Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.auch dabei. Man freute sich ihrer Wiederkehr und gönnte ihnen das stille Glück, als sie sich auf einem Gütchen in der Nähe ansiedelten und wieder die alten Bekannten und Nachbarn waren, wie vor Jahren. Hanney trieb seinen Handel fort. Dabei konnte es nicht ausbleiben, daß er mit Melcher zusammentraf, der inzwischen Schiffmeister geworden war und Wolfsind geheirathet hatte. Sie spielten noch immer wacker Komödie, und Niemand war, der ihnen die Helden und Liebhaberinnen streitig gemacht hätte. Es läßt sich denken, daß die Unterhaltung anfangs etwas gezwungen und einsilbig war, als sich einmal die beiden Familien gegenüber standen und Wolfsind vor Hanney und Franzel trat. Eine trübe Vergangenheit lag noch ungesühnt zwischen ihnen. Um nur etwas zu sagen, streichelte die stattliche Frau Schiffmeisterin die braunen Kinder und fragte nach deren Namen. Der Bube, antwortete Franzel, mußte nach dem Vater heißen -- das Mädel aber haben wir -- Wolfsind getauft! Ueberrascht blickte sie die Beiden an und streckte ihnen die Hände entgegen; sie wurden herzlich ergriffen, und versöhnt stand die Schiffmeisterin zwischen Hanney und der glücklichen Mohrenfranzel. auch dabei. Man freute sich ihrer Wiederkehr und gönnte ihnen das stille Glück, als sie sich auf einem Gütchen in der Nähe ansiedelten und wieder die alten Bekannten und Nachbarn waren, wie vor Jahren. Hanney trieb seinen Handel fort. Dabei konnte es nicht ausbleiben, daß er mit Melcher zusammentraf, der inzwischen Schiffmeister geworden war und Wolfsind geheirathet hatte. Sie spielten noch immer wacker Komödie, und Niemand war, der ihnen die Helden und Liebhaberinnen streitig gemacht hätte. Es läßt sich denken, daß die Unterhaltung anfangs etwas gezwungen und einsilbig war, als sich einmal die beiden Familien gegenüber standen und Wolfsind vor Hanney und Franzel trat. Eine trübe Vergangenheit lag noch ungesühnt zwischen ihnen. Um nur etwas zu sagen, streichelte die stattliche Frau Schiffmeisterin die braunen Kinder und fragte nach deren Namen. Der Bube, antwortete Franzel, mußte nach dem Vater heißen — das Mädel aber haben wir — Wolfsind getauft! Ueberrascht blickte sie die Beiden an und streckte ihnen die Hände entgegen; sie wurden herzlich ergriffen, und versöhnt stand die Schiffmeisterin zwischen Hanney und der glücklichen Mohrenfranzel. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0094"/> auch dabei. Man freute sich ihrer Wiederkehr und gönnte ihnen das stille Glück, als sie sich auf einem Gütchen in der Nähe ansiedelten und wieder die alten Bekannten und Nachbarn waren, wie vor Jahren.</p><lb/> <p>Hanney trieb seinen Handel fort. Dabei konnte es nicht ausbleiben, daß er mit Melcher zusammentraf, der inzwischen Schiffmeister geworden war und Wolfsind geheirathet hatte. Sie spielten noch immer wacker Komödie, und Niemand war, der ihnen die Helden und Liebhaberinnen streitig gemacht hätte.</p><lb/> <p>Es läßt sich denken, daß die Unterhaltung anfangs etwas gezwungen und einsilbig war, als sich einmal die beiden Familien gegenüber standen und Wolfsind vor Hanney und Franzel trat. Eine trübe Vergangenheit lag noch ungesühnt zwischen ihnen.</p><lb/> <p>Um nur etwas zu sagen, streichelte die stattliche Frau Schiffmeisterin die braunen Kinder und fragte nach deren Namen. Der Bube, antwortete Franzel, mußte nach dem Vater heißen — das Mädel aber haben wir — Wolfsind getauft!</p><lb/> <p>Ueberrascht blickte sie die Beiden an und streckte ihnen die Hände entgegen; sie wurden herzlich ergriffen, und versöhnt stand die Schiffmeisterin zwischen Hanney und der glücklichen Mohrenfranzel.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
auch dabei. Man freute sich ihrer Wiederkehr und gönnte ihnen das stille Glück, als sie sich auf einem Gütchen in der Nähe ansiedelten und wieder die alten Bekannten und Nachbarn waren, wie vor Jahren.
Hanney trieb seinen Handel fort. Dabei konnte es nicht ausbleiben, daß er mit Melcher zusammentraf, der inzwischen Schiffmeister geworden war und Wolfsind geheirathet hatte. Sie spielten noch immer wacker Komödie, und Niemand war, der ihnen die Helden und Liebhaberinnen streitig gemacht hätte.
Es läßt sich denken, daß die Unterhaltung anfangs etwas gezwungen und einsilbig war, als sich einmal die beiden Familien gegenüber standen und Wolfsind vor Hanney und Franzel trat. Eine trübe Vergangenheit lag noch ungesühnt zwischen ihnen.
Um nur etwas zu sagen, streichelte die stattliche Frau Schiffmeisterin die braunen Kinder und fragte nach deren Namen. Der Bube, antwortete Franzel, mußte nach dem Vater heißen — das Mädel aber haben wir — Wolfsind getauft!
Ueberrascht blickte sie die Beiden an und streckte ihnen die Hände entgegen; sie wurden herzlich ergriffen, und versöhnt stand die Schiffmeisterin zwischen Hanney und der glücklichen Mohrenfranzel.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-16T11:20:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-16T11:20:55Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |