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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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In dumpfem Brüten saß sie in dem dunklen Seitenraum der Bühne, während draußen das possenhafte Nachspiel zu Ende ging. Das Lachgebrüll des Publikums schallte zu ihr herein -- die Königin war vergessen, und die um sie geweinten Thränen waren weggelacht. Wie um sich zu überzeugen, daß sie nicht träume, fuhr sie nach der heißen pochenden Stirn . . . die Königskrone fiel ihr darüber aus dem Haar und kollerte vor sie hin auf den dunklem Boden des Bühnenraums !

3.

Hanney war nach Hause geeilt, er hatte nicht vermocht, der Unterhaltung beizuwohnen, welche jedesmal auf solche erste Vorstellungen zu folgen pflegten. Er suchte Einsamkeit und Ruhe in seinem Häuschen; in der kleinen Stube fand er zwar die erstere reichlich, aber die Ruhe wollte nicht kommen. Es stürmte fort in seiner Seele, wie draußen in der Natur, wo ein eisig kalter Nordwind über die Schneeflächen hinsaus'te, sie aufhob und durcheinander wirbelte, daß bald alle Niederungen verdeckt und Weg und Steg verweht waren. Er versuchte wohl zu Bette zu gehn und hoffte schlafen zu können, weil er ermüdet war -- aber wie er den Kopf auf das Kissen legte und die Augen schloß, war es ihm, als tauche neben ihm ein dunkles Leidensgesicht aus der Finsterniß auf, als sähen ihn daraus zwei kummervolle Augen an, als flüsterte eine

In dumpfem Brüten saß sie in dem dunklen Seitenraum der Bühne, während draußen das possenhafte Nachspiel zu Ende ging. Das Lachgebrüll des Publikums schallte zu ihr herein — die Königin war vergessen, und die um sie geweinten Thränen waren weggelacht. Wie um sich zu überzeugen, daß sie nicht träume, fuhr sie nach der heißen pochenden Stirn . . . die Königskrone fiel ihr darüber aus dem Haar und kollerte vor sie hin auf den dunklem Boden des Bühnenraums !

3.

Hanney war nach Hause geeilt, er hatte nicht vermocht, der Unterhaltung beizuwohnen, welche jedesmal auf solche erste Vorstellungen zu folgen pflegten. Er suchte Einsamkeit und Ruhe in seinem Häuschen; in der kleinen Stube fand er zwar die erstere reichlich, aber die Ruhe wollte nicht kommen. Es stürmte fort in seiner Seele, wie draußen in der Natur, wo ein eisig kalter Nordwind über die Schneeflächen hinsaus'te, sie aufhob und durcheinander wirbelte, daß bald alle Niederungen verdeckt und Weg und Steg verweht waren. Er versuchte wohl zu Bette zu gehn und hoffte schlafen zu können, weil er ermüdet war — aber wie er den Kopf auf das Kissen legte und die Augen schloß, war es ihm, als tauche neben ihm ein dunkles Leidensgesicht aus der Finsterniß auf, als sähen ihn daraus zwei kummervolle Augen an, als flüsterte eine

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[0065] In dumpfem Brüten saß sie in dem dunklen Seitenraum der Bühne, während draußen das possenhafte Nachspiel zu Ende ging. Das Lachgebrüll des Publikums schallte zu ihr herein — die Königin war vergessen, und die um sie geweinten Thränen waren weggelacht. Wie um sich zu überzeugen, daß sie nicht träume, fuhr sie nach der heißen pochenden Stirn . . . die Königskrone fiel ihr darüber aus dem Haar und kollerte vor sie hin auf den dunklem Boden des Bühnenraums ! 3. Hanney war nach Hause geeilt, er hatte nicht vermocht, der Unterhaltung beizuwohnen, welche jedesmal auf solche erste Vorstellungen zu folgen pflegten. Er suchte Einsamkeit und Ruhe in seinem Häuschen; in der kleinen Stube fand er zwar die erstere reichlich, aber die Ruhe wollte nicht kommen. Es stürmte fort in seiner Seele, wie draußen in der Natur, wo ein eisig kalter Nordwind über die Schneeflächen hinsaus'te, sie aufhob und durcheinander wirbelte, daß bald alle Niederungen verdeckt und Weg und Steg verweht waren. Er versuchte wohl zu Bette zu gehn und hoffte schlafen zu können, weil er ermüdet war — aber wie er den Kopf auf das Kissen legte und die Augen schloß, war es ihm, als tauche neben ihm ein dunkles Leidensgesicht aus der Finsterniß auf, als sähen ihn daraus zwei kummervolle Augen an, als flüsterte eine

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/65>, abgerufen am 21.11.2024.