Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite
Warum fröliche Gedancken? Antw. Weil mir GOTT um
Christi willen die Sünde vergiebet.
Vergiebet euch GOtt die Sünde? Antw. Ja, er hat ja pre-
digen lassen in seinem Nahmen Busse und Vergebung der
Sünden unter allen Völckern.
Um weß willen? vielleicht weil ihr hie gefangen sitzet, mehr als
sonsten bethet, nicht mehr fluchet, stehlet etc. und weil ihr
endlich gar erbärmlich sterbet? Antw. Ach gar nicht, son-
dern um Christi theures Verdienstes willen, der für mich
gestorben und sein Blut für mich vergossen hat zur Ver-
gebung der Sünden.
Wie wurden Davids Gedancken nun darüber, daß ihm GOtt
um Christi willen die Sünde vergab? Antw. Frölich;
Denn er sprach: Wol dem, dem die Ubertretung verge-
ben ist, dem die Sünde bedecket ist! Wol dem Menschen,
dem du HErr die Missethat nicht zurechnest, in des Geist
kein Falsch ist! Und Paulus saget, aller bußfertigen Sün-
der Hertzen müssen endlich, wenn sie an Christi theuer Ver-
dienst gedencken, frölich werden: Nun wir denn sind ge-
recht worden durch den Glauben, haben wir Friede mit
GOtt durch unsern HErrn JEsum Christum.
Wenn ihr denn an Christi theures Verdienst gedencket, und
dennoch nicht frölich werdet, was ist wol die Ursache?
1.) Entweder ich müste noch verborgene Tücke im Hertzen
haben, und an diese Sünden nicht gedacht haben, die mir
GOtt noch erst entdecken wollen. 2.) Oder ich muß es in
Gedult erwarten, daß mir GOtt solche fröliche Gedancken
noch vor meinem Todes-Stündlein schencken wolle.
Könnet ihr denn eure verborgene Tücke auch noch finden?
Antw. Ja.
Wie wolt ihrs machen? Antw. Jch will in die Stille gehen und
GOtt bitten: Prüffe mich GOtt, und erfahre mein Hertz.
Wenn
Warum froͤliche Gedancken? Antw. Weil mir GOTT um
Chriſti willen die Suͤnde vergiebet.
Vergiebet euch GOtt die Suͤnde? Antw. Ja, er hat ja pre-
digen laſſen in ſeinem Nahmen Buſſe und Vergebung der
Suͤnden unter allen Voͤlckern.
Um weß willen? vielleicht weil ihr hie gefangen ſitzet, mehr als
ſonſten bethet, nicht mehr fluchet, ſtehlet ꝛc. und weil ihr
endlich gar erbaͤrmlich ſterbet? Antw. Ach gar nicht, ſon-
dern um Chriſti theures Verdienſtes willen, der fuͤr mich
geſtorben und ſein Blut fuͤr mich vergoſſen hat zur Ver-
gebung der Suͤnden.
Wie wurden Davids Gedancken nun daruͤber, daß ihm GOtt
um Chriſti willen die Suͤnde vergab? Antw. Froͤlich;
Denn er ſprach: Wol dem, dem die Ubertretung verge-
ben iſt, dem die Suͤnde bedecket iſt! Wol dem Menſchen,
dem du HErr die Miſſethat nicht zurechneſt, in des Geiſt
kein Falſch iſt! Und Paulus ſaget, aller bußfertigen Suͤn-
der Hertzen muͤſſen endlich, wenn ſie an Chriſti theuer Ver-
dienſt gedencken, froͤlich werden: Nun wir denn ſind ge-
recht worden durch den Glauben, haben wir Friede mit
GOtt durch unſern HErrn JEſum Chriſtum.
Wenn ihr denn an Chriſti theures Verdienſt gedencket, und
dennoch nicht froͤlich werdet, was iſt wol die Urſache?
1.) Entweder ich muͤſte noch verborgene Tuͤcke im Hertzen
haben, und an dieſe Suͤnden nicht gedacht haben, die mir
GOtt noch erſt entdecken wollen. 2.) Oder ich muß es in
Gedult erwarten, daß mir GOtt ſolche froͤliche Gedancken
noch vor meinem Todes-Stuͤndlein ſchencken wolle.
Koͤnnet ihr denn eure verborgene Tuͤcke auch noch finden?
Antw. Ja.
Wie wolt ihrs machen? Antw. Jch will in die Stille gehen und
GOtt bitten: Pruͤffe mich GOtt, und erfahre mein Hertz.
Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0080" n="74[72]"/>
        <list>
          <item>Warum fro&#x0364;liche Gedancken? Antw. Weil mir GOTT um<lb/>
Chri&#x017F;ti willen die Su&#x0364;nde vergiebet.</item><lb/>
          <item>Vergiebet euch GOtt die Su&#x0364;nde? Antw. Ja, er hat ja pre-<lb/>
digen la&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;einem Nahmen Bu&#x017F;&#x017F;e und Vergebung der<lb/>
Su&#x0364;nden unter allen Vo&#x0364;lckern.</item><lb/>
          <item>Um weß willen? vielleicht weil ihr hie gefangen &#x017F;itzet, mehr als<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten bethet, nicht mehr fluchet, &#x017F;tehlet &#xA75B;c. und weil ihr<lb/>
endlich gar erba&#x0364;rmlich &#x017F;terbet? Antw. Ach gar nicht, &#x017F;on-<lb/>
dern um Chri&#x017F;ti theures Verdien&#x017F;tes willen, der fu&#x0364;r mich<lb/>
ge&#x017F;torben und &#x017F;ein Blut fu&#x0364;r mich vergo&#x017F;&#x017F;en hat zur Ver-<lb/>
gebung der Su&#x0364;nden.</item><lb/>
          <item>Wie wurden Davids Gedancken nun daru&#x0364;ber, daß ihm GOtt<lb/>
um Chri&#x017F;ti willen die Su&#x0364;nde vergab? Antw. Fro&#x0364;lich;<lb/>
Denn er &#x017F;prach: Wol dem, dem die Ubertretung verge-<lb/>
ben i&#x017F;t, dem die Su&#x0364;nde bedecket i&#x017F;t! Wol dem Men&#x017F;chen,<lb/>
dem du HErr die Mi&#x017F;&#x017F;ethat nicht zurechne&#x017F;t, in des Gei&#x017F;t<lb/>
kein Fal&#x017F;ch i&#x017F;t! Und Paulus &#x017F;aget, aller bußfertigen Su&#x0364;n-<lb/>
der Hertzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en endlich, wenn &#x017F;ie an Chri&#x017F;ti theuer Ver-<lb/>
dien&#x017F;t gedencken, fro&#x0364;lich werden: Nun wir denn &#x017F;ind ge-<lb/>
recht worden durch den Glauben, haben wir Friede mit<lb/>
GOtt durch un&#x017F;ern HErrn JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum.</item><lb/>
          <item>Wenn ihr denn an Chri&#x017F;ti theures Verdien&#x017F;t gedencket, und<lb/>
dennoch nicht fro&#x0364;lich werdet, was i&#x017F;t wol die Ur&#x017F;ache?<lb/>
1.) Entweder ich mu&#x0364;&#x017F;te noch verborgene Tu&#x0364;cke im Hertzen<lb/>
haben, und an die&#x017F;e Su&#x0364;nden nicht gedacht haben, die mir<lb/>
GOtt noch er&#x017F;t entdecken wollen. 2.) Oder ich muß es in<lb/>
Gedult erwarten, daß mir GOtt &#x017F;olche fro&#x0364;liche Gedancken<lb/>
noch vor meinem Todes-Stu&#x0364;ndlein &#x017F;chencken wolle.</item><lb/>
          <item>Ko&#x0364;nnet ihr denn eure verborgene Tu&#x0364;cke auch noch finden?<lb/>
Antw. Ja.</item><lb/>
          <item>Wie wolt ihrs machen? Antw. Jch will in die Stille gehen und<lb/>
GOtt bitten: Pru&#x0364;ffe mich GOtt, und erfahre mein Hertz.</item>
        </list><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74[72]/0080] Warum froͤliche Gedancken? Antw. Weil mir GOTT um Chriſti willen die Suͤnde vergiebet. Vergiebet euch GOtt die Suͤnde? Antw. Ja, er hat ja pre- digen laſſen in ſeinem Nahmen Buſſe und Vergebung der Suͤnden unter allen Voͤlckern. Um weß willen? vielleicht weil ihr hie gefangen ſitzet, mehr als ſonſten bethet, nicht mehr fluchet, ſtehlet ꝛc. und weil ihr endlich gar erbaͤrmlich ſterbet? Antw. Ach gar nicht, ſon- dern um Chriſti theures Verdienſtes willen, der fuͤr mich geſtorben und ſein Blut fuͤr mich vergoſſen hat zur Ver- gebung der Suͤnden. Wie wurden Davids Gedancken nun daruͤber, daß ihm GOtt um Chriſti willen die Suͤnde vergab? Antw. Froͤlich; Denn er ſprach: Wol dem, dem die Ubertretung verge- ben iſt, dem die Suͤnde bedecket iſt! Wol dem Menſchen, dem du HErr die Miſſethat nicht zurechneſt, in des Geiſt kein Falſch iſt! Und Paulus ſaget, aller bußfertigen Suͤn- der Hertzen muͤſſen endlich, wenn ſie an Chriſti theuer Ver- dienſt gedencken, froͤlich werden: Nun wir denn ſind ge- recht worden durch den Glauben, haben wir Friede mit GOtt durch unſern HErrn JEſum Chriſtum. Wenn ihr denn an Chriſti theures Verdienſt gedencket, und dennoch nicht froͤlich werdet, was iſt wol die Urſache? 1.) Entweder ich muͤſte noch verborgene Tuͤcke im Hertzen haben, und an dieſe Suͤnden nicht gedacht haben, die mir GOtt noch erſt entdecken wollen. 2.) Oder ich muß es in Gedult erwarten, daß mir GOtt ſolche froͤliche Gedancken noch vor meinem Todes-Stuͤndlein ſchencken wolle. Koͤnnet ihr denn eure verborgene Tuͤcke auch noch finden? Antw. Ja. Wie wolt ihrs machen? Antw. Jch will in die Stille gehen und GOtt bitten: Pruͤffe mich GOtt, und erfahre mein Hertz. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/80
Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 74[72]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/80>, abgerufen am 17.05.2024.