Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.genandten Becken-Amte oder Bau-Hoffe Allmosen genossen, erzogen, wo §. 94. Jch that solches auch, gieng hinüber in ihr Gefängniß, und §. 95. Die Boßheit dieses Weibes war unergründlich, und wenn §. 96. Wir giengen alle drey am Freytage Abends zu ihr in bald L
genandten Becken-Amte oder Bau-Hoffe Allmoſen genoſſen, erzogen, wo §. 94. Jch that ſolches auch, gieng hinuͤber in ihr Gefaͤngniß, und §. 95. Die Boßheit dieſes Weibes war unergruͤndlich, und wenn §. 96. Wir giengen alle drey am Freytage Abends zu ihr in bald L
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0087" n="81[79]"/> genandten Becken-Amte oder Bau-Hoffe Allmoſen genoſſen, erzogen, wo<lb/> keine Catholiſche Kinder aufgenommen werden, und 2. mahl in Lutheriſcher<lb/> Kirche <hi rendition="#aq">communicir</hi>et.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 94.</head> <p>Jch that ſolches auch, gieng hinuͤber in ihr Gefaͤngniß, und<lb/> dachte, wiewol ich mein Gewerbe ausrichten, und ſie auf gute Gedancken<lb/> bringen wolte, fand aber ſchlechtes Gehoͤr bey derſelben: Nachdem ich aber<lb/> ſie in ausverſchaͤmten Luͤgen und in den haͤrteſten Verwuͤnſchen fand, zog<lb/> bald zuruͤcke, bevorab, da ich vom Waͤchter vernommen, daß ſie mit dem<lb/> offenbahren Laͤſter-Geiſt bezaubert unſere Lehre von alleinigem Verdienſte<lb/> JEſu ſpottete, und ihren armen Fixel, wenn er mit ſeinem Bekaͤnntniß<lb/> auf ſie ſterben wuͤrde, in viel Millionen Klaffter der Hoͤllen (nach ihrem<lb/> Schand-Maule) verfluchete. Sie gab mir auch die Schuld, daß ich den<lb/> Fixel bey ſeiner beſtaͤndigen Ausſage wider ſie erhielte, aber keinen beſſern<lb/> Lohn dafuͤr, als Fixel, bekommen ſolte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 95.</head> <p>Die Boßheit dieſes Weibes war unergruͤndlich, und wenn<lb/> ſie ihr Maul aufthat, war keine Stille, alſo, daß wirs wol mehrmahlen<lb/> in der Gerichts-Stube bemercket hatten, wie ſie niemand baͤndigen konnte,<lb/> wenn ſie nicht waͤre bedrohet worden, man wuͤrde den Schlieſſer mit der<lb/> Korbaͤtſchen uͤber ſie ſchicken, und zur Beſcheidenheit ſie damit anweiſen<lb/> laſſen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 96.</head> <p>Wir giengen alle drey am Freytage Abends zu ihr in<lb/> das Gefaͤngniß, fragten wer unter uns ſie vom Catholiſchen Glauben ab-<lb/> wendig habe machen wollen? Nach einer Weile ſprach ſie zu mir: Der<lb/> HErr ſelber. Jch fragete ſie: Womit? Bekam zur Antwort: Weil er<lb/> mich beſprochen, warum ich vom Lutheriſchen Glauben abgefallen waͤre, da<lb/> ich, (wie Fixel ſagete:) bey den Lutheranern in der Jugend <hi rendition="#aq">communicir</hi>et?<lb/> Und da ſie weiter nichts zu ſagen wuſte, das ich geredet haͤtte, kam ſie von<lb/> ſelbſt auf Anbetung der Marie, und fragete uns, ob wir denn dieſelbe auch<lb/> nicht in unſerm Glaubens-Bekaͤnntniß beteten? Jch antwortete, jemanden<lb/> im Glaubens-Bekaͤnntniß beten, hieſſe ja nicht, denſelben damit fort anbe-<lb/> ten, ſonſt muͤſſe Pontius Pilatus auch angebetet werden, den wir in unſerm<lb/> andern Articul auch herbeten. Sie bekam eine was ſcharffe <hi rendition="#aq">Correction</hi><lb/> wegen ihrer frechen Huren-Stirne, daß ſie ſo ungeſcheut redete, und doch<lb/> ihre getriebene Suͤnden mit der geringſten Reue an ihrem Hertzen nicht zeich-<lb/> nen lieſſe, da ſie doch von ihrer Jugend an in Schande und Laſtern geſtecket,<lb/> vom 14. Jahre her mit liederlichen Kerln ſich geſchleppet, Hurerey getrieben,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">bald</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [81[79]/0087]
genandten Becken-Amte oder Bau-Hoffe Allmoſen genoſſen, erzogen, wo
keine Catholiſche Kinder aufgenommen werden, und 2. mahl in Lutheriſcher
Kirche communiciret.
§. 94. Jch that ſolches auch, gieng hinuͤber in ihr Gefaͤngniß, und
dachte, wiewol ich mein Gewerbe ausrichten, und ſie auf gute Gedancken
bringen wolte, fand aber ſchlechtes Gehoͤr bey derſelben: Nachdem ich aber
ſie in ausverſchaͤmten Luͤgen und in den haͤrteſten Verwuͤnſchen fand, zog
bald zuruͤcke, bevorab, da ich vom Waͤchter vernommen, daß ſie mit dem
offenbahren Laͤſter-Geiſt bezaubert unſere Lehre von alleinigem Verdienſte
JEſu ſpottete, und ihren armen Fixel, wenn er mit ſeinem Bekaͤnntniß
auf ſie ſterben wuͤrde, in viel Millionen Klaffter der Hoͤllen (nach ihrem
Schand-Maule) verfluchete. Sie gab mir auch die Schuld, daß ich den
Fixel bey ſeiner beſtaͤndigen Ausſage wider ſie erhielte, aber keinen beſſern
Lohn dafuͤr, als Fixel, bekommen ſolte.
§. 95. Die Boßheit dieſes Weibes war unergruͤndlich, und wenn
ſie ihr Maul aufthat, war keine Stille, alſo, daß wirs wol mehrmahlen
in der Gerichts-Stube bemercket hatten, wie ſie niemand baͤndigen konnte,
wenn ſie nicht waͤre bedrohet worden, man wuͤrde den Schlieſſer mit der
Korbaͤtſchen uͤber ſie ſchicken, und zur Beſcheidenheit ſie damit anweiſen
laſſen.
§. 96. Wir giengen alle drey am Freytage Abends zu ihr in
das Gefaͤngniß, fragten wer unter uns ſie vom Catholiſchen Glauben ab-
wendig habe machen wollen? Nach einer Weile ſprach ſie zu mir: Der
HErr ſelber. Jch fragete ſie: Womit? Bekam zur Antwort: Weil er
mich beſprochen, warum ich vom Lutheriſchen Glauben abgefallen waͤre, da
ich, (wie Fixel ſagete:) bey den Lutheranern in der Jugend communiciret?
Und da ſie weiter nichts zu ſagen wuſte, das ich geredet haͤtte, kam ſie von
ſelbſt auf Anbetung der Marie, und fragete uns, ob wir denn dieſelbe auch
nicht in unſerm Glaubens-Bekaͤnntniß beteten? Jch antwortete, jemanden
im Glaubens-Bekaͤnntniß beten, hieſſe ja nicht, denſelben damit fort anbe-
ten, ſonſt muͤſſe Pontius Pilatus auch angebetet werden, den wir in unſerm
andern Articul auch herbeten. Sie bekam eine was ſcharffe Correction
wegen ihrer frechen Huren-Stirne, daß ſie ſo ungeſcheut redete, und doch
ihre getriebene Suͤnden mit der geringſten Reue an ihrem Hertzen nicht zeich-
nen lieſſe, da ſie doch von ihrer Jugend an in Schande und Laſtern geſtecket,
vom 14. Jahre her mit liederlichen Kerln ſich geſchleppet, Hurerey getrieben,
bald
L
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |