Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung/ derer von super-klugen
könnet/ so macht es/ als wie man zu thun pfleget/
wenn man einen Maulwurff die Pfoten abbeis-
set/ nehmlich/ man wickelt die Pfötgen in ein
Schnuptuch/ und beisset durch das Tuch durch/
und wenn ihr wollt/ könnet ihr die Händgen
eben auch abbeissen/ wie die Maulwurffs-Pföt-
gen/ und mit an das Pater noster hengen; ich
versichere euch/ (weil ihr doch lieber närrischen
Mitteln als rathsamen nachhänget/) daß eure
Kinder solcher gestalt nicht werden stehlen. Und
diesen Rath gebe ich nur denen thörichten und a-
bergläubischen Müttern und Ammen. Die
Christliche und Gott-gelassene Kinder-Mütter
aber/ wissen besser/ was bey denen Kindern zu
thun sey/ daß sie nicht stehlen lernen/ nehmlich:
Sie lehren ihnen die zehen Gebote GOttes fleis-
sig/ leiden nicht/ daß die Kinder parthiren lernen/
und wenn sie mercken/ daß ein Kind iemanden et-
was entwendet hat/ straffen sie es ernstlich drum/
und ziehen es zu allen guten auff. Ich will nicht
zweiffeln/ daß manche ihren Kinde die Nägel
zum erstenmahl abgebissen/ und hat doch wohl ei-
nen Dieb erzogen. Daher ist darauff nicht zu
trauen/ sondern eine gute Zucht/ Vermahnung/
Warnung und Straffe thut das heste; vor allen
aber GOttes gnädige Regierung/ welche durch
fleißig und gläubig Gebet zu erlangen ist.

Das

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
koͤnnet/ ſo macht es/ als wie man zu thun pfleget/
wenn man einen Maulwurff die Pfoten abbeiſ-
ſet/ nehmlich/ man wickelt die Pfoͤtgen in ein
Schnuptuch/ und beiſſet durch das Tuch durch/
und wenn ihr wollt/ koͤnnet ihr die Haͤndgen
eben auch abbeiſſen/ wie die Maulwurffs-Pfoͤt-
gen/ und mit an das Pater noſter hengen; ich
verſichere euch/ (weil ihr doch lieber naͤrriſchen
Mitteln als rathſamen nachhaͤnget/) daß eure
Kinder ſolcher geſtalt nicht werden ſtehlen. Und
dieſen Rath gebe ich nur denen thoͤrichten und a-
berglaͤubiſchen Muͤttern und Ammen. Die
Chriſtliche und Gott-gelaſſene Kinder-Muͤtter
aber/ wiſſen beſſer/ was bey denen Kindern zu
thun ſey/ daß ſie nicht ſtehlen lernen/ nehmlich:
Sie lehren ihnen die zehen Gebote GOttes fleiſ-
ſig/ leiden nicht/ daß die Kinder parthiren lernen/
und wenn ſie mercken/ daß ein Kind iemanden et-
was entwendet hat/ ſtraffen ſie es ernſtlich drum/
und ziehen es zu allen guten auff. Ich will nicht
zweiffeln/ daß manche ihren Kinde die Naͤgel
zum erſtenmahl abgebiſſen/ und hat doch wohl ei-
nen Dieb erzogen. Daher iſt darauff nicht zu
trauen/ ſondern eine gute Zucht/ Vermahnung/
Warnung und Straffe thut das heſte; vor allen
aber GOttes gnaͤdige Regierung/ welche durch
fleißig und glaͤubig Gebet zu erlangen iſt.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0064" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung/ derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
ko&#x0364;nnet/ &#x017F;o macht es/ als wie man zu thun pfleget/<lb/>
wenn man einen Maulwurff die Pfoten abbei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et/ nehmlich/ man wickelt die Pfo&#x0364;tgen in ein<lb/>
Schnuptuch/ und bei&#x017F;&#x017F;et durch das Tuch durch/<lb/>
und wenn ihr wollt/ ko&#x0364;nnet ihr die Ha&#x0364;ndgen<lb/>
eben auch abbei&#x017F;&#x017F;en/ wie die Maulwurffs-Pfo&#x0364;t-<lb/>
gen/ und mit an das <hi rendition="#aq">Pater no&#x017F;ter</hi> hengen; ich<lb/>
ver&#x017F;ichere euch/ (weil ihr doch lieber na&#x0364;rri&#x017F;chen<lb/>
Mitteln als rath&#x017F;amen nachha&#x0364;nget/) daß eure<lb/>
Kinder &#x017F;olcher ge&#x017F;talt nicht werden &#x017F;tehlen. Und<lb/>
die&#x017F;en Rath gebe ich nur denen tho&#x0364;richten und a-<lb/>
bergla&#x0364;ubi&#x017F;chen Mu&#x0364;ttern und Ammen. Die<lb/>
Chri&#x017F;tliche und Gott-gela&#x017F;&#x017F;ene Kinder-Mu&#x0364;tter<lb/>
aber/ wi&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;&#x017F;er/ was bey denen Kindern zu<lb/>
thun &#x017F;ey/ daß &#x017F;ie nicht &#x017F;tehlen lernen/ nehmlich:<lb/>
Sie lehren ihnen die zehen Gebote GOttes flei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig/ leiden nicht/ daß die Kinder parthiren lernen/<lb/>
und wenn &#x017F;ie mercken/ daß ein Kind iemanden et-<lb/>
was entwendet hat/ &#x017F;traffen &#x017F;ie es ern&#x017F;tlich drum/<lb/>
und ziehen es zu allen guten auff. Ich will nicht<lb/>
zweiffeln/ daß manche ihren Kinde die Na&#x0364;gel<lb/>
zum er&#x017F;tenmahl abgebi&#x017F;&#x017F;en/ und hat doch wohl ei-<lb/>
nen Dieb erzogen. Daher i&#x017F;t darauff nicht zu<lb/>
trauen/ &#x017F;ondern eine gute Zucht/ Vermahnung/<lb/>
Warnung und Straffe thut das he&#x017F;te; vor allen<lb/>
aber GOttes gna&#x0364;dige Regierung/ welche durch<lb/>
fleißig und gla&#x0364;ubig Gebet zu erlangen i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0064] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen koͤnnet/ ſo macht es/ als wie man zu thun pfleget/ wenn man einen Maulwurff die Pfoten abbeiſ- ſet/ nehmlich/ man wickelt die Pfoͤtgen in ein Schnuptuch/ und beiſſet durch das Tuch durch/ und wenn ihr wollt/ koͤnnet ihr die Haͤndgen eben auch abbeiſſen/ wie die Maulwurffs-Pfoͤt- gen/ und mit an das Pater noſter hengen; ich verſichere euch/ (weil ihr doch lieber naͤrriſchen Mitteln als rathſamen nachhaͤnget/) daß eure Kinder ſolcher geſtalt nicht werden ſtehlen. Und dieſen Rath gebe ich nur denen thoͤrichten und a- berglaͤubiſchen Muͤttern und Ammen. Die Chriſtliche und Gott-gelaſſene Kinder-Muͤtter aber/ wiſſen beſſer/ was bey denen Kindern zu thun ſey/ daß ſie nicht ſtehlen lernen/ nehmlich: Sie lehren ihnen die zehen Gebote GOttes fleiſ- ſig/ leiden nicht/ daß die Kinder parthiren lernen/ und wenn ſie mercken/ daß ein Kind iemanden et- was entwendet hat/ ſtraffen ſie es ernſtlich drum/ und ziehen es zu allen guten auff. Ich will nicht zweiffeln/ daß manche ihren Kinde die Naͤgel zum erſtenmahl abgebiſſen/ und hat doch wohl ei- nen Dieb erzogen. Daher iſt darauff nicht zu trauen/ ſondern eine gute Zucht/ Vermahnung/ Warnung und Straffe thut das heſte; vor allen aber GOttes gnaͤdige Regierung/ welche durch fleißig und glaͤubig Gebet zu erlangen iſt. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/64
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/64>, abgerufen am 21.11.2024.