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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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nem harten Gewissen sich wieder wolte schlagen lassen, stünden ihme hiemit
meine Wangen zu seinem Dienste. Da sahe ich, daß es nur Poltronnerey
bey diesem Manne war, denn er schämete sich gewaltig, und schimpffete
auf die Leute, die mir alles müsten wiedersagen.

§. 67.

Die Fixelin hatte am meisten einen frechen Muth angezo-
gen, gieng mit grosser Höllen-Krafft aus der Gerichts Stube, in Meinung
nun schon ausser Todes Gefahr durch diese bezauberte Lügen-Zeugen, und
unter eine Burg ihrer vorgegebenen Unschuld gesetzet zu seyn. Die Leute
auf dem Hoffe kamen und meldetens droben im Gerichte, wie sie vor Fixels
Gefängniß vorbey gegangen, habe sie sich rings herum gedrehet, und über-
laut geruffen: So recht! umgekehrt, so wird ein Schuh drauß. Anbey
sind noch wol andere freche Reden ihr aus ihrem ungewaschenen Hertzen
und Munde gefallen, die zu reseriren oder nachzusprechen, man sich bezäh-
men will: Sie zeigete aber damit sattsam an, daß sie zu mir so wenig
Affection als Kranichfeld gehabt, ich wuste es auch auf keine Weise gut zu
machen, es wäre denn, wie sie gerne wolte, daß ich von Fixeln abgelassen,
oder ihme Freyheit verstattet hätte, auf angefangenen neuen Lügen hinge-
rissen zu bleiben.

§. 68.

Diese eingeschobene Satans-Scene gab einen seltzsamen
Conspect: Das Todes-Urthel war über vier Maleficanten gefället, der
Terminus executionis benennet, und wolten doch nicht mehr als zweene
Maleficanten als nemlich Fixel und Hoffmann bleiben. Und gewiß hätte
sich Fixel auf die Hinter-Füsse gesteiffet, man würde schwerere Arbeit im
Gerichte funden haben, weder man bißher gehabt hatte. Alleine unser
GOtt stand uns treulich bey, ob ich gleich des Gerichts, und das Gerichte
wiederum meine Arbeit bedaurete, daß man solche Banditen-Streiche noch
erfahren, und den Vögeln es an den Augen ansehen muste, wie sie solches
aus purer Rache wider die väterlich-gehende Gerichte thäten, die ihrer losen
Händel ein Final gemacht, und ihnen den Tag des Todes angesaget, als
wolten sie gleichsam mit stillem Munde reden: Wolt ihr uns den Sterbe-
Tag ansetzen? O! so hoch ists noch nicht an der Zeit, wir wollen euch da-
für noch erst einen neuen Strich spielen, daß wir euch die Fixelin aus dem
Todes-Stricke mit unsern Lügen-Kräfften heraus zuwinden, einen tücki-
schen Versuch thun wollen. Dis war kein geringer Actus, den der Satan
recht einschieben wolte, daß man sich recht zwingen muste, in der Continance
zu bleiben, massen ihnen, wie man sonst zu reden pfleget, der Schelm recht

aus
F 3

nem harten Gewiſſen ſich wieder wolte ſchlagen laſſen, ſtuͤnden ihme hiemit
meine Wangen zu ſeinem Dienſte. Da ſahe ich, daß es nur Poltronnerey
bey dieſem Manne war, denn er ſchaͤmete ſich gewaltig, und ſchimpffete
auf die Leute, die mir alles muͤſten wiederſagen.

§. 67.

Die Fixelin hatte am meiſten einen frechen Muth angezo-
gen, gieng mit groſſer Hoͤllen-Krafft aus der Gerichts Stube, in Meinung
nun ſchon auſſer Todes Gefahr durch dieſe bezauberte Luͤgen-Zeugen, und
unter eine Burg ihrer vorgegebenen Unſchuld geſetzet zu ſeyn. Die Leute
auf dem Hoffe kamen und meldetens droben im Gerichte, wie ſie vor Fixels
Gefaͤngniß vorbey gegangen, habe ſie ſich rings herum gedrehet, und uͤber-
laut geruffen: So recht! umgekehrt, ſo wird ein Schuh drauß. Anbey
ſind noch wol andere freche Reden ihr aus ihrem ungewaſchenen Hertzen
und Munde gefallen, die zu reſeriren oder nachzuſprechen, man ſich bezaͤh-
men will: Sie zeigete aber damit ſattſam an, daß ſie zu mir ſo wenig
Affection als Kranichfeld gehabt, ich wuſte es auch auf keine Weiſe gut zu
machen, es waͤre denn, wie ſie gerne wolte, daß ich von Fixeln abgelaſſen,
oder ihme Freyheit verſtattet haͤtte, auf angefangenen neuen Luͤgen hinge-
riſſen zu bleiben.

§. 68.

Dieſe eingeſchobene Satans-Scene gab einen ſeltzſamen
Conſpect: Das Todes-Urthel war uͤber vier Maleficanten gefaͤllet, der
Terminus executionis benennet, und wolten doch nicht mehr als zweene
Maleficanten als nemlich Fixel und Hoffmann bleiben. Und gewiß haͤtte
ſich Fixel auf die Hinter-Fuͤſſe geſteiffet, man wuͤrde ſchwerere Arbeit im
Gerichte funden haben, weder man bißher gehabt hatte. Alleine unſer
GOtt ſtand uns treulich bey, ob ich gleich des Gerichts, und das Gerichte
wiederum meine Arbeit bedaurete, daß man ſolche Banditen-Streiche noch
erfahren, und den Voͤgeln es an den Augen anſehen muſte, wie ſie ſolches
aus purer Rache wider die vaͤterlich-gehende Gerichte thaͤten, die ihrer loſen
Haͤndel ein Final gemacht, und ihnen den Tag des Todes angeſaget, als
wolten ſie gleichſam mit ſtillem Munde reden: Wolt ihr uns den Sterbe-
Tag anſetzen? O! ſo hoch iſts noch nicht an der Zeit, wir wollen euch da-
fuͤr noch erſt einen neuen Strich ſpielen, daß wir euch die Fixelin aus dem
Todes-Stricke mit unſern Luͤgen-Kraͤfften heraus zuwinden, einen tuͤcki-
ſchen Verſuch thun wollen. Dis war kein geringer Actus, den der Satan
recht einſchieben wolte, daß man ſich recht zwingen muſte, in der Continance
zu bleiben, maſſen ihnen, wie man ſonſt zu reden pfleget, der Schelm recht

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[45[43]/0043] nem harten Gewiſſen ſich wieder wolte ſchlagen laſſen, ſtuͤnden ihme hiemit meine Wangen zu ſeinem Dienſte. Da ſahe ich, daß es nur Poltronnerey bey dieſem Manne war, denn er ſchaͤmete ſich gewaltig, und ſchimpffete auf die Leute, die mir alles muͤſten wiederſagen. §. 67.Die Fixelin hatte am meiſten einen frechen Muth angezo- gen, gieng mit groſſer Hoͤllen-Krafft aus der Gerichts Stube, in Meinung nun ſchon auſſer Todes Gefahr durch dieſe bezauberte Luͤgen-Zeugen, und unter eine Burg ihrer vorgegebenen Unſchuld geſetzet zu ſeyn. Die Leute auf dem Hoffe kamen und meldetens droben im Gerichte, wie ſie vor Fixels Gefaͤngniß vorbey gegangen, habe ſie ſich rings herum gedrehet, und uͤber- laut geruffen: So recht! umgekehrt, ſo wird ein Schuh drauß. Anbey ſind noch wol andere freche Reden ihr aus ihrem ungewaſchenen Hertzen und Munde gefallen, die zu reſeriren oder nachzuſprechen, man ſich bezaͤh- men will: Sie zeigete aber damit ſattſam an, daß ſie zu mir ſo wenig Affection als Kranichfeld gehabt, ich wuſte es auch auf keine Weiſe gut zu machen, es waͤre denn, wie ſie gerne wolte, daß ich von Fixeln abgelaſſen, oder ihme Freyheit verſtattet haͤtte, auf angefangenen neuen Luͤgen hinge- riſſen zu bleiben. §. 68.Dieſe eingeſchobene Satans-Scene gab einen ſeltzſamen Conſpect: Das Todes-Urthel war uͤber vier Maleficanten gefaͤllet, der Terminus executionis benennet, und wolten doch nicht mehr als zweene Maleficanten als nemlich Fixel und Hoffmann bleiben. Und gewiß haͤtte ſich Fixel auf die Hinter-Fuͤſſe geſteiffet, man wuͤrde ſchwerere Arbeit im Gerichte funden haben, weder man bißher gehabt hatte. Alleine unſer GOtt ſtand uns treulich bey, ob ich gleich des Gerichts, und das Gerichte wiederum meine Arbeit bedaurete, daß man ſolche Banditen-Streiche noch erfahren, und den Voͤgeln es an den Augen anſehen muſte, wie ſie ſolches aus purer Rache wider die vaͤterlich-gehende Gerichte thaͤten, die ihrer loſen Haͤndel ein Final gemacht, und ihnen den Tag des Todes angeſaget, als wolten ſie gleichſam mit ſtillem Munde reden: Wolt ihr uns den Sterbe- Tag anſetzen? O! ſo hoch iſts noch nicht an der Zeit, wir wollen euch da- fuͤr noch erſt einen neuen Strich ſpielen, daß wir euch die Fixelin aus dem Todes-Stricke mit unſern Luͤgen-Kraͤfften heraus zuwinden, einen tuͤcki- ſchen Verſuch thun wollen. Dis war kein geringer Actus, den der Satan recht einſchieben wolte, daß man ſich recht zwingen muſte, in der Continance zu bleiben, maſſen ihnen, wie man ſonſt zu reden pfleget, der Schelm recht aus F 3

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 45[43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/43>, abgerufen am 21.11.2024.