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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.

DIeses scheinet zwar ein Mittel zu seyn/
welches mit unter die Sympathetischen
Curen gehöret/ und würde ich bey nahe zu
bereden seyn gewesen/ solchem auch einiger mas-
sen Glauben zu zustellen/ woferne dieses die Sa-
che nicht gar zu verdächtig machete/ daß nemlich
der Schmier-Kübel solle oder müsse gestohlen
werden. Welches ein offenbares Zeugniß giebt/
daß dieses Mittel von bösen aber gläubischen Leu-
ten erdacht worden seyn müsse; und obgleich ge-
gentheils wieder eingewendet werden wolte/ man
behielte den Schmier-Kübel deßwegen nicht/
sondern brächte solchen nach dem Gebrauch dem
Fuhrmanne wieder/ so hält doch diese Entschuldi-
gung keinen Stich/ denn es kan hernach der
Fuhrmann über alle Berge fort seyn/ wer bringt
ihm alsdenn den gestohlenen Schmier-Eymer
nach? Und weil nun dieses ein wircklicher Dieb-
stahl ist/ so ist solch Mittel vor das erste gantz nicht
zu billigen. Zum andern ist es auch an und für
sich selbst ohn einige Krafft und Wirckung/ denn
es wird sein Lebtage kein Mensch iemahls ein E-
xempel anzugeben wissen/ daß hierdurch iemahls
ein Gelbsüchtiger sey curiret worden. Worzu
dienen denn aber solche närrische Mittel? Ich
will meine Meynung/ die ich hierüber habe/
kürtzlich melden/ sie dienen nicht zur Gesundheit
des Patienten/ sondern dem Teuffel eine Kurtz-

weile
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.

DIeſes ſcheinet zwar ein Mittel zu ſeyn/
welches mit unter die Sympathetiſchen
Curen gehoͤret/ und wuͤrde ich bey nahe zu
bereden ſeyn geweſen/ ſolchem auch einiger maſ-
ſen Glauben zu zuſtellen/ woferne dieſes die Sa-
che nicht gar zu verdaͤchtig machete/ daß nemlich
der Schmier-Kuͤbel ſolle oder muͤſſe geſtohlen
werden. Welches ein offenbares Zeugniß giebt/
daß dieſes Mittel von boͤſen aber glaͤubiſchen Leu-
ten erdacht worden ſeyn muͤſſe; und obgleich ge-
gentheils wieder eingewendet werden wolte/ man
behielte den Schmier-Kuͤbel deßwegen nicht/
ſondern braͤchte ſolchen nach dem Gebrauch dem
Fuhrmanne wieder/ ſo haͤlt doch dieſe Entſchuldi-
gung keinen Stich/ denn es kan hernach der
Fuhrmann uͤber alle Berge fort ſeyn/ wer bringt
ihm alsdenn den geſtohlenen Schmier-Eymer
nach? Und weil nun dieſes ein wircklicher Dieb-
ſtahl iſt/ ſo iſt ſolch Mittel vor das erſte gantz nicht
zu billigen. Zum andern iſt es auch an und fuͤr
ſich ſelbſt ohn einige Krafft und Wirckung/ denn
es wird ſein Lebtage kein Menſch iemahls ein E-
xempel anzugeben wiſſen/ daß hierdurch iemahls
ein Gelbſuͤchtiger ſey curiret worden. Worzu
dienen denn aber ſolche naͤrriſche Mittel? Ich
will meine Meynung/ die ich hieruͤber habe/
kuͤrtzlich melden/ ſie dienen nicht zur Geſundheit
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[115/0137] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. DIeſes ſcheinet zwar ein Mittel zu ſeyn/ welches mit unter die Sympathetiſchen Curen gehoͤret/ und wuͤrde ich bey nahe zu bereden ſeyn geweſen/ ſolchem auch einiger maſ- ſen Glauben zu zuſtellen/ woferne dieſes die Sa- che nicht gar zu verdaͤchtig machete/ daß nemlich der Schmier-Kuͤbel ſolle oder muͤſſe geſtohlen werden. Welches ein offenbares Zeugniß giebt/ daß dieſes Mittel von boͤſen aber glaͤubiſchen Leu- ten erdacht worden ſeyn muͤſſe; und obgleich ge- gentheils wieder eingewendet werden wolte/ man behielte den Schmier-Kuͤbel deßwegen nicht/ ſondern braͤchte ſolchen nach dem Gebrauch dem Fuhrmanne wieder/ ſo haͤlt doch dieſe Entſchuldi- gung keinen Stich/ denn es kan hernach der Fuhrmann uͤber alle Berge fort ſeyn/ wer bringt ihm alsdenn den geſtohlenen Schmier-Eymer nach? Und weil nun dieſes ein wircklicher Dieb- ſtahl iſt/ ſo iſt ſolch Mittel vor das erſte gantz nicht zu billigen. Zum andern iſt es auch an und fuͤr ſich ſelbſt ohn einige Krafft und Wirckung/ denn es wird ſein Lebtage kein Menſch iemahls ein E- xempel anzugeben wiſſen/ daß hierdurch iemahls ein Gelbſuͤchtiger ſey curiret worden. Worzu dienen denn aber ſolche naͤrriſche Mittel? Ich will meine Meynung/ die ich hieruͤber habe/ kuͤrtzlich melden/ ſie dienen nicht zur Geſundheit des Patienten/ ſondern dem Teuffel eine Kurtz- weile H 2

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/137>, abgerufen am 21.11.2024.