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Schmeizel, Martin: Einleitung Zur Staats-Wissenschafft. Halle, 1732.

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XI. Vom Deutschen Reich.

20. Und denn letzlich des immediaten Reichs-
Adels.

21. Was das Jnteresse des sämmtlichen
Reichs, in Ansehen auswärtiger Staaten be-
trifft, sind die Maximen zum Theil beständig,
zum Theil ändern sie sich nach Beschaffenheit
der Conjuncturen.

22. Den Pabst und dessen Auctorität, in
gegenwärtigen Schrancken zu behalten, auch
bey gegebener Gelegenheit, wie z. E. jetzo mit
Parma, ihm zu zeigen, daß man die Jura Im-
perii in Italiam,
noch nicht in Vergessenheit
gestellet habe.

23. Die übrige Jtaliänische Staaten, so
ehemahls Vasallen vom Reich gewesen, oder
auch noch sind, in gehörigem nexu feudali zu
unterhalten, oder auch, so viel möglich, wieder
zum alten Gehorsam zu bringen.

24. Auf den König in Sardinien und die
Venetianer allezeit ein wachsames Auge zu ha-
ben, weil ihre Politic sehr subtil ist.

25. Die Schweitzer, in so weit lieber zu gu-
ten Nachbahrn zu behalten, damit sie nicht, in
casu,
sich wider das Reich in Alliantz mit Franck-
reich einlassen möchten.

26. Hauptsächlich aber versiret des gantzen
Reichs Jnteresse darunter, sich mit dem Kayser
wider Franckreich, auf allen Fall zu verbinden.

27. Aber auch, auf allen Fall, dahin zu se-
hen, damit die beyde Häuser Oesterreich und

Bour-
XI. Vom Deutſchen Reich.

20. Und denn letzlich des immediaten Reichs-
Adels.

21. Was das Jntereſſe des ſaͤmmtlichen
Reichs, in Anſehen auswaͤrtiger Staaten be-
trifft, ſind die Maximen zum Theil beſtaͤndig,
zum Theil aͤndern ſie ſich nach Beſchaffenheit
der Conjuncturen.

22. Den Pabſt und deſſen Auctoritaͤt, in
gegenwaͤrtigen Schrancken zu behalten, auch
bey gegebener Gelegenheit, wie z. E. jetzo mit
Parma, ihm zu zeigen, daß man die Jura Im-
perii in Italiam,
noch nicht in Vergeſſenheit
geſtellet habe.

23. Die uͤbrige Jtaliaͤniſche Staaten, ſo
ehemahls Vaſallen vom Reich geweſen, oder
auch noch ſind, in gehoͤrigem nexu feudali zu
unterhalten, oder auch, ſo viel moͤglich, wieder
zum alten Gehorſam zu bringen.

24. Auf den Koͤnig in Sardinien und die
Venetianer allezeit ein wachſames Auge zu ha-
ben, weil ihre Politic ſehr ſubtil iſt.

25. Die Schweitzer, in ſo weit lieber zu gu-
ten Nachbahrn zu behalten, damit ſie nicht, in
caſu,
ſich wider das Reich in Alliantz mit Franck-
reich einlaſſen moͤchten.

26. Hauptſaͤchlich aber verſiret des gantzen
Reichs Jntereſſe darunter, ſich mit dem Kayſer
wider Franckreich, auf allen Fall zu verbinden.

27. Aber auch, auf allen Fall, dahin zu ſe-
hen, damit die beyde Haͤuſer Oeſterreich und

Bour-
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[171/0199] XI. Vom Deutſchen Reich. 20. Und denn letzlich des immediaten Reichs- Adels. 21. Was das Jntereſſe des ſaͤmmtlichen Reichs, in Anſehen auswaͤrtiger Staaten be- trifft, ſind die Maximen zum Theil beſtaͤndig, zum Theil aͤndern ſie ſich nach Beſchaffenheit der Conjuncturen. 22. Den Pabſt und deſſen Auctoritaͤt, in gegenwaͤrtigen Schrancken zu behalten, auch bey gegebener Gelegenheit, wie z. E. jetzo mit Parma, ihm zu zeigen, daß man die Jura Im- perii in Italiam, noch nicht in Vergeſſenheit geſtellet habe. 23. Die uͤbrige Jtaliaͤniſche Staaten, ſo ehemahls Vaſallen vom Reich geweſen, oder auch noch ſind, in gehoͤrigem nexu feudali zu unterhalten, oder auch, ſo viel moͤglich, wieder zum alten Gehorſam zu bringen. 24. Auf den Koͤnig in Sardinien und die Venetianer allezeit ein wachſames Auge zu ha- ben, weil ihre Politic ſehr ſubtil iſt. 25. Die Schweitzer, in ſo weit lieber zu gu- ten Nachbahrn zu behalten, damit ſie nicht, in caſu, ſich wider das Reich in Alliantz mit Franck- reich einlaſſen moͤchten. 26. Hauptſaͤchlich aber verſiret des gantzen Reichs Jntereſſe darunter, ſich mit dem Kayſer wider Franckreich, auf allen Fall zu verbinden. 27. Aber auch, auf allen Fall, dahin zu ſe- hen, damit die beyde Haͤuſer Oeſterreich und Bour-

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Zitationshilfe: Schmeizel, Martin: Einleitung Zur Staats-Wissenschafft. Halle, 1732, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmeizel_staatswissenschafft_1732/199>, abgerufen am 21.11.2024.