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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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§. 122.

Nun hie müssen wir noch GOtt dancken, daß Kranichfeld
wiederum einen guten Anschein gab, und für morose Widerpelfserung wider
der Prediger Zurede bewahret wurde, zu welcher unverschämten Frechheit,
er in den vorigen Tagen überaus fertig war.

§. 123.

Am Donnerstage hierauf gedachten wir die letzte Praepara-
toria
vorzunehmen, bekamen aber Jnhalt, indem der oben beschriebene
Mons. Friderich, oder der so genandte lange Friderich, der der andere verloffene
Kerl dieser schon offt genandten Fixelin, ein Haupt-Spitzbube, und bey der
Damm-Mühlen der vornehmsten Räubern einer unter denen Zigeunern gewesen,
Gedancken gemachet, er würde auch auf die Inquisitions Bühne kommen,
und aus der Menge der inhafftirten Land-Streicher, so von der General-
Aufsuchung waren eingelieffert worden, hervor gesuchet werden, dahero mu-
sten wir die völlige Königliche Order biß 5. Uhr von Potsdamm erwarten,
und so dann weiter mit unsrer Arbeit fortzufahren uns gefallen lassen.

§. 124.

Gegen Abend wurde uns auch der Königliche Befehl ge-
öffnet, daß weil von der Ferne her ein verdächtiges Gesinde her gebracht,
und unsern zum Tode Verurtheilten solten vors Gesichte gestellet werden,
ob sie ihre bekandte Mitgenossen wären, müste die Execution abermahls
Aufschub haben, zugleich solten sie, die Maleficanten, ehe die Execution
aufs neue angesetzet würde und ergienge, ernstlich angehalten werden, welche
ihre Abnehmer und Heler gewesen, die von ihrem sündlichen Gewerbe ge-
wust hätten, damit solche Boßheit in der Wurtzel angegriffen würde,
und man ins künfftige solches Unheil im Lande nicht weiter besorgte, es
würde sich aufs neue anspinnen, wenn die Heler unangetastet bleiben solten.

§. 125.

Fixeln traffen wir in der Verhör und redeten ihm zu, wie
er seinem Könige, unter welchem er nicht so wol verurtheilet, als vielmehr
durch solche Gelegenheit zu GOtt wäre geführet worden, aufrichtig an zu
sagen, mit seinem Gewissen sich verbindlich erkennen müste, damit dem Bö-
sen in der Wurtzel gewehret würde, weil solche Heler die meiste Schuld trü-
gen an diesen ihrem Verderben.

§. 126.

Dieser aber hatte es schon vorher freywillig von einem vor
Wilsnack wohnenden, mir bekandt, war auch nicht von mir, sondern von
andern im Gerichte solches selbst anzumelden, angewiesen worden, und da
er solches freywillig gethan, bezeugete er dabey, daß er unter allen am we-
nigsten im Brandenburgischen Lande gewancket, sondern am meisten in den
Mecklenburgischen sich aufgehalten, und seine Boßheit verübet hätte, mey-

nete
§. 122.

Nun hie muͤſſen wir noch GOtt dancken, daß Kranichfeld
wiederum einen guten Anſchein gab, und fuͤr moroſe Widerpelfſerung wider
der Prediger Zurede bewahret wurde, zu welcher unverſchaͤmten Frechheit,
er in den vorigen Tagen uͤberaus fertig war.

§. 123.

Am Donnerſtage hierauf gedachten wir die letzte Præpara-
toria
vorzunehmen, bekamen aber Jnhalt, indem der oben beſchriebene
Monſ. Friderich, oder der ſo genandte lange Friderich, der der andere verloffene
Kerl dieſer ſchon offt genandten Fixelin, ein Haupt-Spitzbube, und bey der
Dam̃-Muͤhlen der vornehmſten Raͤubern einer unter denen Zigeunern geweſen,
Gedancken gemachet, er wuͤrde auch auf die Inquiſitions Buͤhne kommen,
und aus der Menge der inhafftirten Land-Streicher, ſo von der General-
Aufſuchung waren eingelieffert worden, hervor geſuchet werden, dahero mu-
ſten wir die voͤllige Koͤnigliche Order biß 5. Uhr von Potsdamm erwarten,
und ſo dann weiter mit unſrer Arbeit fortzufahren uns gefallen laſſen.

§. 124.

Gegen Abend wurde uns auch der Koͤnigliche Befehl ge-
oͤffnet, daß weil von der Ferne her ein verdaͤchtiges Geſinde her gebracht,
und unſern zum Tode Verurtheilten ſolten vors Geſichte geſtellet werden,
ob ſie ihre bekandte Mitgenoſſen waͤren, muͤſte die Execution abermahls
Aufſchub haben, zugleich ſolten ſie, die Maleficanten, ehe die Execution
aufs neue angeſetzet wuͤrde und ergienge, ernſtlich angehalten werden, welche
ihre Abnehmer und Heler geweſen, die von ihrem ſuͤndlichen Gewerbe ge-
wuſt haͤtten, damit ſolche Boßheit in der Wurtzel angegriffen wuͤrde,
und man ins kuͤnfftige ſolches Unheil im Lande nicht weiter beſorgte, es
wuͤrde ſich aufs neue anſpinnen, wenn die Heler unangetaſtet bleiben ſolten.

§. 125.

Fixeln traffen wir in der Verhoͤr und redeten ihm zu, wie
er ſeinem Koͤnige, unter welchem er nicht ſo wol verurtheilet, als vielmehr
durch ſolche Gelegenheit zu GOtt waͤre gefuͤhret worden, aufrichtig an zu
ſagen, mit ſeinem Gewiſſen ſich verbindlich erkennen muͤſte, damit dem Boͤ-
ſen in der Wurtzel gewehret wuͤrde, weil ſolche Heler die meiſte Schuld truͤ-
gen an dieſen ihrem Verderben.

§. 126.

Dieſer aber hatte es ſchon vorher freywillig von einem vor
Wilsnack wohnenden, mir bekandt, war auch nicht von mir, ſondern von
andern im Gerichte ſolches ſelbſt anzumelden, angewieſen worden, und da
er ſolches freywillig gethan, bezeugete er dabey, daß er unter allen am we-
nigſten im Brandenburgiſchen Lande gewancket, ſondern am meiſten in den
Mecklenburgiſchen ſich aufgehalten, und ſeine Boßheit veruͤbet haͤtte, mey-

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[90[88]/0096] §. 122. Nun hie muͤſſen wir noch GOtt dancken, daß Kranichfeld wiederum einen guten Anſchein gab, und fuͤr moroſe Widerpelfſerung wider der Prediger Zurede bewahret wurde, zu welcher unverſchaͤmten Frechheit, er in den vorigen Tagen uͤberaus fertig war. §. 123. Am Donnerſtage hierauf gedachten wir die letzte Præpara- toria vorzunehmen, bekamen aber Jnhalt, indem der oben beſchriebene Monſ. Friderich, oder der ſo genandte lange Friderich, der der andere verloffene Kerl dieſer ſchon offt genandten Fixelin, ein Haupt-Spitzbube, und bey der Dam̃-Muͤhlen der vornehmſten Raͤubern einer unter denen Zigeunern geweſen, Gedancken gemachet, er wuͤrde auch auf die Inquiſitions Buͤhne kommen, und aus der Menge der inhafftirten Land-Streicher, ſo von der General- Aufſuchung waren eingelieffert worden, hervor geſuchet werden, dahero mu- ſten wir die voͤllige Koͤnigliche Order biß 5. Uhr von Potsdamm erwarten, und ſo dann weiter mit unſrer Arbeit fortzufahren uns gefallen laſſen. §. 124. Gegen Abend wurde uns auch der Koͤnigliche Befehl ge- oͤffnet, daß weil von der Ferne her ein verdaͤchtiges Geſinde her gebracht, und unſern zum Tode Verurtheilten ſolten vors Geſichte geſtellet werden, ob ſie ihre bekandte Mitgenoſſen waͤren, muͤſte die Execution abermahls Aufſchub haben, zugleich ſolten ſie, die Maleficanten, ehe die Execution aufs neue angeſetzet wuͤrde und ergienge, ernſtlich angehalten werden, welche ihre Abnehmer und Heler geweſen, die von ihrem ſuͤndlichen Gewerbe ge- wuſt haͤtten, damit ſolche Boßheit in der Wurtzel angegriffen wuͤrde, und man ins kuͤnfftige ſolches Unheil im Lande nicht weiter beſorgte, es wuͤrde ſich aufs neue anſpinnen, wenn die Heler unangetaſtet bleiben ſolten. §. 125. Fixeln traffen wir in der Verhoͤr und redeten ihm zu, wie er ſeinem Koͤnige, unter welchem er nicht ſo wol verurtheilet, als vielmehr durch ſolche Gelegenheit zu GOtt waͤre gefuͤhret worden, aufrichtig an zu ſagen, mit ſeinem Gewiſſen ſich verbindlich erkennen muͤſte, damit dem Boͤ- ſen in der Wurtzel gewehret wuͤrde, weil ſolche Heler die meiſte Schuld truͤ- gen an dieſen ihrem Verderben. §. 126. Dieſer aber hatte es ſchon vorher freywillig von einem vor Wilsnack wohnenden, mir bekandt, war auch nicht von mir, ſondern von andern im Gerichte ſolches ſelbſt anzumelden, angewieſen worden, und da er ſolches freywillig gethan, bezeugete er dabey, daß er unter allen am we- nigſten im Brandenburgiſchen Lande gewancket, ſondern am meiſten in den Mecklenburgiſchen ſich aufgehalten, und ſeine Boßheit veruͤbet haͤtte, mey- nete

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 90[88]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/96>, abgerufen am 21.11.2024.