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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung/ derer von super-klugen
sen kleinen Manne? Antwort: Ein Kerl mit
einer runtzelichen Stirn/ ein sauertöpffigter
Bruder-Mörder. Da siehet man wie der
Weiber ihr ungegründetes Vorgeben/ wohl ge-
gründet ist; iedoch baue ich noch nicht darauff/
weil auch damit noch nichts gewisses erwiesen
ist. Denn erstlich ist noch nicht ausgemacht/ ob
die Runtzeln die Länge/ oder die Qvere stehen
werden. Ich vermuthe zwar/ daß alle zugleich
verstanden werden/ als wie bey sehr alten Leuten
insgemein zu sehen; auff dergleichen Art aber/
wird Cain wohl nicht seyn beruntzelt gewesen/
sondern es wird sich mehrentheils die linea Sa-
tur nina
über der Nasen haben in mörrische Fal-
ten gelegt/ und die Augen-Brähmen werden
sich über die Augen zum Schatten begeben ha-
ben/ daß dadurch die übrigen Linien vielmehr
ausgedehnet und unsichbar gemacht/ oder in ei-
ne confusion gebracht worden seyn werden; auch
hat Eva ihren ersten Sohn Cain nicht einen al-
ten Mann genennet/ sondern/ sie erzehlte nur ih-
ren Adam in Freudigkeit/ wie sie nun hätte den
verheissenen Weibes-Saamen/ der der Schlan-
gen den Kopff zertretten würde/ welches Luthe-
rus verdeutscht hat: Denn Mann den Herrn.
Aber die gute Eva fande sich schändlich betrogen/
ja/ wenn Abel wäre die Schlange gewesen/ so
hätte Cain können in Ansehen bleiben; aber so

kam

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
ſen kleinen Manne? Antwort: Ein Kerl mit
einer runtzelichen Stirn/ ein ſauertoͤpffigter
Bruder-Moͤrder. Da ſiehet man wie der
Weiber ihr ungegruͤndetes Vorgeben/ wohl ge-
gruͤndet iſt; iedoch baue ich noch nicht darauff/
weil auch damit noch nichts gewiſſes erwieſen
iſt. Denn erſtlich iſt noch nicht ausgemacht/ ob
die Runtzeln die Laͤnge/ oder die Qvere ſtehen
werden. Ich vermuthe zwar/ daß alle zugleich
verſtanden werden/ als wie bey ſehr alten Leuten
insgemein zu ſehen; auff dergleichen Art aber/
wird Cain wohl nicht ſeyn beruntzelt geweſen/
ſondern es wird ſich mehrentheils die linea Sa-
tur nina
uͤber der Naſen haben in moͤrriſche Fal-
ten gelegt/ und die Augen-Braͤhmen werden
ſich uͤber die Augen zum Schatten begeben ha-
ben/ daß dadurch die uͤbrigen Linien vielmehr
ausgedehnet und unſichbar gemacht/ oder in ei-
ne confuſion gebracht worden ſeyn werden; auch
hat Eva ihren erſten Sohn Cain nicht einen al-
ten Mann genennet/ ſondern/ ſie erzehlte nur ih-
ren Adam in Freudigkeit/ wie ſie nun haͤtte den
verheiſſenen Weibes-Saamen/ der der Schlan-
gen den Kopff zertretten wuͤrde/ welches Luthe-
rus verdeutſcht hat: Denn Mann den Herrn.
Aber die gute Eva fande ſich ſchaͤndlich betrogen/
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[48/0070] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen ſen kleinen Manne? Antwort: Ein Kerl mit einer runtzelichen Stirn/ ein ſauertoͤpffigter Bruder-Moͤrder. Da ſiehet man wie der Weiber ihr ungegruͤndetes Vorgeben/ wohl ge- gruͤndet iſt; iedoch baue ich noch nicht darauff/ weil auch damit noch nichts gewiſſes erwieſen iſt. Denn erſtlich iſt noch nicht ausgemacht/ ob die Runtzeln die Laͤnge/ oder die Qvere ſtehen werden. Ich vermuthe zwar/ daß alle zugleich verſtanden werden/ als wie bey ſehr alten Leuten insgemein zu ſehen; auff dergleichen Art aber/ wird Cain wohl nicht ſeyn beruntzelt geweſen/ ſondern es wird ſich mehrentheils die linea Sa- tur nina uͤber der Naſen haben in moͤrriſche Fal- ten gelegt/ und die Augen-Braͤhmen werden ſich uͤber die Augen zum Schatten begeben ha- ben/ daß dadurch die uͤbrigen Linien vielmehr ausgedehnet und unſichbar gemacht/ oder in ei- ne confuſion gebracht worden ſeyn werden; auch hat Eva ihren erſten Sohn Cain nicht einen al- ten Mann genennet/ ſondern/ ſie erzehlte nur ih- ren Adam in Freudigkeit/ wie ſie nun haͤtte den verheiſſenen Weibes-Saamen/ der der Schlan- gen den Kopff zertretten wuͤrde/ welches Luthe- rus verdeutſcht hat: Denn Mann den Herrn. Aber die gute Eva fande ſich ſchaͤndlich betrogen/ ja/ wenn Abel waͤre die Schlange geweſen/ ſo haͤtte Cain koͤnnen in Anſehen bleiben; aber ſo kam

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/70>, abgerufen am 21.11.2024.