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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
mit wenigen vergnügt sind/ als wie auch die
Schwalben/ so vertragen sich die Haußgenossen
desto besser mit dem Wirthe/ und wird demnach
solche Haußhaltung desto friedsamer und glück-
licher geführet; die Schwalben reinigen die
Wohnung von Fliegen/ Spinnen und Unge-
zieffer/ womit sonst die Bauern sehr beschweret
werden/ dahero diese Vögelgen denen Bauern
gar angenehm sind. Was aber ferner den Sper-
ling anlanget/ so giebt der vorhabende Glau-
bens-Punct zu verstehen/ das es Glück bedeute/
wo die Sperlinge einnisteten. Alleine/ ich glau-
be daß das vermeynte Glück wohl nur auff fol-
gende weise mag zu verstehen seyn; nehmlich:
Wo viel zu verlieren ist/ da findet sich auch viel
diebisch Gesinde ein. Bey reichen Leuten gehet
es gemeiniglich auch reich zu in der Haußhal-
tung/ da denn mancher Diebs-Vogel sich mit
dabey nähret. Der diebische Sperling findet in
reicher Leute Höfen zu fressen genung/ dahero er
auch daselbst Herberge suchet/ und auch leicht fin-
det; denn weil diese duckmäufichte Diebs-Vö-
gel nicht frey und auffrichtig wandeln/ wie die
Schwalben/ die ohne Complimenten ihre Ne-
ster öffentlich vor iedermanns Augen auffbauen/
sondern sie hüpffen hin und her/ als wäre es ih-
nen um nichts zu thun/ und marchiren/ ehe sichs
iemand versiehet/ in die Lufft-Löcher/ welche ge-

wöhn-

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
mit wenigen vergnuͤgt ſind/ als wie auch die
Schwalben/ ſo vertragen ſich die Haußgenoſſen
deſto beſſer mit dem Wirthe/ und wird demnach
ſolche Haußhaltung deſto friedſamer und gluͤck-
licher gefuͤhret; die Schwalben reinigen die
Wohnung von Fliegen/ Spinnen und Unge-
zieffer/ womit ſonſt die Bauern ſehr beſchweret
werden/ dahero dieſe Voͤgelgen denen Bauern
gar angenehm ſind. Was aber ferner den Sper-
ling anlanget/ ſo giebt der vorhabende Glau-
bens-Punct zu verſtehen/ das es Gluͤck bedeute/
wo die Sperlinge einniſteten. Alleine/ ich glau-
be daß das vermeynte Gluͤck wohl nur auff fol-
gende weiſe mag zu verſtehen ſeyn; nehmlich:
Wo viel zu verlieren iſt/ da findet ſich auch viel
diebiſch Geſinde ein. Bey reichen Leuten gehet
es gemeiniglich auch reich zu in der Haußhal-
tung/ da denn mancher Diebs-Vogel ſich mit
dabey naͤhret. Der diebiſche Sperling findet in
reicher Leute Hoͤfen zu freſſen genung/ dahero er
auch daſelbſt Herberge ſuchet/ und auch leicht fin-
det; denn weil dieſe duckmaͤufichte Diebs-Voͤ-
gel nicht frey und auffrichtig wandeln/ wie die
Schwalben/ die ohne Complimenten ihre Ne-
ſter oͤffentlich vor iedermanns Augen auffbauen/
ſondern ſie huͤpffen hin und her/ als waͤre es ih-
nen um nichts zu thun/ und marchiren/ ehe ſichs
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[317/0141] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. mit wenigen vergnuͤgt ſind/ als wie auch die Schwalben/ ſo vertragen ſich die Haußgenoſſen deſto beſſer mit dem Wirthe/ und wird demnach ſolche Haußhaltung deſto friedſamer und gluͤck- licher gefuͤhret; die Schwalben reinigen die Wohnung von Fliegen/ Spinnen und Unge- zieffer/ womit ſonſt die Bauern ſehr beſchweret werden/ dahero dieſe Voͤgelgen denen Bauern gar angenehm ſind. Was aber ferner den Sper- ling anlanget/ ſo giebt der vorhabende Glau- bens-Punct zu verſtehen/ das es Gluͤck bedeute/ wo die Sperlinge einniſteten. Alleine/ ich glau- be daß das vermeynte Gluͤck wohl nur auff fol- gende weiſe mag zu verſtehen ſeyn; nehmlich: Wo viel zu verlieren iſt/ da findet ſich auch viel diebiſch Geſinde ein. Bey reichen Leuten gehet es gemeiniglich auch reich zu in der Haußhal- tung/ da denn mancher Diebs-Vogel ſich mit dabey naͤhret. Der diebiſche Sperling findet in reicher Leute Hoͤfen zu freſſen genung/ dahero er auch daſelbſt Herberge ſuchet/ und auch leicht fin- det; denn weil dieſe duckmaͤufichte Diebs-Voͤ- gel nicht frey und auffrichtig wandeln/ wie die Schwalben/ die ohne Complimenten ihre Ne- ſter oͤffentlich vor iedermanns Augen auffbauen/ ſondern ſie huͤpffen hin und her/ als waͤre es ih- nen um nichts zu thun/ und marchiren/ ehe ſichs iemand verſiehet/ in die Lufft-Loͤcher/ welche ge- woͤhn-

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/141>, abgerufen am 23.11.2024.