Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen erweisen. Nun aber wird damit nichts erwiesen/wenn die Weiber sagen/ es hätten zwey Säug- Ammen zugleich mit ein an der getruncken/ so hät- te eine die Milch verlohren. Es kan leicht ein Weib/ das ein stillendes Kind hat/ die Milch ver- lieren/ es folgt des wegen nicht/ daß eine andere/ die mit jener zugleich getruncken hat/ solche ihr abgetruncken habe. Ich sage/ wenn dieses angien- ge/ so wäre es ein herrlich Mittel vor diejenigen Weiber/ welche ihre Kinder entwöhnen wollen/ diese dürfften nur eine der andern gute Wort ge- ben/ die ohne dem nicht viel Milch hätte/ daß sie käme und auff solche Art ihnen die Milch/ wel- che sie sonst ohne dem drücken und ängstigen wür- de/ abträncke; alleine/ weil ich noch niemahls gehöret habe/ daß eine auff diese Art habe Linde- rung gesucht/ so will mir es auch nicht in meinen Kopff/ daß etwas an dem gantzen Fürgeben wahr sey. Es trincket ja auff solche Weise keine aus des andern Kruge/ sondern/ wenn zwey zu- gleich trincken/ so muß eine iede ihr absonderlich Trinck-Geschirr haben/ kan demnach nicht auff eine solche magnetische Art durch einen Zug voll- bracht werden/ als ob die eine etwas von ihrem Speichel hätte ins Geschirr gebracht/ den die andere einträncke/ und also per Sympathiam der ersten ihre Milch an sich zöge. Nein/ es ist in iedweder ihrem Geschirr absonderlich Ge- träncke/
Unterſuchung derer von ſuper-klugen erweiſen. Nun aber wird damit nichts erwieſen/wenn die Weiber ſagen/ es haͤtten zwey Saͤug- Ammen zugleich mit ein an der getruncken/ ſo haͤt- te eine die Milch verlohren. Es kan leicht ein Weib/ das ein ſtillendes Kind hat/ die Milch ver- lieren/ es folgt des wegen nicht/ daß eine andere/ die mit jener zugleich getruncken hat/ ſolche ihr abgetruncken habe. Ich ſage/ wenn dieſes angien- ge/ ſo waͤre es ein herrlich Mittel vor diejenigen Weiber/ welche ihre Kinder entwoͤhnen wollen/ dieſe duͤrfften nur eine der andern gute Wort ge- ben/ die ohne dem nicht viel Milch haͤtte/ daß ſie kaͤme und auff ſolche Art ihnen die Milch/ wel- che ſie ſonſt ohne dem druͤcken und aͤngſtigen wuͤr- de/ abtraͤncke; alleine/ weil ich noch niemahls gehoͤret habe/ daß eine auff dieſe Art habe Linde- rung geſucht/ ſo will mir es auch nicht in meinen Kopff/ daß etwas an dem gantzen Fuͤrgeben wahr ſey. Es trincket ja auff ſolche Weiſe keine aus des andern Kruge/ ſondern/ wenn zwey zu- gleich trincken/ ſo muß eine iede ihr abſonderlich Trinck-Geſchirr haben/ kan demnach nicht auff eine ſolche magnetiſche Art durch einen Zug voll- bracht werden/ als ob die eine etwas von ihrem Speichel haͤtte ins Geſchirr gebracht/ den die andere eintraͤncke/ und alſo per Sympathiam der erſten ihre Milch an ſich zoͤge. Nein/ es iſt in iedweder ihrem Geſchirr abſonderlich Ge- traͤncke/
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Unterſuchung derer von ſuper-klugen
erweiſen. Nun aber wird damit nichts erwieſen/
wenn die Weiber ſagen/ es haͤtten zwey Saͤug-
Ammen zugleich mit ein an der getruncken/ ſo haͤt-
te eine die Milch verlohren. Es kan leicht ein
Weib/ das ein ſtillendes Kind hat/ die Milch ver-
lieren/ es folgt des wegen nicht/ daß eine andere/
die mit jener zugleich getruncken hat/ ſolche ihr
abgetruncken habe. Ich ſage/ wenn dieſes angien-
ge/ ſo waͤre es ein herrlich Mittel vor diejenigen
Weiber/ welche ihre Kinder entwoͤhnen wollen/
dieſe duͤrfften nur eine der andern gute Wort ge-
ben/ die ohne dem nicht viel Milch haͤtte/ daß ſie
kaͤme und auff ſolche Art ihnen die Milch/ wel-
che ſie ſonſt ohne dem druͤcken und aͤngſtigen wuͤr-
de/ abtraͤncke; alleine/ weil ich noch niemahls
gehoͤret habe/ daß eine auff dieſe Art habe Linde-
rung geſucht/ ſo will mir es auch nicht in meinen
Kopff/ daß etwas an dem gantzen Fuͤrgeben
wahr ſey. Es trincket ja auff ſolche Weiſe keine
aus des andern Kruge/ ſondern/ wenn zwey zu-
gleich trincken/ ſo muß eine iede ihr abſonderlich
Trinck-Geſchirr haben/ kan demnach nicht auff
eine ſolche magnetiſche Art durch einen Zug voll-
bracht werden/ als ob die eine etwas von ihrem
Speichel haͤtte ins Geſchirr gebracht/ den die
andere eintraͤncke/ und alſo per Sympathiam
der erſten ihre Milch an ſich zoͤge. Nein/ es iſt
in iedweder ihrem Geſchirr abſonderlich Ge-
traͤncke/
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