Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.wolte ers lieber zuvor sagen, ehe er zum Tode gienge, damit er seine Seele §. 131. Einige wolten sich über unsre Arbeit moquiren, und uns §. 132. Solches that ich nochmals am Sonnabend frühe, fand §. 133. Fixel erklährte sein Hertz oben im Hoff-Gerichte des Tages die
wolte ers lieber zuvor ſagen, ehe er zum Tode gienge, damit er ſeine Seele §. 131. Einige wolten ſich uͤber unſre Arbeit moquiren, und uns §. 132. Solches that ich nochmals am Sonnabend fruͤhe, fand §. 133. Fixel erklaͤhrte ſein Hertz oben im Hoff-Gerichte des Tages die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="92[90]"/> wolte ers lieber zuvor ſagen, ehe er zum Tode gienge, damit er ſeine Seele<lb/> rein zu GOtt bringen moͤchte: Bat auch ſelber, alle ſeine Todes-<hi rendition="#aq">Conſort</hi>en<lb/> ihm vor Augen zu ſtellen, die ja etwas wuͤrden von ſeinen bewuſten Haͤn-<lb/> deln zeugen, wo nicht aus Liebe zur Warheit, doch aus Haß und Bitter-<lb/> keit wider ihn, weil er die Warheit wider ſie im Gerichte bezeuget hatte,<lb/> und mit ſolcher bezeugten Warheit wolte er getroſt in den Tod gehen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 131.</head> <p>Einige wolten ſich uͤber unſre Arbeit <hi rendition="#aq">moquir</hi>en, und uns<lb/> Predigern es hoͤniſch verargen, daß wir in das Gerichte ſo oͤfſters giengen,<lb/> auch wol erſchienen, wenn wir gefodert wurden, gerade als wenn wir uns<lb/> damit bey denen <hi rendition="#aq">Maleficant</hi>en <hi rendition="#aq">Suſpect</hi> macheten; Allein dieſes mag ihnen<lb/> ein Zeugniß ſeyn, daß wir mehr zum Beſten als zum Schaden derer bereits<lb/><hi rendition="#aq">condemnirt</hi>en, ſo wol zu ihrer Seelen als Leibes Beſten, es gethan: Denn<lb/> wenn ich nicht am Freytage hinein gegangen waͤre, und dieſe <hi rendition="#aq">Propoſition</hi><lb/> gethan haͤtte, moͤchte an dem armen Fixel neue <hi rendition="#aq">Tortur</hi> ergangen ſeyn, die<lb/> doch gleichwol ſolchergeſtalt von ihme und denen uͤbrigen zuruͤck gehalten<lb/> wurde, da ich ſie beſonders uͤber dem, was die Herren <hi rendition="#aq">Judices</hi> an ihrem<lb/> Theile auch nicht vergeſſen hatten, ermahnete, ſie moͤchten ihr ſchweres Ur-<lb/> thel am Leibe zu leiden, ſich ſelbſt nicht entkraͤfften, und das loͤbliche Hoff-<lb/> Gerichte dahin nicht kommen laſſen, daß ſie dieſelbe nochmals <hi rendition="#aq">torquir</hi>en<lb/> muͤſten, indem ſie dazu <hi rendition="#aq">Order</hi> in ihren Haͤnden hatten, dahero ſie die Ge-<lb/> richtliche Fragen lauter beantworten, und ſo dann vorgefodert fleißig an das<lb/> Wort gedencken ſolten: Deine Warheit iſt Schirm und Schild.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 132.</head> <p>Solches that ich nochmals am Sonnabend fruͤhe, fand<lb/> auch den Schiefſer-Decker nicht unwillig, oder ſolchem <hi rendition="#aq">Poſtulato</hi> zuwider,<lb/> nur bedaurete ers, daß er ſich bey denen Herren Raͤthen in ſolchen Miß-<lb/><hi rendition="#aq">Credit</hi> geſetzet, ſie wolten ihme auch kein Wort mehr glauben, da ers doch<lb/> erfahren, daß ihme die Luͤgen noch immer in die Haͤnde fiedelten und ein<lb/> ſchmertzliches Wehe macheten, daher thaͤts ihme recht leid, daß er noch im-<lb/> mer als frecher Luͤgner ſolte aus der Welt gehen. Es konnte ſachte ſeyn,<lb/> daß dieſes ſein Vorgeben nur <hi rendition="#aq">Dicentes</hi> waren, damit er ſich ſo wenig bey<lb/> dem Gerichte, als bey uns Predigern zur Zeit in einen <hi rendition="#aq">Credit</hi> ſetzen konnte,<lb/> daß ihme ſolche Reden von Hertzen gegangen waͤren, denn er uns eher wol<lb/> was wahrſcheinlicher vorgeſchwatzet, und dennoch betrogen hatte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 133.</head> <p>Fixel erklaͤhrte ſein Hertz oben im Hoff-Gerichte des Tages<lb/> noch reine ab, <hi rendition="#aq">dictirt</hi>e denen Herren Raͤthen in ihr <hi rendition="#aq">Protocoll</hi> ein groſſes Re-<lb/> giſter derer die mit falſchen Brand-Brieffen ausgiengen, dieſelbe verfertig-<lb/> ten, und ſonſt von ihrem getriebenen Weſen Kuntſchafft gehabt, oder doch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [92[90]/0098]
wolte ers lieber zuvor ſagen, ehe er zum Tode gienge, damit er ſeine Seele
rein zu GOtt bringen moͤchte: Bat auch ſelber, alle ſeine Todes-Conſorten
ihm vor Augen zu ſtellen, die ja etwas wuͤrden von ſeinen bewuſten Haͤn-
deln zeugen, wo nicht aus Liebe zur Warheit, doch aus Haß und Bitter-
keit wider ihn, weil er die Warheit wider ſie im Gerichte bezeuget hatte,
und mit ſolcher bezeugten Warheit wolte er getroſt in den Tod gehen.
§. 131. Einige wolten ſich uͤber unſre Arbeit moquiren, und uns
Predigern es hoͤniſch verargen, daß wir in das Gerichte ſo oͤfſters giengen,
auch wol erſchienen, wenn wir gefodert wurden, gerade als wenn wir uns
damit bey denen Maleficanten Suſpect macheten; Allein dieſes mag ihnen
ein Zeugniß ſeyn, daß wir mehr zum Beſten als zum Schaden derer bereits
condemnirten, ſo wol zu ihrer Seelen als Leibes Beſten, es gethan: Denn
wenn ich nicht am Freytage hinein gegangen waͤre, und dieſe Propoſition
gethan haͤtte, moͤchte an dem armen Fixel neue Tortur ergangen ſeyn, die
doch gleichwol ſolchergeſtalt von ihme und denen uͤbrigen zuruͤck gehalten
wurde, da ich ſie beſonders uͤber dem, was die Herren Judices an ihrem
Theile auch nicht vergeſſen hatten, ermahnete, ſie moͤchten ihr ſchweres Ur-
thel am Leibe zu leiden, ſich ſelbſt nicht entkraͤfften, und das loͤbliche Hoff-
Gerichte dahin nicht kommen laſſen, daß ſie dieſelbe nochmals torquiren
muͤſten, indem ſie dazu Order in ihren Haͤnden hatten, dahero ſie die Ge-
richtliche Fragen lauter beantworten, und ſo dann vorgefodert fleißig an das
Wort gedencken ſolten: Deine Warheit iſt Schirm und Schild.
§. 132. Solches that ich nochmals am Sonnabend fruͤhe, fand
auch den Schiefſer-Decker nicht unwillig, oder ſolchem Poſtulato zuwider,
nur bedaurete ers, daß er ſich bey denen Herren Raͤthen in ſolchen Miß-
Credit geſetzet, ſie wolten ihme auch kein Wort mehr glauben, da ers doch
erfahren, daß ihme die Luͤgen noch immer in die Haͤnde fiedelten und ein
ſchmertzliches Wehe macheten, daher thaͤts ihme recht leid, daß er noch im-
mer als frecher Luͤgner ſolte aus der Welt gehen. Es konnte ſachte ſeyn,
daß dieſes ſein Vorgeben nur Dicentes waren, damit er ſich ſo wenig bey
dem Gerichte, als bey uns Predigern zur Zeit in einen Credit ſetzen konnte,
daß ihme ſolche Reden von Hertzen gegangen waͤren, denn er uns eher wol
was wahrſcheinlicher vorgeſchwatzet, und dennoch betrogen hatte.
§. 133. Fixel erklaͤhrte ſein Hertz oben im Hoff-Gerichte des Tages
noch reine ab, dictirte denen Herren Raͤthen in ihr Protocoll ein groſſes Re-
giſter derer die mit falſchen Brand-Brieffen ausgiengen, dieſelbe verfertig-
ten, und ſonſt von ihrem getriebenen Weſen Kuntſchafft gehabt, oder doch
die
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