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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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§. 52.

Zum Behuf der religiösen Bildung der Kin-
der werden in den besseren württembergischen Jndustrie-
Schulen die Zöglinge derselben nicht nur sorgfältig in
die allgemeinen wöchentlichen Catechisationen ge-
fördert, sondern sie erhalten zum Theil auch an den
Sonn- und Festtägen regelmäßig besonderen ausschließ-
lich für sie bestimmten Religions-Unterricht. --
Der übrige Unterricht beginnt und endet mit einem
passenden Gebet, und besonders können Morgen-
und Abend-Andachten
unendlich viel zu der reli-
giösen Bildung der Kinder beytragen, wenn sie von der
Art sind, daß durch sie ein Urtheilen über die Sittlich-
keit ihrer Handlungen in ihren Herzen erweckt wird;
der Lehrer wird deßwegen bey der Morgen-Andacht
gute Entschlüsse für den kommenden Tag beleben, bey
der AbendAndacht aber die Ereignisse des vollbrachten
Tages mustern, und jede auffallende Handlung rügen;
dann wird Freude über gutes Gelingen im guten Le-
ben stärken, und Reue über einen begangenen Fehltritt
vor desselben Wiederkehr bewahren; der Gesang wird
bey diesen Andachts-Uebungen, wenn die Lieder in
Rücksicht der Gegenstände sowohl, als der Darstellung
glücklich gewählt werden, mit vielem Nutzen in An-
wendung kommen, und tiefe und bleibende Eindrücke
hinterlassen. -- An Sonn- Fest- und Feyertägen wer-
den die Jndustrie-Schüler entweder zu Besuchung des
allgemeinen öffentlichen Gottesdienstes, oder
zu Anhörung einer für sie insbesondere veranstalteten
Predigt angehalten. -- Auch zwischen der Zeit wer-
den sie mit ausgewählten biblischen Geschichten
bekannt gemacht, und ihnen biblische Sprüche
und christliche Liederverse erläutert, und zum

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§. 52.

Zum Behuf der religioͤſen Bildung der Kin-
der werden in den beſſeren wuͤrttembergiſchen Jnduſtrie-
Schulen die Zoͤglinge derſelben nicht nur ſorgfaͤltig in
die allgemeinen woͤchentlichen Catechiſationen ge-
foͤrdert, ſondern ſie erhalten zum Theil auch an den
Sonn- und Feſttaͤgen regelmaͤßig beſonderen ausſchließ-
lich fuͤr ſie beſtimmten Religions-Unterricht.
Der uͤbrige Unterricht beginnt und endet mit einem
paſſenden Gebet, und beſonders koͤnnen Morgen-
und Abend-Andachten
unendlich viel zu der reli-
gioͤſen Bildung der Kinder beytragen, wenn ſie von der
Art ſind, daß durch ſie ein Urtheilen uͤber die Sittlich-
keit ihrer Handlungen in ihren Herzen erweckt wird;
der Lehrer wird deßwegen bey der Morgen-Andacht
gute Entſchluͤſſe fuͤr den kommenden Tag beleben, bey
der AbendAndacht aber die Ereigniſſe des vollbrachten
Tages muſtern, und jede auffallende Handlung ruͤgen;
dann wird Freude uͤber gutes Gelingen im guten Le-
ben ſtaͤrken, und Reue uͤber einen begangenen Fehltritt
vor deſſelben Wiederkehr bewahren; der Geſang wird
bey dieſen Andachts-Uebungen, wenn die Lieder in
Ruͤckſicht der Gegenſtaͤnde ſowohl, als der Darſtellung
gluͤcklich gewaͤhlt werden, mit vielem Nutzen in An-
wendung kommen, und tiefe und bleibende Eindruͤcke
hinterlaſſen. — An Sonn- Feſt- und Feyertaͤgen wer-
den die Jnduſtrie-Schuͤler entweder zu Beſuchung des
allgemeinen oͤffentlichen Gottesdienſtes, oder
zu Anhoͤrung einer fuͤr ſie insbeſondere veranſtalteten
Predigt angehalten. — Auch zwiſchen der Zeit wer-
den ſie mit ausgewaͤhlten bibliſchen Geſchichten
bekannt gemacht, und ihnen bibliſche Spruͤche
und chriſtliche Liederverſe erlaͤutert, und zum

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[65/0075] §. 52. Zum Behuf der religioͤſen Bildung der Kin- der werden in den beſſeren wuͤrttembergiſchen Jnduſtrie- Schulen die Zoͤglinge derſelben nicht nur ſorgfaͤltig in die allgemeinen woͤchentlichen Catechiſationen ge- foͤrdert, ſondern ſie erhalten zum Theil auch an den Sonn- und Feſttaͤgen regelmaͤßig beſonderen ausſchließ- lich fuͤr ſie beſtimmten Religions-Unterricht. — Der uͤbrige Unterricht beginnt und endet mit einem paſſenden Gebet, und beſonders koͤnnen Morgen- und Abend-Andachten unendlich viel zu der reli- gioͤſen Bildung der Kinder beytragen, wenn ſie von der Art ſind, daß durch ſie ein Urtheilen uͤber die Sittlich- keit ihrer Handlungen in ihren Herzen erweckt wird; der Lehrer wird deßwegen bey der Morgen-Andacht gute Entſchluͤſſe fuͤr den kommenden Tag beleben, bey der AbendAndacht aber die Ereigniſſe des vollbrachten Tages muſtern, und jede auffallende Handlung ruͤgen; dann wird Freude uͤber gutes Gelingen im guten Le- ben ſtaͤrken, und Reue uͤber einen begangenen Fehltritt vor deſſelben Wiederkehr bewahren; der Geſang wird bey dieſen Andachts-Uebungen, wenn die Lieder in Ruͤckſicht der Gegenſtaͤnde ſowohl, als der Darſtellung gluͤcklich gewaͤhlt werden, mit vielem Nutzen in An- wendung kommen, und tiefe und bleibende Eindruͤcke hinterlaſſen. — An Sonn- Feſt- und Feyertaͤgen wer- den die Jnduſtrie-Schuͤler entweder zu Beſuchung des allgemeinen oͤffentlichen Gottesdienſtes, oder zu Anhoͤrung einer fuͤr ſie insbeſondere veranſtalteten Predigt angehalten. — Auch zwiſchen der Zeit wer- den ſie mit ausgewaͤhlten bibliſchen Geſchichten bekannt gemacht, und ihnen bibliſche Spruͤche und chriſtliche Liederverſe erlaͤutert, und zum 5

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/75>, abgerufen am 21.11.2024.