Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.zu gewinnen: soll er aber nicht einstweilen das bloße Fünftel zu Buche bringen? Ein Bibliothekar hat 20000 Bücher unter Hän- den; er hofft mit der Zeit den Vorrath sünf- mal größer werden zu sehen: soll er aber nicht fürs erste über den gegenwärtigen Vor- rath einen Catalogum machen? -- Zuver- läßig giebt es jetzo doch mer Vorarbeiten als zu Bossuets und Hübners Zeiten: also ist doch, wenigstens vergleichungsweise, itzo schon eine ungleich bessere Universalhistorie, als Bossuets fades Kanzelgeschwätze, möglich. Warum sollen wir warten, bis alle Vorar- beiten gethan sind? Und wenn werden sie alle gethan seyn? Noch wissen wir nicht einmal, was für welche noch felen. Das geschickte Summiren und Anordnen des jetzigen Kapi- tals wird seine Circulation vermeren; und durch die Circulation wird selbst das Kapi- tal wachsen. Jch wende des Hrn. Geh. Ju- stiz-Rath Pütters Ausdrücke von der deut- schen auf die Weltgeschichte an: "es wäre nunmero Zeit, einen Blick auf das Ganze zu werfen, um wenigstens zu übersehen, ob und wo irgend noch ein Stück Feld unbe- baut seyn möchte, und um allmälig den Weg dazu R 5
zu gewinnen: ſoll er aber nicht einſtweilen das bloße Fuͤnftel zu Buche bringen? Ein Bibliothekar hat 20000 Buͤcher unter Haͤn- den; er hofft mit der Zeit den Vorrath ſuͤnf- mal groͤßer werden zu ſehen: ſoll er aber nicht fuͤrs erſte uͤber den gegenwaͤrtigen Vor- rath einen Catalogum machen? — Zuver- laͤßig giebt es jetzo doch mer Vorarbeiten als zu Boſſuets und Huͤbners Zeiten: alſo iſt doch, wenigſtens vergleichungsweiſe, itzo ſchon eine ungleich beſſere Univerſalhiſtorie, als Boſſuets fades Kanzelgeſchwaͤtze, moͤglich. Warum ſollen wir warten, bis alle Vorar- beiten gethan ſind? Und wenn werden ſie alle gethan ſeyn? Noch wiſſen wir nicht einmal, was fuͤr welche noch felen. Das geſchickte Summiren und Anordnen des jetzigen Kapi- tals wird ſeine Circulation vermeren; und durch die Circulation wird ſelbſt das Kapi- tal wachſen. Jch wende des Hrn. Geh. Ju- ſtiz-Rath Puͤtters Ausdruͤcke von der deut- ſchen auf die Weltgeſchichte an: “es waͤre nunmero Zeit, einen Blick auf das Ganze zu werfen, um wenigſtens zu uͤberſehen, ob und wo irgend noch ein Stuͤck Feld unbe- baut ſeyn moͤchte, und um allmaͤlig den Weg dazu R 5
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den; er hofft mit der Zeit den Vorrath ſuͤnf-
mal groͤßer werden zu ſehen: ſoll er aber
nicht fuͤrs erſte uͤber den gegenwaͤrtigen Vor-
rath einen Catalogum machen? — Zuver-
laͤßig giebt es jetzo doch mer Vorarbeiten als zu
Boſſuets und Huͤbners Zeiten: alſo iſt doch,
wenigſtens vergleichungsweiſe, itzo ſchon
eine ungleich beſſere Univerſalhiſtorie, als
Boſſuets fades Kanzelgeſchwaͤtze, moͤglich.
Warum ſollen wir warten, bis alle Vorar-
beiten gethan ſind? Und wenn werden ſie alle
gethan ſeyn? Noch wiſſen wir nicht einmal,
was fuͤr welche noch felen. Das geſchickte
Summiren und Anordnen des jetzigen Kapi-
tals wird ſeine Circulation vermeren; und
durch die Circulation wird ſelbſt das Kapi-
tal wachſen. Jch wende des Hrn. Geh. Ju-
ſtiz-Rath Puͤtters Ausdruͤcke von der deut-
ſchen auf die Weltgeſchichte an: “es waͤre
nunmero Zeit, einen Blick auf das Ganze zu
werfen, um wenigſtens zu uͤberſehen, ob
und wo irgend noch ein Stuͤck Feld unbe-
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