben,
oder haͤtte wenigſtens das Ungluͤck, zu glau-
ben, daß ich es koͤnnte: ſo thaͤt ich es hier
nicht. Compendien-Styl ſoll hier Hr. H. fin-
den, den er in meinem Jdeal vermißte; Satz
fuͤr Satz, Beweis von jedem Satze, und wei-
ter nichts. Laß ſehen, was beim jetzigen deut-
ſchen Publico die mereſte Wirkung thun wird:
Herders Witz und drolligte Phraſes, oder
meine nackte Gruͤnde! Einer meiner Freunde
hat den Auftrag, alle Stellen auszumerzen,
die in den Verdacht des Witzes kommen koͤnn-
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