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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung/ derer von super-klugen
fragen/ was sie zu Lohne haben will/ denn sie hats
wohl verdienet. Ja/ wenn die ehrliche Frau ge-
than hätte/ so hätte kein Mensch gewust/ was
dem Patienten fehlete/ und hätte wohl gar leicht
des Todes seyn können. Je wenn doch ietzt der
Doctor da wäre/ der will immer nichts auff Be-
schreyen halten/ ietzt sähe er es doch mit Augen.
Ach dencket ihr Leute! siehet das Bad nicht aus/
ist es doch als wenn man Milch zu Kesen geläbt
hätte. Also verwundert man sich sehr darüber/
denn die alte Vettel giebt vor/ wenn man nicht
beschrien wäre/ so geliefferte das Bad nicht. Ich
will aber/ nach meinem besten Wissen/ und mit
meinen guten Gewissen/ einen iedweden ehrli-
chen Christen/ alles/ wie ichs nach unterschiedli-
cher und gantz genauer Untersuchung befunden
habe/ eröffnen/ wie es zugehe/ daß zuweilen ein
solch Kräuter-Bad zusammen lauffe oder gelief-
fere/ zuweilen aber nicht/ und verhält sich folgen-
der massen: Es trägt sich zuweilen zu/ daß ei-
nem Menschen eine Kranckheit anhänget/ es
wird am gantzen Leibe eine Mattigkeit gespieret/
die Glieder werden schwer/ und der Mensch
nimmt ab/ und so fort; darneben aber ist doch
der Appetit zu essen offt noch da/ aber es gedäuet
die Speise nicht zur Nahrung und Zunehmen
des Leibes. Ubrigens aber spüret der Patiente
in keinem Glied absonderlich und empfindliche

Schmer-

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
fragen/ was ſie zu Lohne haben will/ denn ſie hats
wohl verdienet. Ja/ wenn die ehrliche Frau ge-
than haͤtte/ ſo haͤtte kein Menſch gewuſt/ was
dem Patienten fehlete/ und haͤtte wohl gar leicht
des Todes ſeyn koͤnnen. Je wenn doch ietzt der
Doctor da waͤre/ der will immer nichts auff Be-
ſchreyen halten/ ietzt ſaͤhe er es doch mit Augen.
Ach dencket ihr Leute! ſiehet das Bad nicht aus/
iſt es doch als wenn man Milch zu Keſen gelaͤbt
haͤtte. Alſo verwundert man ſich ſehr daruͤber/
denn die alte Vettel giebt vor/ wenn man nicht
beſchrien waͤre/ ſo geliefferte das Bad nicht. Ich
will aber/ nach meinem beſten Wiſſen/ und mit
meinen guten Gewiſſen/ einen iedweden ehrli-
chen Chriſten/ alles/ wie ichs nach unterſchiedli-
cher und gantz genauer Unterſuchung befunden
habe/ eroͤffnen/ wie es zugehe/ daß zuweilen ein
ſolch Kraͤuter-Bad zuſammen lauffe oder gelief-
fere/ zuweilen aber nicht/ und verhaͤlt ſich folgen-
der maſſen: Es traͤgt ſich zuweilen zu/ daß ei-
nem Menſchen eine Kranckheit anhaͤnget/ es
wird am gantzen Leibe eine Mattigkeit geſpieret/
die Glieder werden ſchwer/ und der Menſch
nimmt ab/ und ſo fort; darneben aber iſt doch
der Appetit zu eſſen offt noch da/ aber es gedaͤuet
die Speiſe nicht zur Nahrung und Zunehmen
des Leibes. Ubrigens aber ſpuͤret der Patiente
in keinem Glied abſonderlich und empfindliche

Schmer-
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[10/0032] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen fragen/ was ſie zu Lohne haben will/ denn ſie hats wohl verdienet. Ja/ wenn die ehrliche Frau ge- than haͤtte/ ſo haͤtte kein Menſch gewuſt/ was dem Patienten fehlete/ und haͤtte wohl gar leicht des Todes ſeyn koͤnnen. Je wenn doch ietzt der Doctor da waͤre/ der will immer nichts auff Be- ſchreyen halten/ ietzt ſaͤhe er es doch mit Augen. Ach dencket ihr Leute! ſiehet das Bad nicht aus/ iſt es doch als wenn man Milch zu Keſen gelaͤbt haͤtte. Alſo verwundert man ſich ſehr daruͤber/ denn die alte Vettel giebt vor/ wenn man nicht beſchrien waͤre/ ſo geliefferte das Bad nicht. Ich will aber/ nach meinem beſten Wiſſen/ und mit meinen guten Gewiſſen/ einen iedweden ehrli- chen Chriſten/ alles/ wie ichs nach unterſchiedli- cher und gantz genauer Unterſuchung befunden habe/ eroͤffnen/ wie es zugehe/ daß zuweilen ein ſolch Kraͤuter-Bad zuſammen lauffe oder gelief- fere/ zuweilen aber nicht/ und verhaͤlt ſich folgen- der maſſen: Es traͤgt ſich zuweilen zu/ daß ei- nem Menſchen eine Kranckheit anhaͤnget/ es wird am gantzen Leibe eine Mattigkeit geſpieret/ die Glieder werden ſchwer/ und der Menſch nimmt ab/ und ſo fort; darneben aber iſt doch der Appetit zu eſſen offt noch da/ aber es gedaͤuet die Speiſe nicht zur Nahrung und Zunehmen des Leibes. Ubrigens aber ſpuͤret der Patiente in keinem Glied abſonderlich und empfindliche Schmer-

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/32>, abgerufen am 23.11.2024.